Hallo und guten Tag
Schwarzfahren...

egal ob Sie schwarz oder weiß, dick oder dünn, Männchen oder Weibchen sind, Sie möchten mit Respekt und Anstand behandelt werden. Dabei fällt mir immer wieder auf, dass der Umgangston zwischen euch Zweibeinern recht schnell ziemlich laut und unfreundlich werden kann. Für sensible Vierbeiner wie mich, bedeutet das die Flucht hinter die Beine meines Herrchens – oder unter den Sitz. Wahrscheinlich hätte ich mich auch während der frühmorgendlichen Fahrt mit lauter Berufspendlern im Seehäsle schnell unter dem Sitz verkrochen, wenn ich bei dem uns geschilderten Vorfall dabei gewesen wäre.

Eine dunkelhäutige Frau betrat an einer Haltestelle den Zug. Den Zugführer habe ich bis jetzt immer nur erschnüffeln können, aber noch nie gesehen. Doch an diesem Morgen konnten sich alle im Zug sitzenden Fahrgäste nicht nur optisch von der Anwesenheit des sonst im Führerhaus sitzenden Fahrers überzeugen. Innerhalb weniger Augenblicke kam es zu einer lautstarken Unterhaltung, welche vorwiegend von ihm ausging. Wahrscheinlich haben viele Anwesende erst einmal überhaupt nicht kapiert, was da los war und folgten daher mehr oder weniger entsetzt dieser Vorstellung. Weil die Frau sich strikt weigerte, den Aufforderungen zu folgen und den Zug wieder zu verlassen, mussten schlussendlich die Zweibeiner mit dem Blaulicht auf dem Autodach zur Hilfe eilen. Die haben die dunkelhäutige Zweibeinerin dann mit Nachdruck aus dem Zug gebeten. Uns wurde erklärt, dass die Frau wohl schon öfters ohne gültiges Fahrticket unterwegs war. Daher war ihr auch ein Hausverbot für den Zug erteilt worden. Hm, eigentlich eine logische Konsequenz. Schwarz fahren, unabhängig von Aussehen und Färbung, ist eine Straftat und wird bei den Menschen so-gar mit Gefängnisstrafen geahndet. Schwarzfahrer erschleichen sich die Leistungen von anderen. Das ist nicht nur Betrug gegenüber dem Betreiber der Beförderungsmöglichkeit, sondern auch nicht fair den anderen Fahrgästen gegenüber, welche sich ein gültiges Ticket gekauft haben. Dass der Mann aus der Zugführerkabine so laut geworden ist, kann ich mir nur damit erklären, dass der ganze Druck, der während der Arbeitszeit auf ihm lastet, ziemlich hoch ist. Die Verantwortung für die sichere Beförderung seiner Fahrgäste, die einzuhaltende Pünktlichkeit und dann die Verantwortung für das ihm überlassene Transportmittel. Alles zusammen erzeugt einen permanenten Druck während des gesamten Arbeitstages, den man im Schichtbetrieb absolviert. Ein ziemlicher Streßfaktor, finde ich. Denn wenn man mit Menschen zu tun hat, kann man vieles nicht planen. Die ältere Dame hat Probleme beim Aussteigen und braucht länger, heranwachsende Zweibeiner bringen Unruhe in den Wagen indem sie laute Musik hören und auf die anderen Fahrgäste keine Rücksicht nehmen ... überall sollte der Zugführer seine Augen haben und muss im Bedarfsfall handeln. Keine einfache Sache, wenn man die meiste Zeit des Arbeitstages allein ist. Ja und dann ist da noch die Verantwortung gegenüber jedem Einzelnen, dass auch nur Personen befördert werden, welche bezahlt haben. Denn jeder Zweibeiner möchte Gerechtigkeit. Hm, ich finde schon auch, dass es der Zugführer vielleicht etwas besser im Griff haben sollte und ich hoffe, der Ausbruch hatte nichts mit der Abstammung der Zweibeinerin zu tun. Andererseits glaube ich nicht, dass er aus Spaß und Freude so gehandelt hat. Nerven liegen blank, im Angesicht von Druck und Stress, das ist menschlich – und diese Menschlichkeit macht euch doch aus, oder etwa nicht?

 

Ihr Pünktchen.

Autor:

Redaktion aus Singen

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