Hallo und guten Tag
Arbeitslose Lehrer

Mit meinem Frauchen war ich zu Besuch bei meiner Schwester – und ich war ganz schön überrascht, als die Haustüre aufging und mir lauter kleine Einsteinis entgegengesprungen kamen. Jetzt bin ich ein Onkel – und auf einmal schießen einem Dinge durch den Kopf, über die man sich früher keine Gedanken gemacht hätte. Was wohl aus den Kleinen einmal werden wird? Seit Generationen sind wir Hirten-, Jagd- oder Wachhunde. Inzwischen gibt es viel mehr Möglichkeiten. Wir spüren vermisste Personen auf, gehen bei abgegangenen Lawinen aus Schnee oder Erdmatsch auf die Suche nach Verschütteten. Am Zoll werden wir dank unserer feinen Nase als Spürhunde eingesetzt und finden Sachen, von denen manch einer denkt, er hätte sie clever versteckt. Durch gute Ausbildung und einen motivierten Zweibeiner stehen uns viele Möglichkeiten offen und nicht jeder von uns muss als dicker Pralinendackel auf dem Sofa von Tante Erna enden.Ähnlich ist es bei den Menschen. Jeder hat theoretisch die Chance und die Möglichkeit, etwas aus seinem Leben zu machen. Nur ist das mit der Ausbildung etwas komplizierter als bei uns Vierbeinern. Menschenkinder müssen viele Jahre in die Schule. Mit etwas Glück sind in dieser sogar genügend Lehrer angestellt und es fallen wenig Stunden aus. Unterrichtsausfall erfreut die Kids im ersten Moment. Das böse Erwachen folgt im Laufe des Schullebens. Der ausgefallene Lernstoff muss in Sondereinheiten nachgeholt werden, weil er die Grundlage für den weiteren Lehrplan darstellt. Hat man in dem Fall keinen entsprechend motivierten Lehrer, der seinen Schützlingen aus der Patsche helfen möchte, wird der Schulalltag für die heranwachsenden Zweibeiner zu einer Belastung. Doch woher soll die Motivation der Lehrer kommen? Wie in so vielen Berufen rund um den »Mensch«, liegt auch in Sachen Bildung und Erziehung einiges im Argen. Viele Lehrer werden in Baden-Württemberg nur für ein Schuljahr befristet angestellt. Stellen werden gestrichen, Lehrer versetzt. Unterrichtsstunden fallen ersatzlos aus. Lehrer müssen sich über die Sommerferien beim Arbeitsamt arbeitslos melden, haben dort Termine und verbringen die Urlaubszeit in Warteschlangen und Beratungsgesprächen statt, in den Bergen oder am Strand. Kraft und Motivation tanken sieht in meinen Augen anders aus. Zu Schuljahresbeginn werden sie wieder eingestellt. Mit solch unsicheren Aussichten kann niemand einen Lebensplan entwickeln und man muss sich nicht wundern, wenn es ehemals motivierte Pädagogen in andere Berufssparten wie z. B. die »freie Wirtschaft« zieht. Denn dort verdient man »richtig« Geld, hat eine Planungssicherheit und positive Zukunftsaussichten. Wuffwuff – Leute, ihr solltet lauter bellen. Das kann so nicht weitergehen. Ihr steuert auf gewaltige Probleme und Nachwuchssorgen in allen beruflichen Bereichen zu, wenn ihr mit der Ausbildung eurer Welpen so weitermacht. Und das sieht eigentlich jeder, der einmal die Augen aufmacht, da gehört kein akademischer Grad dazu. Euer Dr. Einstein.

Autor:

Redaktion aus Singen

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