Viel Beifall für die Premiere der Rattlinger Narrenspiele
Närrische Parade mit weißen Unterhemd
Rielasingen. Die sind wieder ein Renner, die Narrenspiele des Narrenverein Burg Rosenegg in der Talwiesenhalle. Wie zum Auftakt am Freitagabend verkündet werden konnte, sind alle vier Aufführungen bis auf eine Handvoll Karten ausverkauft. Das zur Premiere bestens gelaunte Publikum konnte sich über manche Überraschung freuen. Zum Finale kurz vor Mitternacht gab es gar "Freddy Mercury" von Queen gar in 13-facher Ausführung mit einem munteren Meddley der britischen Popgruppe, in dem sogar singend die Akteure des rauschenden Abends vorgestellt und auf die Bühne für tanzende Schlussbild geholt wurden.
Nachdem die Narrenspiele der letzten Jahre doch von Nachrufen und Abschieden geprägt waren, ging es dieses Jahr doch närrisch zu neuen Ufern mit neuen Akteuren und Gruppen auf der Bühne. Die ganz traditionelle Nachwächter-Nummer, die für Jahrzehnte zur letzten Saison verstorbenen Bögy auf den Leib geschnitten war, wurde dieses Mal zu einer geordneten Übergabe genutzt. Denn auch der Scheermuser Bernd Ueltzhoeffer, der für die "Arlemer" stand, wollte sich schon längst von der Bühne verabschieden. Er hatte mit Marc Eder nun seinen Lehrling auf die Bühne gebracht, der seinen Platz einnehmen wird, und der seine Feuertaufe mit Bravour bestand in den närrischen Spitzfindigkeiten, die diesem Auftritt ihrer unbestreitbare Würze geben. Zusammen mit Trubehüeter Daniel Piper und Nachtwächter Thomas Gonsior gibt es noch immer die traditionellen Textlücken. Der Blick ging auch diesmal wieder nach Singen, wo vermutet wurde, dass nach dem Abriss des Conti, dem Abriss an der Kunsthalle, dem "platt gemachten" Herz-Jesu-Platz die gegenwärtigen Steinschläge auf dem Hohentwiel gar dazu dienen könnte, der Stadt Platz zu schaffen, denn wenn der Hontes da nicht mehr im Wege stehe, könnte man ja auch noch ein MAC3, 4 oder 5 dort bauen, folgerten die Narren. Dem Tengener Bürgermeister Marian Schreier unterstellten sie angesichts seiner OB Kandidatur in Stuttgart gar Größenwahn und fragten sich, ob nicht "braun" das Ergebnis sein könnte, wenn ein Roter hier ans Werk gehe, der noch grün hinter den Ohren sei. Philosophiert wurde angesichts des Grünrucks im Gemeinderat, dass die Gemeinde eigentlich immer schon "gut zu Vögeln" gewesen sei.
Apropos grün: die Schülerdemonstrationen von Fridays for Future zogen durchs ganze Programm. Sogar Büttenredner Gerd Schoch ging in seinem Plädoyer für die Landwirtschaft ganz närrisch darauf ein, denn er hatte ausgemacht, dass die Ohrstäbchen unser aller Untergang sein werden, mehr noch als die Milliarden Einweg-Kugelschreiber aus Plastik, wie er im Publikumstest vorführte.
Einen glanzvollen Einstand hatten Jenny Bohner, Sandro Ienco, Daniel Schorpp und Lukas Uhler mit ihrer Nummer "Achtung, Jenny kommt" und Szenen aus einem Kinderzimmer, bei dem das Spielzeug einschließlich "Siri" ein Eigenleben zwischen Elektronik- und Genderwahn voller alefänzigem Humor zum Leben erwachte.
Gar mit dem Rauschiff waren Moritz Baum, Reiner Baum, Karin Busshardt, Andreas Fürst und Maria Reitze-Fürst auf der Bühne der Talwiesenhalle gelandet. Das Raumschiff musste aber erst mal in die örtliche Werkstatt zu Überholung, während dessen wurde gar ein Sternsinger hergebeamt, der sich seine närrischen Scharmützel mit "Greta Tumberg" lieferte, das war ein köstliches Vergnügen.
Für besondere Pointen zwischen Tagespflege und Klimakrise sorgten Marc Eder, Alisa Fuhrmann, Milena Gonior, Thomas Gonior, Sarah Kauder und Nina Zeuner mit ihrer "Sagenhafter Vesperziiet". Der Sandmann verschlief seinen Auftritt, der Weihnachtsmann bekam sein Übergewicht nicht in den Griff, Väterchen Frost musste um seine Zukunft bangen und die Fee litt unter heftigen Karies von den vielen Süßigkeiten, die die auf ihren Touren geschenkt bekam, während die Köchin im Altersheim zu unappetitlicher Arbeitsweise neigte. Schöne Grotesken, für die diese Gruppe schon seit Jahren steht.
Mit gleich wie Auftritten des Fanfarenzugs, den "Havanna Nights" von den Gardemädchen, tiefen Einblicken in das Familienleben des FC Rielasingen-Arlen von den Holzern als die neuen Cheerleaders im Talwiesen-Stadion und einem bestens aufgelegten mit viel Gesang unterlegten Musikverein Rielasingen-Arlen wurde für erstklassige Stimmung im Publikum gesorgt. Die Gesamtleitung der Narrenspiele lag in den bewährten Händen von Dagmar Wenzler-Beger.
Autor:Oliver Fiedler aus Gottmadingen |
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