Wafrös alemannische Dialektik vom 11. Juli 2007

Mir Deitsche sind saumässig wisseschaftsgläubig. Uns ka mer de letzschte Scheiss vorsetze, mir glaubed alls, wenn uf eme Babier schtoht, »wisseschaftlich erprobt, oder erwiese.« Des fangt bi de Reklame a und goht iber alls, wa me liest. Wenn denn im Fernsäeh oder im Radio en sogenannte Wisseschaftler ebbes behauptet, no glaubed mir des. Etz isches aber wisseschaftlich erwiese, dass'es Wisseschaftler giit, wo granatemässige Armleichter sind. S giit vor allem Wisseschaftler, wo gar kone sind und vu sellene wo sottige sind, giits nadierlich au sotte und sotte, aber s giit halt meh sotte als sotte. Au bi vill, wa useme wisseschaftliche Inschdidut kunnt sott mer weng vorsichtig sei, weil au do it alls ä Evangelium isch. Ibrigens händled se au scho lang driber, wa ide Evangelie hischtorisch isch und wa it, die Wisseschaftler und grad i dem Punkt wird »wisseschaftlich erwiesene« Bledsinn verzapft, dasses im Deifel gruset. Etz hond se wieder ebbes entdeckt, unsere Hischtoriker, dass nämlich de Martin Walser, de Siegfried Lenz und de Dieter Hildebrandt, NS-Parteimitglieder gsi seied. Bi sogenannte Reschersche iber die Flakhelfer-Generazion seied pletzlich Underlage uftaucht. Ibrigens heisst FLAK Flieger-Abwehr-Kanone und a die hot mer i de letzschte Kriegsjohr Buebe und au Mädle anegschtellt, wo grad fufzehne bis sechzehne gsi sind. Die hond derfe (müsse!) die Kanone und Scheinwerfer und des Abwehrzügs bediene. Die hot mer us de Hitlerjugend eifach eizoge und vill hond müsse bi däne Bombeangriff (siehe Friedichshafe!) ihre Läbe losse. Mer isch domols als junge Mensch it gfroget wore, sondern s hot eigfach gheisse »Führer befiehl, wir folgen dir!« So isches au teilweis gange mit em Eintritt i d NSDAP, also i d Partei. Pletzlich war'sch dine und hosches garit gwisst, wie de Walser, de Lenz und de Hildebrandt. Alle drei behaupted, sie hetted nie en Ufnahmeantrag underschriebe und sie hetted ko Ahnung ghet, dass se Parteigenosse gsi seied. Aber d Wisseschaft wosses besser. De Abteilungsleiter vum Bundesarchiv »bezweiflet« wa die drei saged, weil nämlich bekannt sei, daß Anträge mit eigehändiger Underschrift nötig gwäse seied, suscht wär mer it i d Partei ufgnumme wore. Au de Hischtoriker M. B. vum Inschtidut fir Zeitgeschichte mont, daß ä Ufnahm i d Partei ohne Underschrift »unwahrscheinlich« sei. De Dieter Hildebrandt hot denn d Erklärung glieferet: Sämtliche Luftwaffehelfer, also die Johrgäng 1926 und 27 sind automatisch i d Partei ibernumme wore. Des hot de Reichsjugendführer (Axmann) seinem »Führer« zum 55ste Geburtstag zum Gschenk gmacht. Des hond die drei it emol gwisst, dass sie ä Geburtstagsgschenk fir de Führer wared. Aber etz woss mer's a Hand vu Underlage iber d Flakhelfer, dass die drei Parteimitglieder wared, obwohl se nint devu gwisst hond. (Alle »ehrwürdige« seied ibernumme wore, isch i de Zeitung gschtande. Alle »Wehrwürdige« wär richtig. On Buechschabe z wenig und scho isch die ganz Wisseschaft im Eimer!) Under uns gsagt, mi dät nu brennend intressiere, wa se no alls usegrieged, wenn mol de letzscht vu unserne Johrgäng gschtorbe isch und nix meh korrigiere ka. Do kummed se denn wahrscheinlich mol dehinder, dass de Schutzengelebund und de Kindheit-Jesu-Verein eigentlich Geheimorganisazione vu de SS wared. I wär des aber nie erfahre, weil's mi denn nume giit. Sie wäred denn au wisseschaftlich undermaueret feschtschtelle, dass mei Schreiberei gar ko Alemannisch sei, sondern en hinterindische Dialekt. Mir ka's gliich si, Hauptsach wär fir mi, dass sich d »Wisseschaft« doch no mit mir beschäftigt hot!

Von Walter Fröhlich

Autor:

Redaktion aus Singen

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