Hallo und guten Tag
Das gerettete Kalbshäxle an Weihnachten

Ein Weihnachtsmärchen oder eine Adventsgeschichte wünschte sich die Redaktion von mir. Das ist keine einfache Aufgabe, schließlich hat Walter Fröhlich eine so tolle Weihnachtsgeschichte erzählt. Außerdem kennt er Gott und Welt, Prominente und weniger Bekannte, da kann ich doch gar nicht mithalten. Meine Regierung, unsere Nachbarn und die Dämmerschoppenrunde, das sind meine zweibeinigen Bekannten. Von wegen Promis, totale Fehlanzeige. Dann ist da noch mein Kumpel Struppi, Lady, meine schöne Hundenachbarin und nicht zu vergessen Pepe, der rothaarige, verfressene Kater von Giovanni und Maria. Jetzt hab ich eine Idee. Ich erzähle Ihnen die Geschichte von den geretteten Kalbshäxle. Jedes Jahr laden die beiden am 2. Advent Familie und Freunde zu einem richtig schönen Essen ein. Ein riesengroßer Tisch spielt eine wichtige Rolle bei diesem Treffen. Wir haben in unseren Breiten ja kaum die Möglichkeit, die Adventstafel im Freien einzudecken und so hilft mein Chef bei der großen Umräumaktion. Das war auch dieses Jahr der Fall. Die Polstergarnitur wanderte wieder ins Schlafzimmer und machte Platz für den Esstisch für achtzehn Personen. Fehlende Stühle wurden herbeigeschafft und für die festliche Adventsdekoration sorgte die allerbeste Ehefrau und Leibköchin. Maria hatte aus der Küche eine Bäckerei gemacht. Unendlich viele Köstlichkeiten aus Giovannis Heimat Italien waren in Vorbereitung. Die Amarettocreme war ein einziger Traum. Der Duft dieser Schleckerei ließ meine Nasenflügel ganz nervös werden.  Pepe, die Samtpfote, hatte es sich auf dem Küchenschrank bequem gemacht. Von dort beobachtete er die fleißige Maria ganz genau. Pepe, Pepe, reiß Dich zusammen! Mit seiner Katzenzunge fuhr er sich ein übers andere Mal ganz genüsslich übers Maul. Bei unseren Freunden war in der Vorbereitungsphase kein stilles Plätzchen zu finden. Also trollte ich mich nach Hause, rollte mich an meinem Lieblingsplatz zusammen und wartete  geduldig auf meinen Leithund, der nach getaner Arbeit mit mir seine Runden drehte. So weit so gut. Am Samstag  war Maria schon in aller Frühe unterwegs. Auf dem Markt holte sie die bestellten Gemüse ab und beim Metzger warteten Kalbshäxle. Die italienischen Brotspezialitäten hatte die Gute bereits am Vortag gebacken. Ich sage Ihnen, liebe WOCHENBLATT - Leserinnen und - Leser, der Backofen lief auf Hochtouren. Zurück von der Einkaufstour nahm sich die Gastgeberin zunächst die Kalbshäxle vor. Zufrieden schob sie die Prachtstücke nach der Vorbereitung in den Ofen. Die Radicchioröllchen mit Schinken standen dann auf dem Programm und anschließend marinierte sie Gemüse über Gemüse für die Vorspeisen. Schinken von San Daniele wurde kunstvoll auf Platten drapiert und wanderte gut abgedeckt in die kühle Speisekammer. Dort stand auch schon die Amarettocreme. Jetzt galt Marias Aufmerksamkeit wieder dem Fleischgericht; das konnte aus dem Ofen und zum Abkühlen stellte sie den schweren Schmortopf auf dem Herd ab. Maria ging zum Friseur und Pepe, der alte Schlawiner saß noch immer auf dem Küchenschrank. Er wartete, die Kalbshäxle waren noch zu heiß. Aber er hatte ja alle Zeit der Welt, so ein Friseurbesuch dauert und Giovanni saß nichts ahnend bei meinem Chef. Geduld bringt Rosen, nein, Kalbshäxle für Pepe! Nach zwei Stunden nähert er sich mit einem eleganten Sprung dem Objekt seiner Begierde. Vom Küchenschrank auf die Arbeitsplatte, vorbei an Kaffeemaschine und mariniertem Gemüse, den Schwanz stolz erhoben, die Nase in den Duft der Häxle gestellt, schlich der Stubentiger zum Schmortopf. Ein Schrei, Maria stand in der Küche. »Pepe, runter mit Dir«, Du verfressener Vierbeiner. Blitzartig war der Kater auf dem Boden; mit der Eleganz eines Topmodels strich er um Marias Beine und schnurrte was das Zeug hielt. Diesem Charmeur auf vier Pfoten widerstand die Hausherrin nicht lange, Maria schnitt etwas von dem Fleisch ab und gab es Pepe.  Mit der Bemerkung »Es ist ja Weihnachtszeit«, streichelte sie den liebenswerten Räuber. Wie heißt es: Sie säen nicht und sie ernten nicht .......

In diesem Sinne eine schöne, besinnliche Adventszeit, Ihr bunter Hund.

Autor:

Redaktion aus Singen

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