Hallo und guten Tag
Tourismus-Kollaps

Meine kleinen Zweibeiner haben sich jetzt dem Ende des Schuljahres sehr entgegengesehnt und freuen sich auf den Urlaub mit Mama und Papa – und natürlich mit mir. Meine Zweibeiner möchten auch diese Zeit des Jahres mit mir verbringen und so darf ich mich auf ein neues Revier und viele interessante Gerüche freuen. Manche meiner vierbeinigen Kollegen müssen lange Autofahrten in sehr heiße Länder auf sich nehmen. Dort kommen sie mit dem Versuch, sich durch Hecheln Abkühlung zu verschaffen, gar nicht hinterher. Kurzum, sie freuen sich schon vom ersten Tag an wieder auf ihr heimisches Hundekörbchen. Ganz schlimm war die Erfahrung eines Freundes, welcher auf der Fahrt in den Urlaub auf der Autobahnraststätte »vergessen« wurde. Angeleint an einen Zaun. Man vergisst doch sein Familienmitglied nicht einfach? Es gibt doch Tierpensionen oder befreundete Zweibeiner, die man in der Urlaubszeit bitten kann, sich um einen von uns Fellgesichtern zu kümmern. Dass bei manchen Zweibeinern die Urlaubszeit nicht nur zur Erholung der Gesundheit, sondern auch zur Pflege des eigenen Egos dient, wird sich auch in diesem Jahr wieder zeigen.

Wir fahren in diesem Jahr wieder in die Berge. Lange Wanderungen, kühle Bergflüsschen und viel Zeit mit meinen Zweibeinern erwarten mich. Es ist schön, wenn meine großen Zweibeiner dem Trubel und der Hektik einmal entfliehen können. Sie sind dann ganz anders drauf. War Ihnen bewusst, dass durch den Urlaub und die vielen Touristen, welche teilweise wie Heuschrecken über bestimmte Gebiete und Landstriche herfallen, ein Kollaps droht? Ich dachte immer ein Kollaps kriegt nur ein Zweibeiner der sich über etwas aufregt. Aber es ist wirklich so, dass manche Naturparadiese, welche über das soziale Netzwerk wie verrückt geteilt werden, inzwischen echte Probleme mit dem eigenen Ökosystem bekommen. Flora und Fauna müssen vor den Touristen geschützt werden, um sich erholen zu können. Also die einen suchen Erholung und machen etwas kaputt, das sich dann von den Erholungssuchenden erholen muss. Wow. Auch Städte werden überrannt. Einheimische fühlen sich nicht mehr wohl und müssen sich vor Touristen schützen. Ist doch eigentlich beängstigend, oder? Nicht mehr vor die eigene Haustüre zu können, weil lauter feierwütigerholungssuchende und vollalkoholisierte Menschen dein Revier zur Partymeile erklärt haben. Auch hier schwanken die Zweibeiner ins Extreme. Die Urlaubszeit wird zu einem Freibrief gegen gute Sitten, Moral und – ja wo war da noch der Klimaschutz und die Nachhaltigkeit – erklärt.

Da werden weite Strecken geflogen, um mit hunderten anderen Menschen am fernen Sandstrand im Naturparadies in der Sonne zu liegen. »Was kümmert mich meine Ökobilanz, wenn es um meinen Urlaub geht?« scheint das Motto mancher zu sein. Wer nicht in die Ferne schweift, fährt zu uns an den Bodensee. So mein Eindruck. Die Straßen und Radwege sind voll mit Menschen, welche sich an der Schönheit unserer Heimat erfreuen. Ein wichtiger Wirtschaftszweig ist er, der Tourismus. Und man kann es Menschen in anderen Regionen auf dieser Welt nicht verübeln, dass sie auch ein Stück vom Wohlstandskuchen abhaben möchten, welcher durch die Urlauber immer größer wird. Nur sollten diejenigen, welche sich zu Gast in einem anderen Gebiet oder Land befinden, auch den Respekt, gutes Benehmen und die ganzjährige Einstellung des Nachhaltigkeitsgedanken mit im Gepäck haben. Dann wird die Urlaubszeit auch für alle eine gute Zeit. Für die einen zur Erholung. Für die anderen zur Füllung des Kontos. Und für die Tier- und Pflanzenwelt hoffentlich zu einem erträglichen Ausnahmezustand, von dem sie sich den Rest des Jahres wieder erholen können.

Ihr Struppi.

Autor:

Redaktion aus Singen

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