Wafrös alemannische Dialektik vom 12. Juli 2006
Vor kurzem hon i mol inere Dialektik gschriebe, i dät mol erkläre, wäge warum d'Radolfzeller den Schpitzname »Hannoke« hond und etz dribeliered ä paar a'mer rum, i soll des etz doch endlich mol schriibe und drum schriib i'setz. Mer derf aber um Himmelswille it glaube, dass i so en gschiide Mensch sei, weil i sotte Sache woss. Wenn de Dr. Herbert Berner selig it gsi wär, denn dät i des au it wisse. De sell hot nämlich anno 1952 ä Büechle iber Radolfzell gschriebe und do moß i nu s'Wichtigscht vu dem Hannoke-Artikele is Alemannisch ibersetze. S isch um 1800 gsi, do war de Buur, Bierbrauer und Wiihändler Theopont Müller de reichscht Bürger vu Radolfzell. Etz hot'er aber fir sin große Betrieb it gnueg eiheimische Arbeiter finde känne, no hot'er sich under de Vermittlung vum Kloschter Weingarte böhmische Arbeiter, »Hannaken«, kumme loo. Der Volksschtamm wohnt i de Hannakei, südlich vu Ölmütz, wo des Flüssle »Hanna« fließt. Dert giit's hüt no Kinder, wo uf de Vorname »Hannak« tauft wäred. Vu däne böhmische Hannake sind ä paar z'Radolfzell hange bliebe, weil se schwäbische Mädle us de Gegend vu Zwiefaltendorf a de Homfahrt ghinderet hond. Selle Mädle sind all Johr ufeme Leiterwage uf Radolfzell gholet wore, weil mer se als Erntehelferine brucht hot. Etz hond also Hannake so Schwobemädle ghürote. Die junge Ehepäärle hond zerscht i de Seeschtroß näbem Ritterschaftshus gwohnt, aber de Müller hotene denn i de Höllschtroß und i de Löwegass Hüser baut, und weil se fleißig und schparsam gsi sind, hond's die Hannake richtig weit brocht und wared als Bauere und Handwerker wohl aagsähne Radolfzeller Bürger. Dass denn us »Hannake« allmählich »Hannoke« wore sind, liit eifach do dra, dass mir i unserm Dialekt scho vu jeher Buechschtabe oder ganze Wörter ummodled. Des isch also die wisseschaftliche Siite vu de Entschtehung vu de »Hannoke«. Etz giit's aber no ä andere Gschicht, wo im Volk kursiert. Die isch it wisseschaftlich, oder wie se hüt saged »verifizierbar«,aber saumäßig schä und s'wär grads chad, wemmer se it au wiedermol verzelle dät, damit se wieder fir ä Ziitlang is Bewusstsei kunnt und it ganz verlore goht. Bekanntlich wared die erschte Kurgäscht z'Radolfzell Norddeutsche, zu däne mer de Eifachheit halber »Preuße« gset hot (wobei inere Liggeringer guete Wirtschaft d'Wirtin, wo aber ä Möggingere isch, gmont hot, dass die alte Radolfzeller it »gset«, sondern »gseit« sage däted!). Die Bezeichnung »Preuße« hot sich uf alle Fäll ghalte, fir alle, wo noch de Schrift schwätzed. Etz hond also sotte Preuße-Kurgäscht ame schäne warme Summerobed no en Schpaziergang gmacht, zum Seetor use, gege d'Schiffslände abe, aber die Sauschnooke hond sich uf die Kurgäscht gschtürzt wie närrsch, weil'ene des Preußebluet wahrscheinlich mordsmäßig gschmeckt hot. Wie verruckt hond se um sich gschlage, die Kurgäscht, und sind buechschtäblich gflohe, ihrne Hotel zues. Underwegs sind se im Schtadtbüttel begegnet. Des waren Kriegsveteran, wo nu no on Fueß ghet hot und zu allem na au no en Schprochfehler. Er hot nämlich ko »Sch« sage känne. Etz hond die »Preußegäscht« den arme Kerle beschtürmt, was denn das für entsetzliche Blutsauger seien, die einem überfallen und stechen würden. Und wa hot der Schtadtbüttel anders sage känne, als »Ha Nooke!« Etz ka sich jeder entscheide, ob er's gern hischtorisch hett, oder ob ihm die Gschicht ussem Volk besser gfallt.
Von Walter Fröhlich
Autor:Redaktion aus Singen |
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