Wafrös alemannische Dialektik vom 1. November 2006

Also i bi gwiss gott kon Schportler, i hon's ehnder mitem Churchill, wozu sellene, wo'nen gfrogt hond, wiemer denn so alt und gsund wäre kännt, allewil gseit hot, »no sport!« Bi mir liit des wahrscheinlich au weng i de charakterliche Veranlagung, weil Buebe oft s Gegeteil vu de Vädder sei wänd. Min Babbe war en leideschaftliche Schportler und en guete Fueßballer no dezue. Er hot sich oft eweng gschämt, dass sin Bue so ä Grenkele wore isch, aber mer ka sich sei Konschtituzion jo it ussueche. Hüt hon i ime samtene Schächtele drei goldene Schportabzeiche, wo mir Singemer Schportler gschenkt hond, weil se so en Schpaß a dem Zeig hond, wo i all Wochschreib. Trotzdem find i's ibertriebe, wenn se ussem Schport ä Religion mache dund nint meh anders im Hirn hond, wenn se ä Hirn hond. Vor allem iber die selle kännt i mi dotlache, wo im Sessel hocked, mitere Flasche ufem Tisch und bi de Schportschau im Fernsäeh mitfiebered und denn no glaubed, sie seied mordsmäßige Schportler. Etz mir war alleweil egal, ob de Boris wieder en Mätsch gwunne, ob de Beckebauer wieder ghürote, oder ob de Ballak de Schnupfe hot. Bsunders die ganz Große, däne d'Welt und die Medien um d'Füeßle schtreichled, die wared und sind firmi it unbedingt Vorbilder und efters scho glei gar konne moralische Vorbilder, wo me als Maßschtab betrachte kännt. I de letzschte Ziit hon i aber z'mol entdeckt, dass mei Intresse und mei Simpatie fir so en Typ all meh zuenemmed. Mer wird mer's etz it glaube, aber i hon z'mol ä Schwäche fir de »Schumi« kriegt. Nadierlich bin i nie a de Glotze ghockt, wenn oemeds ä Formel 1 Renne war. Mir isches doch schnurz und piepe, wie schnell oder wie langsam die mit ihrene Hochleischtungsschlitte umenandsegglet, aber komischerweis hon i all im Schportteil vu minere Zeitung nochglueget, ob it ebbes vum Schumi dine schtoht. Und etz schtoht denn kaum me ebbes i mim Blättle, weil de Schumi ufghert hot. Er wär gern nomol Weltmeischter wore, aber s'hot it glanget. Aber siebe Mol war er Weltmeischter und zum ache Mol hot's it klappt. Sisch'em en Reife platzt, no war'er ziemlich hinde danne. Aber denn hot'er nomol zeigt, wa fahre heißt, und isch trotz sim Zeitverluscht no uf de viert Platz kumme. Fir's it ufgäewar er ä Beischpiel. I hon'en oft i de Tagesschau schwätze höre, wenn se'n interviut hond. Nie hot der so en zämmehanglose Bledsinn gschwätzt wie andere so genannte Größe. Er hot all den Eidruck gmacht, als sei er en sehr sensible, jo i mecht sage, feinfühlige Typ. Er hot ufem Siegerpodeschtle gweint, wo sei Mamme gschtorbe isch und er war jede freie Minut mit sim Brueder Ralf a ihrem Bett, au wo se im Koma war. Er hot vill Millione verdient und vill Millione fir Kinder i de Dritte Welt, fir Kinder in Not, fir Hochwasserkataschtrofe und elei iber 10 Millione bim Tsunami gschpendet. Er hot nie driber gschwätzt und d'UNESCO hot'en defir zum Sonderbotschafter ernannt. Desmol hon i it lang sueche möße i de Zeitung. Ufere Sondersiite hond drei versierte Schportreporter im Schumi en Abschiedsartikel gwidmet und alle drei Ufsätz hond mi begeischteret. I hon iberhaupt it gwisst, dass Schportreporter so schä schriibe känned. Voll Wärme, debei kritisch-nüchtern, aber so menschlich-lieb, voll Verehrung, fascht miteme gleiweng Zärtlichkeit. Und des all's fir en Rennfahrer! Fir mi isch des ä Hoffnung und en kläne Beweis, dass mer im Grund gnumme doch no woß, wa menschliche Größe und Menschlichkeit isch ....

Von Walter Fröhlich

Autor:

Redaktion aus Singen

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