Hallo und guten Tag
Natur fängt vor der Haustür an
Im Augenblick tun mir die Zweibeiner richtig leid. Nichts als Katastrophen rund um den Erdball. Mitte Juli brachte der Wirbelsturm Emily der mexikanischen Halbinsel Yukatan Überschwemmungen und Verwüstung. Nahezu zeitgleich richtete ein Sturm auf Taiwan riesige Schäden an, das öffentliche Leben stand hier praktisch still. Vor wenigen Wochen traf es dann die Alpenregionen in Österreich, der Schweiz und Bayern. Die Naturgewalten zeigten den Menschen einmal mehr ihre Grenzen auf. Nach Aussagen von Sachverständigen wurden in Bayern Sachwerte von circa 50 Millionen Euro zerstört. Die Schweiz traf es mit ungefähr 684 Millionen Euro und ganz schlimm hat es Österreich erwischt. Die Schäden an Bahnlinien, Versorgungsnetzen und Straßen betragen für sich allein bereits mehrere 100 Millionen Euro. Die verloren gegangenen privaten Werte wie Häuser, Wohnungen, zerstörte Gärten, kaputte Autos sind nicht eingerechnet. An das unsägliche menschliche Leid über Tote und Schwerverletzte darf ich gar nicht denken. Kaum erholten sich die Menschen in Europa von Überschwemmungen und Erdrutschen, kaum waren die Spuren der Unwetter einigermaßen beseitigt, drohte neue Unbill. Drüben über dem großen Teich braute sich die nächste Katastrophe zusammen. Über dem Golf von Mexiko entwickelte sich Katrina, ein Hurrikan nicht gekannten Ausmaßes. Ein Sturm von bisher nie da gewesener Größe raste auf die Küste Amerikas, genauer gesagt auf die Bundesstaaten Louisiana und Mississippi zu. Die Stadt des Jazz, New Orleans und ihre Umgebung traf es am härtesten. Ein Dammbruch am See von Pontchartrain (hoffentlich habe ich mir den Namenrichtig gemerkt) verschlimmerte die Katastrophe. Achtzig Prozent von New Orleans wurden überschwemmt. Wie sagte ein Reporter im Radio »Die Situation ist nicht weit vom Krieg entfernt«. Krankenhäuser und Altenheime mussten geräumt werden. Ein Gefängnis mit 3000 Insassen wurde geräumt, weil Strom und Wasser ausfielen, andere Gefängnisse wurden in Notaufnahmekrankenhäuser umfunktioniert. Es fehlte an Trinkwasser und Strom. Die Menschen wurden zu einem großen Teil evakuiert - viele unter Zwang. Zunächst brachte man 23.000 Zweibeiner in dem Superdome unter; habe ich das richtig verstanden, handelt es sich dabei um ein riesiges Sportstadion. Die Zustände in diesem Stadion bedingten seine Räumung und die Menschen wurden mit Bussen in andere Bundesstaaten gebracht. Es wird sicher Monate, wenn nicht gar Jahre brauchen, bis die Schäden einigermaßen behoben sind. Die Kosten werden bisher auf wenigstens 100 Milliarden Dollar geschätzt. Gleich anschließend gab es riesige Überschwemmungen in Südfrankreich, in einer Region, die für Sonne pur bekannt ist. Die Stadt Nimes stand unter Wasser, selbst die Cote d'azur blieb nicht verschont. Hier ließen die Regenfälle nach, schon kam die nächste Hiobsbotschaft. Ein Taifun suchte China heim und Ophelia, ein neuer Wirbelsturm, fegte über die Ostküste der USA und bedrohte dieses Mal North Carolina. Die Zweibeiner sind also wirklich zu bedauern. Ganz in Gedanken versunken, habe ich meinen Kumpel Struppi gar nicht bemerkt. Nach Struppis Meinung brauchen die Zweibeiner überhaupt kein Mitleid. Das was in New Orleans geschehen ist, haben Wissenschaftler verschiedener Universitäten in Modellen durchgespielt, vorausgesagt - einschließlich Dammbruch - und die Politiker informiert. Allen ist die wichtige Rolle des Regenwaldes für das Klima bekannt, dennoch wird weiter geaast und abgeholzt. Wenn also die Menschen, trotz ihrer Intelligenz und ihres Wissens, ihr Verhalten nicht ändern und auf die Natur keine Rücksicht nehmen, dann kann ihnen niemand helfen, so Struppi's Fazit. Eigentlich hat er ja recht, mein Kumpel. Respekt für die Natur fängt nicht erst in der großen Politik an, sondern im Kleinen, denken Sie, liebe WOCHENBLATT - Leserinnen und - Leser nur einmal an den wild abgelagerten Müll in unseren Wäldern.
In diesem Sinn bis zum nächsten Mal, Ihr bunter Hund.
Autor:Redaktion aus Singen |
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