Narren kümmern sich um Seelsorgernotstand im Aachtal
Verdammt zum Ministrantendienst
Rielasingen-Worblingen. Hart gekämpft wurde in Rielasingen-Worblingen um die Macht in der Gemeinde für die nächste Woche. Erneut liierten sich die Spitzen der drei örtlichen Narrenvereine von Rattlingen, Schaflingen und Katzdorf zur Allianz, um Schultes Ralf Baumert von seinem Thron zu fegen. Nachdem es gelungen war, ihn mitsamt seinen Beamten aus dem Rathaus abzuführen, musste er sich auf der Treppe der Kirche der Gerichtsbarkeit von Junker Hans stellen. Und der hatte sich in der Anklage mit Gemeindereferentin Petra Kirchhoff noch Verstärkung geholt. Denn einen Pfarrer gibt es für die fünf Gemeinden des Aachtals gegenwärtig nicht mehr. Kirchhoff schonte den Bürgermeister in ihrer Anklage keineswegs, denn sie suchte nach Gründen, weshalb keine Pfarrer hier ins Aachtal kommen wollten, oder schon bald wieder gingen. Das Wahlverhalten bei der letzten Landtagswahl hatte sie als möglichen Grund aufgeführt, denn da hätten die Rielasinger ja einen Mann von der AfD gewählt, die Verkehrsbelastung im Ortskern sah als möglichen weiteren Grund, denn durch den Lärm von der Straße müsste man sogar in der Kirche schreien. Die Rathausspitze war für sie auch ein Grund, denn da täte man halt zu wenig. Bürgermeister Baumert zeigte sich darüber mächtig empört: man sorge für Bauplätze und ordentliche Straßen und noch viel mehr, aber um das Seelenheil der Einwohner könne man sich nicht auch noch kümmern. Baumert hatte seine Stellvertreter antanzen lassen, und Jutta Gold (Arlen), Lothar Reckziegel (Worblingen) und Rudi Caserotto (Rielasingen) schwärmten, dass sie selbst in so schönen Orten Pfarrer sein würden. Und darauf ging der Junker in seinen Richterspruch auch ein: verdonnert wurden der Schultes und seine Stellvertreter zum Ministrantendienst bei der Narrenmesse, für die der ehemalige Pfarrer Ramminger nochmals ins Aachtal kommt. Und zusätzlich hätten sie dann am Sonntag noch für eine Papier-Kollekte zu sorgen. Und Wein muss Baumert auch noch spendieren, der daraufhin harten Wiederstand leistete, als ihm der Burgvogt Spindler den Schlüssen entreißen wollte.
Eine hundert Zuschauer verfolgten das Närrische Schauspiel auf der Treppe, das vom Fanfarenzug Rielasingen-Arlen wie den „Orgellelochbläri“ musikalisch untermalt wurde. Die „Zigüner“ und die Ratten sorgen neben der Kirchgemeinde für das Leibliche Wohl. In der Narrenschar waren erfreulich viele Gruppen zu finden, die mit einem eigenen Motto unterwegs waren – zum Beispiel die „Rosenegg Airlines“ oder eine Guerilla-Knitting-Organisation.
Autor:Oliver Fiedler aus Gottmadingen |
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