Wafrös alemannische Dialektik vom 10. Dezember 2008
Wenn ä Johr im End zuegoht, macht mer so Sache, wo me suscht it macht, weil se nu am Johreswechsel netig sind und one vu däne Beschäftigunge, des isch de alt Kalender uf de nei Kalender ibertrage. S giit nämlich en Hufe Täg, wo me au im neie Johr a ebbes denke sott, wa me it vergässe derf und s Wichtigscht dodevu sind die Geburtstäg, wo me all wieder mol vergisst, wenn se it im Kalender schtond. Genau des isch der Punkt, wo mi all Johr meh kränkt, je älter i wär, weil i mit zunähmendem Alter all wieder mol ä falschs Datum eitrag, oder ons vergiss. S hot im wahrschte Sinn de Deifel gsäeh, mit däne Ibertragunge. I ka me no so konzentriere, all wieder mol rutscht mer en Name i de falsch Tag, oder i vergissen, ohne dass i's merk. S giit aber nix Schlimmer's, als en Geburtstag vergässe, weil des Geburtstagskind, wa au en Bledsinn isch, weil ebber mit fufzge ko Kind meh isch, weil des denn mont, mer häb Ihn oder Sie bereits abgschriebe, weil me de Geburtstag vergässe hot. Debei hot mer'n garit vergässe, me hot nu vergässe, dass mer'n i de nei Kalender ibertragt. Mer ka sich in Gottsname nume alle Termin merke, weil's mit zunähmendem Alter all no meh wäred und denn nähmed vor allem au die Kreizle zue, wo hinder de Name kummed, wenn des Betreffende gschtorbe isch. I hon do ä Methode entwicklet, wo Klarheit schafft. Hinder allene Geburtstäg mach i ä Schternle, und wenn des Betreffende nume under uns isch, no griegt's ä Kreizle. Zum Beischpiel hot grad hüt de Hans Geburtstag. Der läbt no, obwohl er genauso alt isch wie i, also moss i dem Hans gratuliere mit dem Wunsch, dass mir zwä no wengele mache derfed, obwohl mer scho ä guete Weile iberem Verfalldatum sind. I sag denn zum Hans, "Herr-Gott, Du wosch, mir sind bereit, hol uns wenn d'witt, aber it grad heit!" Etz hot aber de Hans immer am glieche Tag Geburtstag ghet, wie d Hildegard, wo d Witwe vum Robert war, wo mei erscht's Büechle illuschtriert hot. Die Hildegard isch etz au gschtorbe, wa fir mi den Vorteil hot, dass i a dem Tag nu no zu om Geburtstag moss. Mösse hon i aber zu kom, sondern i hon welle, denn wemer ebber mag, no goht me gern zu sim Geburtstag, it weil me "moss!". Wenn i aber ehrlich bi, no gib i zue, dass'es au Geburtstäg giit, wo me ane moss, it nu weil sich's ghert, sondern weil's en Fähler wär, wemmer i ge gratuliere käm. Des gilt bsunders fir die Jüngere. Mer gratuliert halt sim Schef, obwohl mer'n am liebschte umbringe dät, wenn's Umbringe erlaubt wär. Je jünger me isch, umso größer isch die Zahl vu däne, wo me abhängig isch. Drum isch s Alt-wäre en Gang ine ganz beschtimmte Freiheit. Mer moss vill nume, wa me früener mösse hot. S ka nadierlich sei, dass se om fir en alte Simpel halted, wo nume richtig tickt, aber dodemit findet me sich vill leichter ab, als mit däne ewige gsellschaftliche Zwäng. Wa mi aber am meischte beschäftigt, wenn i de Kalender ibertrag, des sind die Geburtstäg, wo i nume ibertrage moss, weil des Betreffende kon Geburtstag meh hot, sondern zu allene däne gange isch, wo scho vorus gange sind. Wa hon i grad i dem Johr it all's scho a Geburtstäg schtreiche mösse, und denn kummed se mir ganz deitlich i de Sinn. Me ertappt sich denn ufs Mol dra, dass me garnimme dra denkt hot, dass die oder der nume under uns sind. Ersch wenn de de Name wieder liesesch und de Geburtstag eitrage witt, no kunnt's om z'mol deitlich in Sinn und denn hörsch uf mit schriibe und pletzlich sind die Toni oder der Cosmas wieder bi dir i de Schtube und du begriefsches it, du witt's it begriefe, dass alle mol gond, wo Geburtstag hond und irgendwo hockt ebber und ibertragt sin Kalender und hinder din Name macht'er ä Kreizle. So en Kalender isch ä ganz guete Sach!
Von Walter Fröhlich
Autor:Redaktion aus Singen |
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