Wafrös alemannische Dialektik vom 1. Juli 2009

I woss no guet, wan'i fir en Schtolz ghet hon, won'er zu mir gsagt hot, i soll doch nime "Herr Dokter" zu'nem sage, sondern eifach ALBERT, de Schefarzt vu de Urologie a unserm Singemer Krankehaus. Des war de Beginn vunere johrelange Freundschaft. Eineneunzge ischer wore und die letzscht Woch homern ufem Friedhof näbe sei Trudel glegt, noch dere er so Homweh ghet hot. Er isch aber it nu eifach so devu g'schliche, sondern hot g'wartet, bis alle seine sechs Kinder do wared, die Jüngscht aus Amerika, denn hot er d Auge fir immer zuegmacht und etz isch jeder Freitag fir mi wieder en normale Freitag und numme Frei-Tag, wie i de letzschte zwei Johr
wo sei Trudel gschtorbe war, hots ko Kranzbrot meh gäbe, wa "Sui" meterweis fir unsereins bache hot. Die Mei war au underem Bode, do hond mir ame Freitag mitenand Fisch g'esse, de Albert und i. D Corinna, de guete Geischt hot denn a Idee ghet, i känt doch jede Freitag zum Fisch esse kumme und seither hot se kocht, wie se's scho johrelang gmacht hot und de Albert hot s Tischgebet gschproche. D Corinna hot mir en warnende Blick zuegworfe, wenn i d Serviett it na tue hon und denn homer mitenand gschwätzt, war i doch fir de Herr Dokter so ä Art Fenschterle zu de Welt, zu dere de Albert it de Jöhrle all weniger Zuegang ghet hot. Er hot ä Freid ghet a meine Spässle und i a däne wunderbare Fischsorte, wo d Corinna alle Woch uftriebe hot. Er war so ebbes wie ä Schenie, de Albert. Er hot als erschte i de Blose fotografiert und war als Urolog oner vu de Vorderschte.
Woner denn pensioniert gsi isch, hot er sine gschickte Chrirurgehänd fir die bildende Kunscht eigsetzt. Er hot us Ton Figure gmacht vu beachtlichem kinschtlerischem Format. Ach so jo, känneglernt hon i sei Trudel und ihn iber de Poppele. "Sui" war als Schwäbin i de Zunft voll integriert und als Rebwieb one vu de Aktivschte. Er, Albert der Schwabe, war ehnder schtiller Art, aber die Figure vu dere Poppelezunft hond's ihm atue. S isch en Figurezyklus entschtande, der einmalig isch und mol so begehrt sei wird, wie die Zitzehauser Tonfigürle. Denn hot er sich an religiöse Kunscht gwagt und seine Heiligefigure schtond überall , wo er sine Freund beglückt hot. I Kirche und Kapelle hänged seine Kreuzweg und i hon derfe Texte dezue mache

Wo ihm denn de Ton z'schwer wore isch, er war scho um die achtzge, ischer nomol aufbroche i d Welt vu de moderne Medielandschaft. Mit sim Compjuter hot er mit seine sechs Kinder und dem Dutzend Enkele kommuniziert und g'mailt und im Internet rumgfuhrwerkt, wie en Junge. Noch USA zu de Uschi, de Jüngschte und noch de Enkelin z London hot er Verbindung ghet, aber it nu mit de Wörter, nei sie hond sich während dene Dialog gfilmt und sich gsäeh, wie wenn se im Zimmer näbedra gwäse wäred. Unaufhörlich hot er glernt, war er uf de Höhe der Zeit und z'mol war er denn neunzge!

Mer hond all meh iber Gott, als iber d Welt dischkeriert und der Arzt und Wisseschaftler hot sei schlichte geischtliche Welt gläbt, oft de Kopf gschittlet iber die Menschheit und warum die Schöpfung Wegle goht, die mir it begreifed. Weller naturwisseschaftlich Gebildete wird vor em Zweifel verschont und leidet it a de Unbegreiflichkeit vu dere Seinsordnung, aber kon Bisse hot er tue, de Albert, ohne laute Dank a den, vu dem mir alles hond. Er isch schtiller und schtiller wore, geischtig voll wach, aber voll Sehnsucht noch sellere Welt, in die ihm sei Trudel vorausgange isch. So isch au denn de letzschte Freitag kumme und de Schefarzt Dr.Albert Frei hot derfe i die große Freiheit und i denk sicher bis a mei End a jedem Freitag, dass hüt Frei-Tag isch.

Von Walter Fröhlich

Autor:

Redaktion aus Singen

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