Hallo und guten Tag
Gift im Garten

Lasse mir die Sonne auf den Pelz scheinen und beobachte das muntere Treiben vor meiner Schnauze. Da krabbelt, summt und brummt es bei uns auf der Wiese im Garten. Dadurch haben wir jetzt auch ganz viele Vogeleltern, die unsere Nähe suchen. Sie nutzen jeden Winkel um kunstvoll ein Nest zu bauen oder kämpfen wild um die Nistkästen, welche mein Herrchen aufgehängt hat. Das ist spannend zu beobachten, auch für unsere kleinen Zweibeiner. Wespenköniginnen besiedeln unsere Gießkannen um ausgerechnet dort ein Nest zu bauen. Wildbienen werkeln an jeder offenen Bohrung an Balkongeländer und Gartenstühlen, um ihren Baby’s ein Kinderzimmer einzu-richten. Die Fortpflanzungszeit bedeutet einen enormen Stress und viele nicht einzuschätzende Gefahren, für die Tiere in der »Wildnis«. Gut haben wir hier so eine lebensfreundliche Insel, inmitten karger Gärten. Pflege-leicht und aufgeräumt lautet bei vielen die Devise. Da darf kein Grün in der stylischen Steinwüste sein Köpfchen in die Höhe strecken. Kein fliegendes Insekt am Giebelholz ein kunstvolles Gebilde, zur Sicherung seiner Art, errichten. Wie die Menschen auch, kämpfen die Wildtiere um Wohnraum und gesundes Futter. Dass Letzteres, auch zum Verhängnis werden kann, musste ich vergangene Woche mit Entsetzen beobachten. Ich mag unseren Nachbarn so gerne. Aber als er mit einer Giftspritze über seinen Rasen sprühte, wurde mir fast schlecht vor Enttäuschung. Dabei haben die Blümchen um die Wette geblüht. Nach dem Gift spritzen ging es ans Umgraben. Wer nach der Spritzattacke noch lebte versuchte sich irgendwie vom Acker zu machen … Unsere junge Vogelmutter erspähte einen knackigen Käfer und wollte sich diesen zur Stärkung einfangen. Da bin ich bellend auf sie zu, um sie zu warnen. Hätte sie den vergifteten Käfer gefressen wären vielleicht ihre Eier krank geworden oder schlimmer noch, sie selbst vielleicht gestorben. Vergiftet durch einen Pausensnack. Ich befürchte, dass für viele in dem Fall der Mörder nicht der kleine Hobbygärtner, sondern der Landwirt gewesen wäre. Die Zweibeiner haben immer gerne einen Schuldi-gen. Die Landwirte werden zunehmend zum Prügelknaben, sollen dann aber auf der anderen Seite heimisch-biologisch-günstige Kost auf die Teller bringen. Welche Auflagen, Schulungen und Kontrollen hinter einem Sack Kartoffeln oder einem Beutel Äpfel stecken, interessiert den Konsumenten gar nicht. Anzeigen werden gemacht, wenn der Landwirt eine notwendige Spritzung auf die dunklen Abendstunden verschiebt, um eben nicht zu spritzen, wenn Insekten herumfliegen. Bei solchen Aktionen wird das Misstrauen unter den Nachbarn laut. Landmaschinengeräusche beim abendlichen Sitzen auf der Terrasse? Da liegt der Verdacht nahe, dass gewisse Dinge nur »heimlich« auf die Felder aufgebracht werden. Dabei machen sich gerade diese Landwirte Gedanken. Um ihre eigene Zukunft und um die der Natur. Dass aber gerade Aktionen wie die des hobbygärtnernden Nachbarn eine katastrophale Auswirkung für die Erhaltung der Artenvielfalt haben könnte, wird als unwichtige Kleinstmenge eingestuft. Bitte lassen Sie die Finger weg vom Gift. Ihrer und unserer Umwelt zuliebe!

Ihr Pünktchen.

Autor:

Redaktion aus Singen

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