Dr. Ute Hübner will mangels Wertschätzung gehen
Offener Brief zur Kündigung der Leiterin des Hörimuseums

Vor die Zukunft des Höri-Hesse Museum in Gaienhofen haben sich nach der Kündigung der Leiterin Dr. Ute Hübner viele Fragezeichen gestellt.  | Foto: swb-Bild: of/ Archiv
  • Vor die Zukunft des Höri-Hesse Museum in Gaienhofen haben sich nach der Kündigung der Leiterin Dr. Ute Hübner viele Fragezeichen gestellt.
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Gaienhofen. Im März hatte die langjährige Leiterin des Höri-Hesse Museum Gaienhofen, Dr. Ute Hübner, ihre Kündigung auf Sommer öffentlich gemacht, und dafür zum einen mangelnde Wertschätzung aus dem Rathaus wie auch Stellenkürzungen für das Museum als Gründe angeführt, die aus ihrer Sicht die notwendige Kulturvermittlung nicht mehr möglich machten. Weil das über die Gemeinde hinaus inzwischen viele Gemüter bewegt, hat nun die Landtagsabgeordnete Nese Erikli einen Offenen Brief an Bürgermeister Uwe Eisch geschrieben:

„Es wird alles immer gleich ein wenig anders, wenn man es ausspricht.“ Ein kluger Satz aus der Feder von Hermann Hesse. Nun wird es zwar leider anders, bringt aber auch einen persönlichen wie fachlichen Verlust für Gaienhofen mit sich: Das Museum zum Gedenken an den Nobelpreisträger verliert mit Frau Dr. Ute Hübner eine ausgezeichnete Leiterin. Was bleibt ist ein weiterer Hesse-Satz: „Alles Wissen und alles Vermehren unseres Wissens endet nicht mit einem Schlusspunkt, sondern mit einem Fragezeichen.“

Fragezeichen sind es auch, die mir die Nachricht der Kündigung von Frau Dr. Hübner auf die Stirn gemalt haben. Ich habe Frau Dr. Hübner als exzellente Leiterin des Museums kennengelernt. Als Landtagsabgeordnete für die Höri und Vorsitzende des für die Kultur zuständigen Fachausschusses im Landtag liegt es natürlich nah, dass ich mich für dieses Haus besonders interessiere. Es war ihr Wirken am Hesse Museum gemeinsam mit ihren MitarbeiterInnen, die das Haus zu einem Ort von Strahlkraft weit über die Region hinaus hat werden lassen. Das bestätigen Kulturschaffende wie Bürger*innen gleichermaßen.

Kunst und Kultur auf der Höri sind Juwelen. Wir durchleben Zeiten, wie wir sie in unserem Teil der Welt nicht erwartet haben: Mehr als zwei Jahre Corona-Pandemie beeinflussen unser Leben, weitere Monate und womöglich Jahre werden nach dem Angriff auf die Ukraine krisenbelastet sein. Das Hesse Museum ist einer der Zufluchtsorte, die uns Abwechslung vom Alltag und die Möglichkeit zur Reflexion bieten.

Insofern frage ich Sie: Warum wurde Frau Dr. Hübner als langjährige Partnerin der Gemeinde nicht zumindest in den Stellenabbau des Hauses einbezogen?

Ich muss daran denken, dass das Museum jährlich Tausende BesucherInnen nach Gaienhofen zieht und mit den damit einhergehenden Übernachtungen und Gastronomie-Besuchen die Höri stärkt – sprich: Geld in die Kassen spült. Ich muss aber auch daran denken, dass das Museum ein außerschulischer Lernort ist. Gelernt wird während allen vier Jahreszeiten.

Das Land Baden-Württemberg leistet gemeinsam mit der Gemeinde einen großen Beitrag, um die Kultur in Gaienhofen zu pflegen. Denken Sie an die Unterstützung für die Neukonzeption der Ausstellung 2015, denken Sie an Zuschüsse für die Hesse-Tage und Sonderausstellungen oder die Integration von Audioguides ins Museumskonzept.

Denken Sie allen voran aber an den vom Land und der Gemeinde gemeinsam finanzierten Erhalt und die Konservierung der Sammlung des Hesse Museums zur Bewahrung der Kunst- und Literaturlandschaft auf der Höri über die vergangenen Jahre hinweg. Die begleitende Ausstellung hätte sich angeboten, sich ein Bild von der vorbildlichen Arbeit des Museums zu machen. „Ins Licht gerückt“ hieß sie.

Ich erhoffe mir, dass Sie und die anderen EntscheidungsträgerInnen die richtige Antwort auf die Frage vieler BürgerInnen aus der Region finden: Was ist Ihnen dieses Haus wert, was sind Ihnen Kunst, Kultur und Literatur auf der Höri wert und wie kann es mit dem Hesse Museum in Gaienhofen weitergehen?

Ich freue mich auf Ihre Vorschläge und Ideen."

MdL Nese Erikli, Konstanz

Autor:

Redaktion aus Singen

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