Wafrös alemannische Dialektik vom 1. Oktober 2008
I hon all wieder mol so Zeite, wo i die Dialektik ufschtecke will, weil i nime mag, vielleicht mon i au, dass i nume ka, oder dass es doch kon Sinn hot. Immer
denn krieg i wieder Poscht vu oemeds her und des freit mi jedesmol so mordsmässig, dass mi grad d Luscht zum wiitermache packt. Etz hot mer selle Anni vu Winterspüre so en herzige Brief iber min "Urknall" gschriebe und denn isch no en Brief us minere Geburtsstadt kumme, vu Radolfzell und der isch ä per
fekte Dialektik, do bruch i garkonne zämmefummle, seller Achim kas so guet wie i. Er findet des so schad, dass d Leit kon Dialekt meh schwätzed weil se moned dass des Hochdeitsch besser oder schäner isch. Drum freit er sich all Dunschtig, wenn's WOCHEBlÄTT-le im Briefkaschte liit.
I bi also zweievierzg Johr alt, (schreibt er!) ghürote und Vadder vu drei Kind. I wohn z'Radolfzell, aber eigentlich bin i en Schwob, wo aber in Salem ufgwaxe isch.Weil min Vadder, der vu Seefelde bi Uhldinge isch, mol bim Daimler z'Stuegert gschafft und dert mit minere Muetter abändlet hot, bin i halt z'Stuegert uf d Welt kumme. I ka mi zwar nume a die Zeit in Stuegert erinnere, aber der Makel, dass i en Schwob bin, haftet mir (binere beschtimmte Sorte vu Badenser!) wohl mei ganz Läbe lang a. Trotzdem, wenn s Badnerlied gschpillt wird, schpring i dapfer uf und sing so laut mit, dass jeder mont, i sei en Ur-Badener.Vu mim Dialekt her merkt des eh koner, weil i scho immer so gschwätzt hon, wie mer am See rum halt schwätzt.Gottseidank hot nix vu minere Muetter ihrem Dialekt abgfärbt, suscht wär i wohl immer ein Reigschmeckte bliebe.
Sie wäreds mir it glaube, aber i hon zu allem na au no ä Ober-Schwäbin ghürote, sodass bi uns dohom rein schprachtechnisch all äwäng en durenand isch. Mei Frau , also mei Wiib und i kampled uns au all wie manche Sache usgschproche wäred. Während mir Badener jo alles kurz und knackig saged, zum Beischpiel "Zwible", set mei Frau "Zwiiiblä." Wenn i ufs Kanebeh liege will, liit mei Frau ufs "Kaahnebehh" und wenn i en Kibel voll Farb kauf, kauft mei Frau en "Kiieehhbel" voll So gsäeh sind mir also multilingual und des isch wahrscheinlich au am beschte so.
Leider findt mer des jo all weniger, dass d Leit Dialekt schwätze känned. Mi däts mol intressiere, bi wievill Familie dohanerum d Kinder no richtige "Hauptkerle" sind, wenn se ebbes gut gmacht hond, oder wo mer se versecklet, wenn's mol nint war. Im Linzgau isch verseckle it verdumme, sondern verschimpfe. I war all schtolz, wenn min Vadder zu mir gseit hot, dass i en Hauptkerle bin, weil i en ganze Sunntig lang s gliich Häs dane ghet hon, weil i it omol anekeit bin. Dodefir hot mei Muetter aber au gschumpfe wie en Rohrschpatz, wenn i mit mim Brueder buebelet hon und oner vu uns denn zum Schluss en Schlenz im Häs ghet hot. Den Schlenz hot me denn gflickt oder ibergangsweis ä Glufe anegmacht. Mir sind als Kinder au it kämmt, sondern "gschtrählt" wore und wer ä weng dappig oder bled war, des war halt en Katzebohle (i dät do sage ä Simpele!) Zum z'Obedesse hond mir oft ä Iigmachtsbrot griegt und am Sunntig hot mei Oma all Herdepfelsalot gmacht. Des wareifach s Bescht uf de ganze Welt und i hon als Bue am liebschte Knechle (heit Schbärribs)dezue gesse..
I frog mi manchmol, ob unsere Kind des i vierzg Johr au no wissed oder obs bis do nah gar kon Dialekt me giit! Obwohl mir scho gucked, dass unsere Kind des au no äweng lerned, sieh i do eher schwarz. Grad drum find ich Ihre Kolumne so schä und i hoff, dass Sie no lang jede Woch verzelled, wie s Läbe wirklich isch.
Dankschön Achim, ä grössere Freid wie mit dem Brief hett'sch mer it mache känne.
Von Walter Fröhlich
Autor:Redaktion aus Singen |
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