Wafrös alemannische Dialektik vom 11. April 2007
Im Schwarzwald, im Achertal, hon ien ganz große Kolleg, wo au Mundart schreibt und wie guet. Er isch en Filosof und kon Filusof wie i. Unsern Präsi Walter Möll hot'en scho mol zu uns noch Singe gholet. Er isch Religionslehrer und nennt sich »Nepomuk der Bruddler«. Wer i sine herrliche Gschichtle guckt, der hot des Gfihl, dass »bruddle« zu sim Element ghört und i hon so s'Gfihl, als ob des bi mir genauso wär, bsunders i de letzschte Ziit. I glaub nämlich, dass i au en echte Bruddler bin. Des wird mir min große Kolleg im Schwarzwald verzeihe, des isch jo ko Plagiat, i will'en jo it nochmache. Bruddler hot's iberall, weil's die nämlich brucht, weil die zunere räete Demokratie ghöred. Wami zum Beischpiel zum Bruddle bringt, des isch die Tatsach, dass me i de Zeitung, usser bi de Bolidiker, bi de Name alle Titel weg losst. Wenn ebber de Doktertitel hot, no lond se den weg. Der oder die isch nume Dr. Müller, sondern nu de Herr Müller, viellicht au nu no de Müller. Bi de Professore mached se's genauso. Obwohl de korrekte Name Prof. Dr. med. Müller heiße mößt, wenn's en Mediziner isch und it ebbes anders. De akademische Titel ghört zum Name, er isch sogar en Beschtandteil vum Name. So war's wenigschtens bis i unser Johrhundert, aber no lang it all's, wa se so schtillschweigend glöscht hond, isch en Fortschritt, sondern ghört zu de kulturelle Verwahrlosung. I mon halt, des hett ebbes mit de »Würde des Menschen« z'tued und do schtoht doch i unsere Verfassung, die sei unantaschtbar. Wer ime andere nimmt, wa der sich erarbeitet und verdient hot, der verletzt doch dem sei Würde. Isch etz des richtig bruddlet oder it? Des isch au so en neumodische Furz, dass mer Ordensfraue nume als »Schweschter« aaschpricht, sondern als Frau sowieso. D Schweschter Regina isch etz nume d'Schweschter Regina, sondern d'Frau Erna Zeidler. Die Ordensfraue hond aber ihren bürgerliche Name abglegt und wänd mit ihrne Ordensname aagschproche wäre. Nu ka me des vill vu de Hütigeit klarmache, weil die nume wissed, wa en Orde isch und scho glei garit, wa ä »Schwester« isch. S'klingt aber i de Ohre vunere Ordensfrau weng komisch, wenn ä Schprechschtundehelferin rueft »Frau Erna Zeidler bitte«, anschtatt »Schwester Regina bitte«. I woß, dass des bim jetzige Personal Probleme giit, aber irgendebber moß doch dem Multikultiteam beibringe, dass'es bi uns i de Republik no so ebbes giit wie religiöse Gemeinschafte vu Fraue und Männer, wo mit ihre Religion Ernscht mached und wo bim Eitritt ide Orde de Familiename ableged und en neie Name aanähmed. Der Bledsinn breitet sich au scho i de Krankehüser aus. Au do saged se etz zum Teil scho »Frau« anschtatt Schweschter. Debei wird des mit »Frau« all schwieriger, weil de Name vu Schweschtere us Kasachstan, Indien, Armenien oder Polen under Umschtänd fir uns it so ganz leicht zum Usschpreche isch. Wa mi aber richtig zum Bruddler macht, des isch die Tatsach, dass vill hüt garnume wissed, wa ä Schweschter isch. Ä Schweschter als Ordensfrau oder Krankeschweschter sott mir so noh sei wie ä leibliche Schweschter. S giit doch ko schäners Wort fir en Mensch wo mir beischtoht, wenn's mir dreckig goht. Ä Schweschter isch jo fascht scho ä Mamme, und wenn's denn so ä richtige Schweschter isch, wie sottige, wo i kenneglernt hon, als Bue im Konschtanzer Krankehaus, im Lazarett, in Singe im Katheterlabor und uf Schta-ion, des wared doch it »Frau Luchter, Frau Klebisch und Frau Zrubic«. Des wared »Schweschter Doris, Schwester Gertrud und Schweschter Inge«. Und do, wo i de Name hon it ausschpreche känne, do hon i nu Schweschter gset oder gseit und war glücklich und dankbar, dass se do war, dass se um mi rum war, dass se kumme isch, wenn i hon schelle möße. Z Basel, wo die Mei sechs Woche lang bewusstlos war, do wared se do, die Engel ohne Flügel, und drum isch fir mi ä Schweschter it ä Frau XY, sondern äbe ä Schweschter. Wer die Bruddlerei it verschtoht, dem ka i nu sage, »Wenn ihr's nicht fühlt ...« I hon au wieder bruddlet wäge dere Engener Ausschtellung iber »Neue Wege christlicher Kunst«. Do hondse im Vorfeld gschriebe vum »Peter Lenz« und vum »Jakob Wüger«. Fürm i wared des alleweil de »Pater Desiderius Lenz« und de »Pater Gabriel Wüger«. Wenn se nämlich die benediktinische Welt it känneglernt hetted, no wäred se it uf »Neue Wege christlicher Kunst« kumme. It de Peter Lenz und de Jakob Wüger hond die Beuroner Kunscht gschaffe, sondern de Pater Desiderius Lenz und de Pater Gabriel Wüger OSB. De Adolf Krebs, also de Pater Paul und de Jan Verkade, de Pater Willibrord, hond no dezue ghört und i hon derfe als vierzehjährige Bue den berühmte P. Willibrord Verkade uf sinere Zelle bsueche. Er isch ufeme Bänkle am Kachelofe gsässe und hot de Rosekranz betet. Schpäter hon i sine Büecher gläse: »Die Unruhe zu Gott« und »Der Antrieb ins Vollkommene«. Do ischmer's denn klar wore, dass i en große Europäer no persönlich hon kännelerne derfe. Aber s'war it de Herr Jan Verkade, sondern de Pater Willibrord Verkade OSB.
Von Walter Fröhlich
Autor:Redaktion aus Singen |
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