Wafrös alemannische Dialektik vom 12. Mai 2010

Am Mäntig isch d Lioba Bölle, geborene Sauter uf unserm Waldfriedhof beerdigt wore. Sie war ä echts Schtuck Singe und mit ihre isch ä echts Schtuck vu unserm Singe wegbroche. Anno 1926 isch se do uf d Welt kumme, als Tochter vum Zahnarzt Sauter und seinere Frau Lioba.
D Mamme war ä begabte Lehrerin und hot vier Kinder ghet. De Heini isch gfalle, de Hans isch Arzt wore und de Wolf Architekt und "Poppele." D Schweschter Lioba hot min erschte Fasnetschlager "S goht degege" arrangschiert, weil se nämlich nochem Abitur in Karlsrueh Musik schtudiert hot und d Musik i allene Schparte, hot se ä Läbe lang begleitet. Sie hot als Klavierlehrerin en Hufe Schüeler unterrichtet und hots verschtande, däne Kinder iber die Afangslangweile wägz'hälfe, bis denn d Begeischterung fir's musiziere kunnt. Nochem Schtudium hot se glei ghürote und nadierlich au ä Singemer Urgeschtein, de Alexander Bölle und die Ehe hot 57 Johr ghebt, bis d Liobe etz hot go mösse. Drei Kinder hond se, s Bölles, ä Tochter und zwä Buebe, ä Jurischtin und zwä Mediziner. Wo die Mei und i vu Konschtanz noch Singe zoge sind, wared mir nadierlich weng fremd i dem Schtädtle. Eines Tages hon i Harmonika gschpillt und s Fänschter off ghet. Uf omol schellets und ä junge nette Frau schtellt sich vor, als Lioba Bölle, sie sei unsere Nochbere. Mer sind denn glei bi de Musik glandet und am Tag druf waremer bi s Bölles eiglade, die Mei und i und die Freundschaft hot ghebt bis hüt. Etz war vor allem die Mei nume so verlore i dere neie Umgebung.
S hot sich denn en Schurfix ergäbe, weil mer jede Woch mitenand de Joachim Ernst Behrendt mit sinere Jazz-Sendung aagloset hond, weil die Art vu Musik uns mordsmässig gfalle hot. D Lioba und de Alex sind do richtig zweigleisig gfahre, weil die ei Hälfte vu ihrem Herz im Jazz ghört hot und die ander i de sogenannte Klassik. Ko Konzert hond se usgloh, die Bölles und de Kulturschef Dr. Berner hot scho länger hälinge mit de Liobe grechnet. 1965 isch se i de Kulturbeirat kumme, d Lioba und hot sich uf d Singemer Kammermusik feschtglegt. Des isch ihre Schpezialgebiet wore und 33 Johr lang hot se a dem Problem gschafft und sich eigsetzt oder wie se hüt saged, eibrocht sodass Singe in Sache Kammerkonzerte ä Niwo erreicht hot, wo au bedeutende Musiker gloset hond, wenn de Name Singe oemeds gfalle isch. Drei Johrzehnte hot se d Musiker ausgsuecht und wenn se denn kumme sind, hot se die Dame und Herre mit hom gnumme und hot mit ihrem persönliche Einsatz defir gsorgt, dass die Kinschtler en guete Eindruck vu dere Induschtrieschdadt mit hom nämed. Fir unzählige Musiker war d Lioba Bölle "Singen" und unsere schnuckelige Kunschthalle, wo sich fir Kammerkonzerte hervorragend g'eignet hot, war de andere Teil und beide Teil hond so guet zämme passt, dass unser Schtädtle in Musikerkreise en guete Klang griegt hot. Nix kunnt vunim selber und mer moss anere Sach drabliibe, wenn's am End ebbes wäre sott.
De Alex hot schpät no Querflöte glernt und sie hond fescht mitenand musiziert und au mol öffentlich und au mol ä kläs Konzertle gäbe. Im Bölle-Haus war alleweil Musik, bis se im Alter mit ihre Schmerze buchschtäblich i d Knie gange isch, ersch denn isch de Flügel im Wohnzimmer schtumm wore. Sie hot aber no i de Schtadthalle gholfe, d Akkuschtik verbessere. Jetzt isch se bi de himlische Heerschare, die wäred froh si, wenn se wieder mol ä aschtändige Verschtärkung grieged!

Von Walter Fröhlich

Autor:

Redaktion aus Singen

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