Hallo und guten Tag
Schlechte Vorbilder im Straßenverkehr

Gestern war ein sehr anstrengender Tag für mich. Verkehrssicherheitstraining war angesagt. Mit meinem Chef ging ich in die Stadt. Korrekt bei Fuß gehen, an der roten Ampel ein Sitz und warten und viele andere Dinge standen auf meinem Übungsplan. Am Schluss bekam ich ein dickes Lob von meinem Leithund, er war mit meiner Leistung sehr zufrieden. »Bunter Hund, das hast du prima gemacht. Etliche Zweibeiner könnten bei Dir in puncto Verkehrssicherheit lernen, wie man sich richtig verhält, ich bin richtig stolz auf dich. Du bist ein gutes Vorbild.« Das ging mir runter wie Öl, liebe WOCHENBLATT-Leserinnen und -Leser. Hoch zufrieden und mit aufgerichteter Rute begleitete ich meinen Chef. Ein schlechtes Vorbild bekam ich gleich an der nächsten Ecke zu Gesicht. Eine Dame mittleren Alters kam mit flottem Schritt über die Straße, obwohl die Ampel rot anzeigte. Mit der Bemerkung »es wird gleich grün« ging sie an uns vorbei. Wie gesagt, manchmal habe ich so meine Zweifel in Sachen »Verstand der Zweibeiner«. Die Rechtsabbieger an dieser großen Kreuzung durften nämlich fahren. Das hatte die besonders schlaue Zeitgenossin glatt übersehen. Noch so eine Unart ist der Bahnschrankensprint. Rot zeigte die Ampel, und die Schranke begann sich zu senken. Die Autos hielten an und die Fußgänger warteten auf die Durchfahrt des Zuges. Da kam ein Mann angerannt, flitzte unter der ersten Schranke durch und schaffte die zweite mit Müh- und Not, weil sie schon fast ganz unten war. Erschwerend kam hinzu, dass es bereits dunkel war und Schnee und Eis lagen. Das ist kein Märchen, das habe ich mit eigenen Augen gesehen. Nicht was Sie denken, liebe WOCHENBLATT - Leserinnen und -Leser, der Mann war nicht lebensmüde, er war auf dem Heimwegvon seiner Arbeitsstelle. Das war ein sehr schlechtes Vorbild. Was geschieht, wenn ein Kind diesem Beispiel folgt? Weshalb sollen Kinder und Jugendliche an einer Ampel stehen bleiben, wenn die vernünftigen, gescheiten und reifen Erwachsenen das Gegenteil demonstrieren? Weshalb sollen sie Regeln einhalten, wenn die »Großen« so schlechte Vorbilder abgeben? Wie will ich einen Jugendlichen davon abhalten, mit dem Mofa durch das Landesgartenschaugelände zufahren, wenn der Opa mit dem Motorroller sogar durch den Stadtgarten rauscht und dabei spielende Kleinkinder gefährdet? Immer wieder beklagen die Erwachsenen die Unvernunft der Jugend. Die Jugendlichen hielten sich an keine Regeln, respektierten keine Gebote und Verbote, so höre ich bei meinen Streifzügen durch die WOCHENBLATT-Region. Doch so lange die »großen« Zweibeinerso miserable Vorbilder abgeben, kann da kaum Besserung erwartet werden. Mit gutem Beispiel voran gehen, das müssen zunächst die Erwachsenen. Halten sie die Spielregeln ein, sind sie gute Vorbilder, dann lernen auch Kinder und Jugendliche das entsprechende Verhalten. Menschen, die in der Öffentlichkeit stehen - wie zum Beispiel Oberbürgermeister, Gemeinderäte, Pfarrer, bekannte Sportler und Bankdirektoren, sind natürlich besonders gefordert, gute Vorbilder zu sein. Na ja, stellen Sie sich vor, der Gemeinderat X rennt bei Rot über die Ampel, warum soll dann der 14-jährige Schüler auf Grün warten? Oh, dass ich es nicht vergesse, Vorbilder sollten natürlich auch die Professoren des HBH-Klinikums (Hegau-Bodensee-Hochrhein-Klinikum) sein.

In diesem Sinne bis zum nächsten Mal, Ihr bunter Hund.

Autor:

Redaktion aus Singen

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