Wafrös alemannische Dialektik vom 11. Januar 2006
I ka mer it helfe, aber des mit some Johreswexel isch scho weng ä uheimliche Sach. Do druckt mer sich d Händ, oder druckt den oder die, wo grad vor am schtoht und winscht sich gegeseitig »ä guet's Neu's« oder »en gute Rutsch« und des seit me halt so, weil's alleweil so gsi isch und wohrschinli so bliebe wird. Menkmol gond sottige Winsch glei in Erfillung. So isch beischpielsweise die Mei glei guet grutscht und zwar ufem Deppich und hot sich bim Keie zwä Rippe broche. De erscht, wo am Neujohrsmorge a gruefe hot, der hot die obligatorische Frog gschtellt, »so honders guet agfange?« I some Fall kasch denn nu sage, »hojo, s goht nint iber en guete Rutsch!« Denn liest mer im neie Johr, genau wie im alte sei Zeitung und erfahrt, dass sich i de Silveschternacht zwei Schwiizer und zwei Hegauner enander d Gosch verhaue hond und en Vadder hot mit sim Sohn ä Wohnung gschtürmt und die Gäscht verhaue. Ersch wod Bolizei mit eme Hund und mit Pfeffersprei kumme isch, sind se scheint's usenand gange. Denn hot mer erfahre, dass d Russe de Ukrainer de Gashahne zuedrilled und in Sidney z Auschtralie hond se s gröscht Feierwerk vu de ganze Welt abbrennt. Z Rio de Janeiro hond se 25 Tonne Feierwerksbulver verschosse und z Konschtanz hot en Wirt welle junge Kerle ussem Lokal weise, no hotem on vu däne ufs Maulghaue. Etz bi de Schanzeschpringer isches grad umkehrt. Die haued sich im geischtige Sinn selber, damit se »Adler der Lüfte« bliibed. »Nur wer sich quält, der zählt« hot oner gset, wo mer se intervijut hot, die Helde der Luft, wobei se feschtgschtellt hond, »Alt springt gut«. Alt isch zum Beischpiel etz scho seller Martin Schmitt mit sine siebenezwanzge. Won i denn zur Kontrolle wiedermol ufs Geburtsdatum vu mim Personaluswiis glueget hon, no isch mer's vorkumme, al ob's mi scho lang nume gäb. Am Tag druf isches au im neie Johr bereits wieder zuegange wie im alte. Z Bad Reichehall isch die Decke vunere Eislaufhalle under de Schneelascht zämmebroche und dodebi sind wieder Mensche ums Läbe kumme. Ein 73-jährige Ma, wo z Moskau wohnt, hot sei Gschicht verzellt und do kriegt mer ä Gänsehut, wemer se liest. Er hot zu de »Wolfskinder« ghört. Des sind selle, mer schätzt iber 10000, wo z Oschtpreuße uf de Flucht d Eltere verlore hond un dase schier verhungeret im Land rumgirret sind. Des war firchtiger und schlimmer als die »Zwangsräumung« vu sellene, wo d Miete nume hond zahle känne und sich it grührt hond, bis de Grichtsvollzieher vor de Türe gschtande isch. Aber au des isch schlimm gnueg. Agsichts vu dem Hufe Lüt wo um uns rum all ärmer wered, kännt om d Luscht beischpielsweis uf d Fasnet direkt verleide. Wa sollmer au Freud ame Narretreffe hon, wenn de Grichtsvollzieher vor de Türe schtoht und sie om de Küehlschrank und de Kuchekaschte uf d Schtroß schtelled? Jo und des liit mer au scho ä Wiile uf de Läber: Noch dem Motto, nix wie furt mit dem Alte, hond se zum Beischpiel it nu unsern Landesvadder Erwin vum Schtuehl glupft, sondern zum Beischpiel au de Karle Moik vum Musikanteschtadel. I de Neujohrsnacht hoter sin Stadel zum letzschte Mol dirigiere derfe, denn sueched se en Junge, die Saubande! Er hot denn noch de Sendung ä Schlägle kriegt. Alle däne Abservierer, wo sich so ewig jung vorkummed, wünsch i etz scho möglichscht vill guete Rutsch, bis mer se au usewirft. Selle aber, wo die Dialektik all no treu und gern läsed, winsch i ä große Porzion Gsundheit und ä dick's Paket Seelefriede, denn dodemit kunnt mer guet iber d Runde.
Von Walter Fröhlich
Autor:Redaktion aus Singen |
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