Infoveranstaltung für Geflüchtete in Rielasingen
Überwältigendes Interesse am "Gründen in Deutschland"
Rielasingen-Worblingen. Worauf muss ich als Geflüchteter achten, wenn ich mich in Deutschland selbstständig machen möchte? Diese und weitere Fragen wurden im Rahmen einer Infoveranstaltung der Integrationsbeauftragten der Gemeinde Rielasingen-Worblingen am Mittwoch, 9. Oktober, beantwortet, wobei man hier auf großes Interesse seitens der Geflüchteten stieß.
Informiert wurden die rund 25 Interessierten im Jugendhaus Juco60 in Rielasingen dabei von Dennis Schäuble, Fachbereichsleiter Unternehmensservice der Handwerkskammer Konstanz (HWK), um ihnen ein Gespür dafür zu geben, welche Rahmenbedingungen in Deutschland gelten, möchte man sich hier eine eigene, berufliche Existenz aufbauen sowie welche Verpflichtungen die Menschen eingehen müssen.
Anerkennung empfohlen
Zunächst informierte Schäuble über die Begriffe der Beschäftigung und selbstständigen Tätigkeit, ehe er auf die rechtlichen Grundlagen für Geflüchtete einging, die ein Unternehmen gründen wollen. So dürfen Geflüchtete, die einen Aufenthaltstitel haben, eine selbstständige Tätigkeit ausüben. Zudem benötigen auch Geflüchtete für sogenannte "reglementierte Berufe" eine Berufszulassung, die einen bestimmten Abschluss oder eine Prüfung erfordern, um diesen Beruf ausüben zu können. Als Beispiele hierfür nannte Dennis Schäuble auch Ärzte, Rechtsanwälte sowie einige Handwerksberufe wie Bäcker, Elektrotechniker oder Friseur.
Des Weiteren präsentierte der Vertreter der HWK den Anerkennungsfinder, wo die Geflüchteten Ansprechpartner für die Anerkennung der im Heimatland erlernten Berufe finden können. Darüber hinaus empfahl Schäuble eine Anerkennung der Berufe, da sich damit auch die beruflichen Chancen verbessern, sowie vor der Aufnahme der selbstständigen Tätigkeit eine Gründungsberatung bei der HWK oder Industrie- und Handelskammer in Anspruch zu nehmen.
Finanzielle Risiken
Im Folgenden ging Dennis Schäuble auf das finanzielle Risiko ein, dass eine selbstständige Tätigkeit mit sich bringe, weshalb die Geflüchteten diese anhand der Erstellung eines Business- oder Geschäftsplans gut planen sollten. Er zeigte auch die Möglichkeiten der Unterstützung der HWK auf, so biete man bei Workshops Support in Sachen Businessplan oder auch Marketing und auch Existenzgründerseminare in der Bildungsakademie in Singen an. "Zudem wäre die Möglichkeit gegeben, Beratungsgespräche mit uns in Singen stattfinden zu lassen", erklärte Schäuble.
Das große Interesse der Geflüchteten zeigte sich auch in den vielen Fragen, die sie nach der Präsentation an Dennis Schäuble hatten, so klärte dieser unter anderem über die Steuerpflichtigkeit bei einem Gewinn von über 21.000 Euro sowie möglicher Zuschüsse durch Kommunen und Land auf. "Hier kann die Hausbank die Bürgschaftsbank von Baden-Württemberg einschalten, sollte es beispielsweise bei einer Betriebsübernahme, die neben der Selbstständigkeit ebenfalls möglich ist, eine höhere Summe benötigen."
Das Feedback, das die beiden Flüchtlings- und Integrationsbeauftragten der Gemeinde Anja Marosits und Olena Dan bekamen, war überwältigend. "Das war heute sozusagen der Startschuss für weitere Veranstaltungen, die wir in Zukunft hierzu für die Geflüchteten anbieten wollen", sagte Marosits dem WOCHENBLATT. Dabei könne sie sich auch gut vorstellen, einen der Workshops hier vor Ort stattfinden zu lassen.
Autor:Philipp Findling aus Singen |
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