Hallo und guten Tag
Missbraucht die Post AG ihre Monopolstellung?
Meine Regierung hat Post bekommen. Eine sehr schick aufgemachte Karte. Mehrfarbendruck und - irre ich mich nicht ganz - 120-Gramm-Papier. Der Absender hat sich die Karte richtig was kosten lassen. Die Zentrale der Deutschen Post AG, Geschäftsbereich Marketing, BRIEF in Bonn war der Versender der aufgemotzten Karte in DIN A 5 - Format. Das neue Postleitzahlenbuch ist da und wartet in der Postfiliale auf meinen Chefund meine Leibköchin, so ist Seite 1 zu entnehmen. Der geneigte Leser erfährt auf Seite 2 von 63.000 Aktualisierungen und 2.839 neuen Postleitzahlen in einem attraktiven Nachschlagewerk. Selbst die Postleitzahlen der Großempfänger und die neuen Packstationen der Post sind darin verzeichnet. Ein großer Serviceteil mit Tipps zu Briefen, Päckchen und Paket dient der Information der Millionen zählenden Kundschaft. Großzügig lobt die Post auf Seite 3 ein Preisausschreiben aus. Die Frage dreht sich um die Zahl der Aktualisierungen im neuen Postleitzahlenbuch. Auf 5 glückliche Gewinner wartet ein Wochenende zu zweit im Grandhotel The Ritz-Carlton am Potsdamer Platz in Berlin. Ein Besuch im Sony- und im Beisheim- Center wird auch gleich empfohlen. Es habe sich in den letzten zwölf Jahren viel verändert. So gäbe es viele neue Straßennamen wie zum Beispiel die Jules-Verne-Straße, die Helmuth-Hirth-Zeile oder die McNair-Promenade. Die Postleitzahlen zu diesen neuen Straßennamen finde der Postkunde in dem neuen Postleitzahlenwälzer. Liebe WOCHENBLATT - Leserinnen und - Leser, ich war platt. Man merkt doch gleich, dass die Post keine Behörde mehr ist und jetzt als moderner, kundenorientierter Privatbetrieb geführt wird. Aus lauter Fürsorge und Kundenfreundlichkeit legt die Post AG ein neues Postleitzahlenbuch auf. Ganz nebenbei hat man auch noch die Chance auf ein Wochenende im Luxushotel. Also ehrlich, das haut den stärksten Hund um. Der Herr Zumwinkel und seine Mannschaft betreuen die allerbeste Ehefrau und meinen Alpharüden auf vorbildliche Art und Weise. Es wäre ja auch nicht auszudenken, wenn die Briefe meiner Leibköchin an ihre Freundin Maria zurückkämen, weil die Postleitzahl nicht korrekt wäre. 63.000 Änderungen in nur 12 Jahren, das mussten die Mitarbeiter der Post ja auch erstmal verarbeiten. Die allerbeste Ehefrau hat offenbar eine ganz andere Meinung über die Karte aus der Zentrale der Deutschen Post AG, Geschäftsbereich Marketing, BRIEF. Sie ärgert sich richtig über das Schreiben. Meinem Chef gegenüber bezeichnet sie die Nachricht der Post als Missbrauch einer Monopolstellung. Kein Wort der Anerkennung an die Deutsche Post AG, kein Wort des Dankes für den Dienst am Kunden. Komisch, so kenne ich meine Leibköchin doch gar nicht. Sie ist doch sonst die Liebenswürdigkeit in Person und jetzt? Ja, jetzt ist sie richtig wütend. Offenbar habe ich irgend etwas Wesentliches auf der Karte übersehen. Also, noch einmal nachschauen. Ich habe den Grund für die Wut meiner Leibköchin gefunden. Das neue Postleitzahlenbuch ist keine Dienstleistung der Deutschen Post AG, schließlich soll jeder Zweibeiner 6,95 Euro oder knapp 13,60 DM für diese Neuauflage berappen. Da wird doch der Hund in der Pfanne verrückt. Das ist doch wirklich ein starkes Stück. Der Privatbetrieb Post AG, der das Monopol über die Postleitzahlen hat, zwingt die Zweibeiner zum Kauf des neuen Buches. Von wegen Kundendienst, das ist millionenfache Nötigung,
meint der bunte Hund.
Autor:Redaktion aus Singen |
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