Hallo und guten Tag
Schulschwänzer
Das letzte Wochenende war mit seinen milden Temperaturen ein deutlicher Bote dafür und ich habe die langen Spaziergänge, mit meinen Zweibeinern sehr genossen. Wobei, wo war eigentlich der Winter? Wirklich kalt war es doch gar nicht – oder nicht lange zumindest. Oder hatte sich der heiße Sommer so in mein Fell eingebrannt, dass ich den Winter nicht richtig wahrgenommen habe?
Irgendwie scheint mir, es wird immer wärmer. Und irgendwie habe ich das Gefühl, dass fällt jetzt auch immer mehr Zweibeinern auf. Da fing im letzten Jahr ein junges Mädchen in der schwedischen Hauptstadt mit einem stillen und friedlichen Protest an. Ein »Schulstreik für das Klima«. Was anfangs noch eine belächelte und von ihren Eltern und Lehrern als kritisch beäugte Situation abgetan wurde, entwickelte sich über Wochen und Monate zu einer weltweiten Bewegung. Und inzwischen sind auch die jungen Zweibeiner hier bei uns aktiv und setzen sich mit dem »Friday for future« für IHRE Zukunft ein. Auch unsere beiden jungen Zweibeiner zu Hause sprechen auf einmal anders über gewisse Dinge. Vieles wird inzwischen hinterfragt und diskutiert. Unser Familienleben wird regelrecht revolutioniert habe ich festgestellt. Es wird versucht Plastik zu vermeiden, wobei das beim wöchentlichen Einkaufen eine echte Herausforderung für mein Frauchen darstellt. Es wird weniger Fleisch gegessen. Es wird versucht Strom zu sparen und Klamotten werden nicht nach einmal tragen gewaschen, sondern auch mal zum durchlüften rausgehängt. Beim Spaziergang sammeln wir den herumliegenden Müll ein und sind entsetzt, wie viel achtlos einfach in die Umwelt geschmissen wurde. Der Familienurlaub wird in diesem Jahr mit der Bahn statt dem Flugzeug gemacht. Das kann zu einem echten Abenteuertrip im eigenen Land werden, habe ich so die Befürchtung. Aber man soll nicht schon im Voraus Schlechtes denken. Die kleinen Zweibeiner sind jedenfalls aufgerüttelt worden, von dieser Greta, die allein mit ihrem Plakat vor dem schwedischen Parlamentsgebäude stand. Inzwischen steht sie nicht mehr allein. Und die weltweiten Demonstrationen in der letzten Woche zeigen, dass die jungen Zweibeiner sich nicht länger IHRE Zukunft von der älteren Generation kaputt machen lassen möchten. Nur was machen die? Wie es sich gehört, wird mahnend der Finger gehoben und auf das Schule schwänzen hingewiesen. Also Leute, mal ehrlich. Unsere Schüler müssen einen Lehrermangel hinnehmen und Fehlstunden akzeptieren. Sind Versuchskaninchen für ein orientierungsloses Bildungssystem in dem nicht nur widersprüchliche Lernmethoden, sondern auch veraltetes Material zum Einsatz kommt. Abitur, mal in 8, mal in 9 Jahren. Man experimentiert auf Kosten der Schülerinnen und Schüler. Und, was denken Sie, wie fühlt sich ein Kind, wenn es an der Bushaltestelle steht und der Bus nicht kommt, nur weil sich Busfahrer spontan entscheiden einen Streik mitzumachen?
Es ist noch nicht lange her, da standen weinende Kinder an den Bushaltestellen und wussten nicht wie sie nach Hause kommen sollen… Es grenzt fast an Hohn, wenn jetzt der Aufschrei durchs Land geht, dass die junge Generation für IHRE Zukunft nicht streiken darf – weil ein paar Schulstunden ausfallen. Vielerorts wird sogar erst nach Schulschluss gestreikt. Oder Schnüffel ich da die Angst, dass nicht länger alles hingenommen wird, was die Politiker im eigenen Land, in der EU – auf der ganzen Welt, verbrechen? Ich werde mit meinen kleinen Zweibeinern bei der nächsten Demo wieder dabei sein. Nicht knurrend, nicht bellend. Der friedliche Protest ist der mächtigste und wir können stolz sein, auf eine Generation, die begreift, was alles schiefläuft und nicht mehr alles kommentarlos hinnimmt!
Ihr Dr. Einstein.
Autor:Redaktion aus Singen |
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