Hallo und guten Tag
Grüne Kreuze

Anfangs waren es wenige, inzwischen werden es immer mehr. Die Zweibeiner benutzen das Kreuz als Symbol für den Tod und bei meiner ersten Entdeckung dachte ich, dass dort jemand vergraben wäre. Inzwischen habe ich von meinen Zweibeinern mitbekommen, dass die grünen Kreuze als Mahnmal auf die Folgen des neuen Agrarpakts der Bundesregierung, auf das Volksbegehren »Rettet die Bienen« und auf die allgemeine Lage der Landwirtschaft hinweisen sollen. Schon allein bei der Deutung des ursprünglich christlichen Symboles gehen die Meinungen und Ansichten auseinander. Für die einen wird es als ein »Ja, für den Einsatz von Gift und die Massentierhaltung« gewertet, für die anderen ist es der Hinweis auf den »Existenztod der kleinen landwirtschaftlichen Familienunternehmen«.
Wären Sie bereit, in Zukunft nur noch regional biologisch erzeugte Produkte zu kaufen? Wenn wie gefordert die Hälfte aller Flächen ökologisch bewirtschaftet werden, würde es eine Überproduktion geben. Zu wenig Menschen würden ökologische Produkte kaufen, ein Preisverfall wäre die Folge. Das »Verbot von Pflanzenschutzmitteln in Landschaftsschutzgebieten« bedroht viele Wein-, Obst- und Ackerbaustandorte, auch von bestehenden Biobetrieben. Ich glaube, dass so Pflanzenschutzmittel ganz schön teuer sind und keiner einfach aus Spaß irgendwelche Sachen auf sein Obst und Gemüse spritzt. Die Zweibeiner schlagen mit Argumentationen und Worten nur so um sich. Stellungnahmen und neue Wortmeldungen polarisieren. Sie treiben einen Keil in die Interessensgruppen und langjährigen Kooperationspartner, welche doch eigentlich alle das gleiche Ziel vor Augen haben. Meine Schnüffelnase kann viele unterschiedliche Emotionen riechen. Da ist die (ungewollte) Abhängigkeit der Landwirte, von Agrarindustrie und Verbraucher. Die Angst, seine Existenz zu verlieren. Wut, demjenigen gegenüber, der seine Meinung äußert. Ungerechtigkeit, denn es sollte jeden Einzelnen betreffen. Es kann nicht sein, dass es nur eine Gruppe von Zweibeinern trifft, die für das Verhalten aller den Kopf hinhalten muss.
Von einem Kreuzzug ist bereits die Rede, womit die grünen Kreuze an den Feldern gemeint sind. Doch dieser Kreuzzug verläuft zum Glück nicht blutig. Bleibt zu hoffen, dass die unterschiedlichen Meinungen und Ansichten auf Augenhöhe ausdiskutiert werden und die durch Gewalt zerstörten Holzkreuze die einzigen Opfer bleiben werden. Mit Gewaltaktionen erreicht man doch eher das Gegenteil. Könnte es nicht sein, dass dieser »Kreuzzug« gerade richtig kommt, in Zeiten, in denen für Klima und Veränderungen demonstriert wird? Es werden Dinge zur Sprache gebracht, welche vielleicht noch lange so weitergegangen wären, und der daraus resultierende Knall wäre mit Sicherheit katastrophal gewesen. Wenn auch unfreiwillig, kommen inzwischen Parteien und Gruppierungen zusammen, welche sich bisher nicht wirklich miteinander beschäftigten. Sie diskutieren und bringen ihre Anliegen vor. Das ist doch der richtige Weg, um eine gute Lösung für alle, von und durch alle zu erarbeiten. Wenn es die Zweibeiner jetzt noch schaffen, das Ganze ohne Gewalt und Eskalation vorwärtszubringen, respektvoll und achtsam miteinander zu arbeiten, sich nicht von Geldsummen und großen Firmen beeinflussen und blenden zu lassen, und jeder Einzelne, auch Sie, bereit ist, seinen Teil zum Gelingen beizutragen, dann habt ihr etwas ganz Großes geschafft. Ich wünsche mir, dass ihr euren Stolz überwindet, Brücken baut und den Weg zur Erhaltung eurer Existenzen und der Artenvielfalt gemeinsam geht.

Ihr Schnauze

Autor:

Redaktion aus Singen

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