Anlieger kündigen Widerstand im Gemeinderat an/ Museumbahnverein pocht auf Rechtssicherheit
Verschiedene Positionen zur S-Bahn auf der Museumsbahnstrecke
Rielasingen-Worblingen. Die Nachricht Anfang des Monats, dass der Strecke Singen-Etzwilen (Winterthur) ein recht gutes Potenzial zur Reaktivierung eingeräumt wird, hat nicht nur Jubel alleine ausgelöst. Vor allem die Anlieger an der Strecke von Rielasingen in Richtung Singen haben Widerstand gegen die Pläne angekündigt. In der jüngsten Gemeinderatsitzung machten sie in der Bürgerfragestunde ihrem Ärger Luft, denn sie sehen hier doch Lärmemissionen durch die Wiederaufnahme eines Zugbetriebs auf sich zukommen. Einige fühlten sich im Vorfeld der Pläne auch unzureichend informiert und angehört, wie sie den Gemeinderäten und Bürgermeister Baumert deutlich machten. Dort wird gegenwärtig aber noch die Adresse für die Kritik gesucht, denn noch stehen diese Pläne erst ganz am Anfang eines politischen Prozesses. Klar ist allerdings: die Bahnstrecke war nie entwidmet worden, war faktisch also immer Bahnstrecke geblieben, auch wenn dort seit über 50 Jahren keine Personenzüge mehr rollten und auch der später noch betriebene Güterverkehr seit 1996 beziehungsweise 2004 schon lange Geschichte ist.
Zu Wort gemeldet hat sich im Nachgang der Information durch das Verkehrsministerium auf das Ergebnis einer Potenzialstudie auch der Museumsbahnverein mit der Stiftung "SEHR & RS" wie die Stiftung zum Erhalt der Hemishofer Eisenbahnbrücke, in Person der jeweiligen Stiftungspräsidenten Giorgio Behr und Stefan Keller. Die politische Unterstützung der Pläne für eine Reaktivierung des Personenverkehrs sei sehr zu begrüßen, denn es sei auch ein Ziel dieser Stiftungen gewesen. Man habe auch das Thema von Brennstoffzellen-Triebwagen hier mit eingebracht, mittels derer man emissionsfrei fahren könnte.
Allerdings: "In der angelaufenen Diskussion werden leider die langjährige ehrenamtliche Arbeit der Initianten und Stiftungsräte sowie die eigentumsrechtlichen Verhältnisse an Bahnlinie Rheinbrücke ausgeblendet oder ignoriert. Die Stiftungen stehen dem Projekt S-Bahn Singen-Rielasingen-Ramsen-Hemishofen-Etzwilen sehr positiv gegenüber. Doch kann dies nur zugelassen werden, wenn der Museumsbahnbetrieb auch weiterhin möglich bleibt", stellen Giorgio Behr, sein Stellvertreter Christoph Brändli, wie Stephan Keller in einer Medienmitteilung klar.
Damit beginnen freilich auch die politischen Finessen. Die beiden Stiftungen hatten die Strecke und die berühmte Brücke bei Hemishofen im Jahr 2006 von der SBB erworben, mit dem Ziel hier eine Museumsbahn einzurichten, die zunächst bis Ramsen, später dann bis Rielasingen-Arlen, und seit letztem Sommer auch nach Singen fahren kann. Vier solche Bahntage will wiederum der Verein "VES" (Museumsbahn Etzwilen-Singen) derzeit pro Jahr durchführen.
Insbesondere durch Zuwendungen von Giorgio Behr habe man die Strecke intakt gesetzt, auch die Brücke ertüchtigt. Zudem hat die Stiftung einen Nutzungsvertrag mit der Stadt Singen für den Abschnitt auf ihrem Stadtgebiet abgeschlossen. Inzwischen gibt es ja auch auch deutscher Seite einen Förderverein.
Nach Ansicht der Stiftung sind für einen S-Bahn Betrieb weitere erhebliche Investitionen nötig, zum Bespiel in Bahnsteige oder auch die Bahnübergänge. Das könne und solle der Verein nicht tragen, wird bemerkt. Auf der anderen Seite wird eingebracht, dass man den Charakter der Museumbahn auch erhalten sehen will. "Hier ist die öffentliche Hand gefordert!", stellen die Stiftungspräsidenten nun erst mal in den Raum. Das Land selbst hat durch das Verkehrsministerium massive Zuschüsse nur für den Betrieb der Bahn in Aussicht gestellt.
Autor:Oliver Fiedler aus Gottmadingen |
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