Furioses Martinspiel auf dem Rosenegg
Nur eine Wallfahrt kann die Verfehlungen noch heilen

Die Schauspieler des diesjährigen Martinispiels, im Bild mit Zunftmeister Holger Reutemann (2. von Links) konnten sich gleich doppelt über viel Applaus für ihr Martinispiel freuen, mit dem die "Rattlinger" ihre Fasnetsaison auf ganz besondere Weise eröffneten - und diesmal jede Menge "Gotteswunder" auf der Bühne zelebrierten. | Foto: Fiedler
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  • Die Schauspieler des diesjährigen Martinispiels, im Bild mit Zunftmeister Holger Reutemann (2. von Links) konnten sich gleich doppelt über viel Applaus für ihr Martinispiel freuen, mit dem die "Rattlinger" ihre Fasnetsaison auf ganz besondere Weise eröffneten - und diesmal jede Menge "Gotteswunder" auf der Bühne zelebrierten.
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Rielasingen. Mit einem wahrhaft furiosen Martinispiel haben die Narren der Zunft Burg Rosenegg unter der Regie von Dagmar Wenzler-Beger und Peter Brütsch mit der von den beiden verfassten "Wallfahrt uf Wiesholz" ihre fünfte Jahreszeit eröffnet.

Schon die Generalprobe am Samstagabend bei Fackelschein war bestens besucht, am Montagvormittag, 11. November, kamen nochmals rund 300 Besucher zur Freilichtbühne bei doch spürbare niedrigen Temperaturen, um hier Zeuge von wundersamen Heilungen zu werden.

Junker Hans (Andreas Fürst) musste freilich nach der Begrüßung durch Narrenpräsident Holger Reutemann und die Klänge des Fanfarenzug Rielasingen-Arlen mit dicker Backe und Zahnweh auf die Freilichtbühne. Und daran war er auch noch selber schuld, wie sich bald herausstellte. Denn den Medicus aus dem Dort unterm Rosenegg hatte er verjagt, um Geld zu sparen, und die Kräuterhexe ließ er verhungern im Verlies.

Schnell zeigte sich, wie fatal die Fehlentscheidung war, denn bald stürmten die Menschen aus dem Dorf die Burg, um baldige Linderung zu verlangen bei ihren dramatischen Leiden. Ein Bauer (Josef Duttle) war mit einer sprachlosen Frau (Peter Brütsch) geschlagen, obwohl diese ihn sonst immer rund gemacht hatte und die Furie im Dorf war. Eine Jungfrau (Ayla Dietze) kam mit dickem Bauch und konnte sich das gar nicht erklären.

Eine Frau (Carla Dietze) war mit einem Buckel geschlagen und hatte ihre Blase nicht mehr im Griff. Ein anderer Bauer (Daniel Schwarz) hatte gar sein Auge verloren und verfaulte im Mund. Die andere Bäuerin (Carla Dietze) war so von Läusen geplagt, dass die kein Haar mehr auf dem Kopf hatte und wieder eine andere Bäuerin musste gar auf einem Karren hereingefahren werden, weil die Beine nicht mehr wollten.

Der Dorfpfarrer (Gunnar Kattge) führte diesen traurigen Haufen an, mit seinem Ministranten (Simon Mayer) und erhob schwere Klagen gegen den Junker. Dieser kam erst auf eine teuflische Idee zusammen mit Burgvogt Spindler (Ralf Fortenbach), denn unten am Brunnen lungerte ja noch eine Quacksalberin (Dagmar Wenzler-Beger) herum, die kurzerhand auf die Burg gebracht wurde und auch manchen Joint und manche Tinktur dabei hatte, aber eigentlich den Leidenden nur das Geld aus der Tasche zog, ohne dass sie gesundeten.

Da gab es nur eine Lösung dieses so drängenden Problems: Eine Wallfahrt nach Wiesholz mit seinem Wunder-Weihwasser sollte die Rettung sein. Und so ging es für die wenig gläubigen Bauern los zur Wiesholzer Kirche, wo der dortige Pfarrer (Sandro Ienco) ein einsames Leben fristete, weil eigentlich schon im 15. Jahrhundert hier keiner mehr in die Kirche wollte, obwohl dieser ja eine direkte Verbindung zum Retter am Kreuz hatte.

Da gab es erst mal eine Strafpredigt und die Pflicht zur Beichte, dann sollten die Wunder des Herrn schon wirken. Aber auch das ging erst mal schief, und der Haarlosen wuchs erst nur ein Bart, dem Junker tat die andere Backe weh, die Jungfrau gebar schon ihr Brutzele mit Schmerzen und der einäugige Bauer bekam sein fehlendes Auge auf die Backe. Erst eine gehörige Weihwasserdusche und Einräucherung konnte nach Drohungen des Burgvogts mit seinem Degen das fehlgeschlagene Wunder wieder in die richtige Bahn lenken und am Ende konnte doch tatsächlich wieder auf die Fasnet 2025 gemeinsam angestoßen werden, bevor es für die Narren ins Berggasthaus Rosenegg zum großen Martinischmaus ging.

Dankbar sind die Schauspieler auch Souffleuse Tina Grundel, die die Bauersleute mit Pfarrern, Junker und Burgvogt sicher durch den Text leitete. Dankbar konnten die Narren auch für die Findigkeit des Schützenvereins sein, der mangels Schießgenehmigung für die Kanone hier mit Riesenböllern das Signal zum Start in die Fastnacht gab - und wegen Doppelknall sogar gleich sechsmal.

Autor:

Oliver Fiedler aus Gottmadingen

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