Hallo und guten Tag
Turbulenzen am Wohnungsmarkt

Der bunte Hund und ich lagen in Radolfzell am Bodenseeufer und ließen uns die Sonne auf den Pelz scheinen. Auf der Bank neben uns lag jemand, auf Zeitungen, im Schlafsack, neben ihm ein voll gepacktes Fahrrad. Warum leben denn Menschen auf der Straße? Allein im Landkreis Konstanz geht man von über 250 Obdachlosen Menschen aus, die Dunkelziffer könnte aber noch höher liegen. Überall stehen doch Häuser – teilweise sehr große, in die viele Menschen reinpassen. Liegt es daran, dass immer mehr Menschen alleine Wohnen möchten? Der Trend geht zum »einsamen Wolf« – und das verschärft zu den vielen eingereisten Menschen, welche sich jetzt auf Wohnungssuche befinden, zusätzlich die Situation. Die letzten Wochen waren nachts teilweise bitterkalt – und die Obdachlosen haben versucht irgendwo Unterschlupf zu finden. Meist geht das in solchen Extremsituationen nur an Orten wo man das eigentlich nicht duldet, z. B. in Vorräumen von Bankfilialen. Die Polizei drückt dann auch schon mal ein Auge zu, wenn es um den drohenden Erfrierungstod geht. Ich habe gehört, wenn man im Raum Konstanz eine Wohnung sucht, melden sich gut und gerne 100 Leute, die in die Wohnung einziehen möchten. Armer Vermieter. Wie sucht der sich denn dann raus, wer da einzieht? Ich habe einen Freund, dessen Vermieter auf einmal Angst hatte einen »Psycho« zu beherbergen. Seine Miete nicht mehr zu bekommen. Einmal in Behandlung auf der Reichenau – und ein Mensch bekommt den Stempel unzuverlässig aufgedrückt? Jedem kann das in der heutigen Zeit passieren. Hohe Anforderungen im Job, Ärger in der Familie, Existenzängste in der massloser werdenden Konsumgesellschaft. Fast war es so, dass er auf der Straße gelandet wäre. Zum Glück hat mein Freund so einen tollen Chef. Wisst ihr was der gemacht hat? Der hat sich eine Wohnung gesucht – und sein Mitarbeiter darf da jetzt einziehen. Ohne den Chef hätte er wahrscheinlich nie eine Wohnung bekommen, weil der Vermieter eine Schufa-Auskunft haben wollte. Die Krankenzeit wäre da zu einem weiteren Problem geworden. Was machen denn Menschen, die keinen Chef haben, der das für sie machen würde? Wahrscheinlich wäre mein Freund auch irgendwann in bitterkalten Nächten in den Vorräumen der Banken gelandet. Und von den vorbeilaufenden Leuten als »asozial« bezeichnet worden. Sind manche da nicht ein bisschen zu schnell mit ihrem Vorurteil? Ich glaube darüber müssen wir uns auch mal unterhalten, bunter Hund! Komm, lass uns noch ein bisschen am See entlanglaufen. Rumgelegen sind wir jetzt genug, euch anderen wünschen wir eine schöne Woche! Bis bald, euer Schnauze. 

Autor:

Redaktion aus Singen

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