Nachdenkliche Worte bei Neujahrsempfang/ Kandidatensuche zur Pfarrgemeinderats-Wahl
Standortbestimmung der Aachtal-Kirchengemeinde

Aachtal Neujahrsempfang | Foto: Der Neujahrsempfang der Aachtal-Kirchengemeinde. sw-Bild: bg
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Aachtal. Stimmungsvoll rieselte draußen leise der Schnee, als Pfarrer Arthur Steidle, Diakon Carmelo Vallelonga und Diakon i.R. Wilfried Ehinger den sonntäglichen Familiengottesdienst der Katholischen Aachtalgemeinde mit einer weiteren Erstkommunion in der vollbesetzten Worblinger Kirche St. Nikolaus hielten. Die Sonne trat hinzu, als das Blechbläser-Quintett der Worblinger Musikschule unter Leitung von Christian Gommel anschließend im Pfarrheim den gut besuchten Neujahrsempfang der Seelsorgeeinheit Aachtal eröffneten.

Franz Duffner, Vorsitzender des Pfarrgemeinderates, konnte zahlreiche Vertreter‘innen des Öffentlichen Lebens und der Gemeinschaft der Gläubigen aus Arlen, Bohlingen, Rielasingen, Überlingen und Worblingen begrüßen. Sein Lob im Jahresbericht galt sowohl sämtlichen Aktiven „in unserem kleinen Mikrokosmos Aachtal“, insbesondere Dekan „im Unruhestand“ Ehinger sowie Pastoralreferentin Verena Kreutter, aber auch der Diözese für die schnelle und unbürokratische Rückkehr von Dekan Vallelonga in die Gemeinde.

Nun sind zur Wahl des Pfarrgemeinderates noch 3 Kandidaten gesucht, „die in der Kirche was machen wollen“, so Duffner, der auf 23 vielfältige Vorschläge verwies, die man dem Dekan bei dessen Besuch 2019 vorgestellt habe, um das Gemeindeleben zu stärken. „Ein Musterbeispiel“ sei die Idee einer „Taufvorbereitung“ junger Eltern, mit der Hinwendung zur Gemeinde und Glaubensfragen - der Dekan zeigte sich „sehr beeindruckt“, so Duffner.

„Auf Eis“ läge im Ordinariat Freiburg allerdings der Vorschlag, landeseigenen Grund zu erwerben, um weitere Pfarreinrichtungen anbieten zu können. Hingegen stehe ein Raum für Ministranten kurz vor der Vollendung. Handlungsbedarf zeige auch die historische Kirche in Bohlingen sowie die Renovierung des Überlinger Pfarrheims.

Dipl.Theol. Hermann Schwörer aus Gaienhofen-Horn suchte in seinem umfänglichen, nachdenklich-engagierten Vortrag „Kirchenentwicklung 2030 - untergehendes Schiff - oder aufsteigender Stern?“ Orientierung und Antworten auf zentrale Fragen der Katholischen Kirche nach ihrer Zukunft zu geben. Er sehe angesichts der „schrecklichen Ereignisse um Mißbrauchsskandale“, dass „viele Engagierte ihre Grenzen gespürt haben“, ebenso „ein Rückgang an Kirchenbindung, an Mitgliedern, an Geld“, aber auch einen steigenden Anspruch „auf substantielle Fortschritte in der Partizipation der Gläubigen an den Entscheidungen der Kirche, auf Zugang der Frauen zum Amt, auf Gewaltenteilung in der Kirche“, auch als Bereicherung für unsere demokratische Kultur.

Der Wegfall der Allzuständigkeit der Kirche für zentrale Fragen des Lebens und Daseins durch Aufklärung, Fortschritte der Wissenschaft, der Freiheit des Individuums und tiefe Einsichten in Sachverhalte des Kosmos und der Natur andererseits habe die Machtbasis der Kirche „gebrochen“, so Schwörer, der Erzbischof Stephan Burger zitiert: „Die Zeit der Volkskirchen ist vorbei“. Burger hat das Pastoral-Projekt „2030“ aufgelegt, sucht organisatorische Neuorientierung und Leitbilder für 1,8 Millionen Katholiken im Südwesten. Schwörer, Religionslehrer in Radolfzell, Vorsitzender des Dekanatsrates Hegau sowie Vorstandsmitglied im Rat der Erzdiözese Freiburg, äußerte schwere Bedenken, staatskirchenrechtliche Körperschaften wie die „sehr engagierte, gut funktionierende“ Kirchengemeinde Aachtal nach 2030 in einem möglichen „Pastoralen Zentrum, einer Pfarrei in der Größe des halben Landkreises“ mit möglichem Sitz in Konstanz oderSingen aufgehen zu lassen.

„Das wird nichts mehr mit dem zu tun habe, was sie kennen“, so Schwörer. Die angedachte Zentralisierung durch regionale Zusammenschlüsse könne zu einem „schön renovierten Schiff führen, welches dann im Hafen liegt - um den Preis, dass Katholiken sich dann zur Kirche zu bewegen haben, aber nicht Kirche zu den Menschen, wo sie sind“. Hingegen seien weiterhin „Kümmerer vor Ort“ gefragt, so Schwörer, „als Leitungsverantwortliche auf Zeit gewählt oder delegiert“, um das „Gemeindeboot“ auf „der Suche nach den Sternen und neuen Wegen“ voranzubringen“. Er plädierte für eine „kluge Mischung“ zwischen stärkerer innerkirchliche Teilhabe und nötiger Effizienz, hofft auf mehr Partizipation und „attraktive Mittwirkung“ in demokratischen Gremien, wofür es dankbaren Beifall gab.

- Stefan Mohr

Autor:

Redaktion aus Singen

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