Hallo und guten Tag
Fussball soll die Nacht zum Tage machen

Die Fußballweltmeisterschaft 2006 ist in aller Munde. Deutschland ist Gastgeberland und weil auch Stuttgart Austragungsort ist,  meint Ministerpräsident Oettinger, müsse in allen Städten und Gemeinden Baden-Württembergs gefeiert werden. Erinnere ich mich richtig, nannten die Römer das »Brot und Spiele«. Die Bemühungen allerorten treiben teilweise tolle Blüten. Laut werden für die Dauer des Riesenkicks Freinächte eingefordert und unsere Landesregierung kommt diesen Forderungen ohne Widerspruch nach. Vom 9. Juni bis 9. Juli des kommenden Jahres wird in Baden-Württemberg die Nacht zum Tage gemacht. Für was brauchen die Zweibeiner eigentlich eine Freinacht, wenn das letzte Spiel abends um 20.30 Uhr beginnt? Wird die Freinacht zum Rechtfertigungsgrund für grölend durch die Städte ziehende Fußballfanatiker? Oder sehe ich das falsch und dahinter stecken zwingende wirtschaftliche Interessen? Wenn ich es recht überlege, profitieren von einer Freinacht die Lokale und Imbissbuden. Täuscht mich meine feine Nase nicht, so freuen sich nicht nur Wirte über eine Freinacht. Ganz andere Leute wollen auch von der Freinacht profitieren. Da gibt es dem Vernehmen nachhandfeste Interessen einiger Filialisten; die denken über die Verlängerung des Abendverkaufs über 20 Uhr hinaus nach. Die Krankenschwestern und -pfleger in den Notfallaufnahmen der Krankenhäuser, Polizisten und Rettungssanitäter hat man bei so viel Aktionismus sicher nicht nach ihrer Meinung gefragt. Falls doch.... ich bin ja nur ein Vierbeiner, aber ganz auf den Kopf gefallen bin ich auch nicht. Die einen sind Landesbedienstete, die anderen haben einen Landrat oder Oberbürgermeister zum Chef. Den Rest kann sich jeder denken. Verstehen Sie mich nicht falsch, liebe WOCHENBLATT - Leserinnen und - Leser, ich bin kein Gegner des Fußballsports, ganz im Gegenteil. Nur nach den vielen unerfreulichen Geschichten, die am Rande der Stadien oder nach den Spielen in Innenstädten schon passiert sind, wäre ein bisschen weniger sicher ein wenig mehr. Im Gemeinderat der WOCHENBLATT - Hauptstadt ist ein sehr gefährliches Fußballfieber ausgebrochen; genauer gesagt hat dieses Fieber bei den Damen und Herren im Rat der Stadt zu schlimmen Folgen geführt. Sie konnten -  bedingt durch das WM-Fieber- ihren Verstand zeitweise nur eingeschränkt gebrauchen. Genau in dieser Zeit kam, initiiert von Singen aktiv, in einer Nacht- und Nebelaktion die Tischvorlage der Verwaltung zur Abstimmung. Für die WM in Singen werden Kosten von 80.000- bis 85.000 Euro entstehen. So teuer kommt eine tageslichttaugliche Großbildleinwand mit LED-Technik. Sponsoren sind  - dem Vernehmen nach - das Gas- und E-Werk, die Sparkasse Singen-Radolfzell, der City-Ring, die IG Süd und Singen aktiv. Elf Quadratmeter misst die Bildwand. Das ist ja alles sehr interessant und schön. Doch weshalb bitte schießt die Stadt da 20.000 € zu? Für was? Muss alles immer noch größer, noch verrückter werden? Kein Geld für nichts und dann so eine Entscheidung, das ist - verzeihen Sie - nach meiner Meinung eine Entscheidung wie aus dem Tollhaus. Den Vereinen werden die Zuschüsse gekürzt, für soziale Einrichtungen wird das Geld immer knapper und die Stühle für die Mensa der Hebelschule konnten nur finanziert werden, weil sich Sponsoren fanden. Das Geld, das namhafte WM-Sponsoren für das Großereignis geben, fehlt dann sicher auch wieder bei Vereinen und anderen Einrichtungen. Sie fragen weshalb? Aus meiner Sicht ganz einfach: auch diese Firmen können einen Euro nur einmal ausgeben. Noch zwei Fragen würden mich brennend interessieren. Wieso ist die Bildwand in Konstanz 30 qm groß und wird ohne Geld der Stadt finanziert? Denkt man in Singen evtl. auch schon über verkaufsoffene Freinächte nach?

In diesem Sinne bis zum nächsten Mal, Ihr - trotz allem  - fußballbegeisterter bunter Hund.

Autor:

Redaktion aus Singen

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