Erdbebenhilfe aus Singen und Hegau seit 10 Jahren für Waisenhaus aktiv

Mit 82 Jahren noch nach Haiti

Singen/Rielasingen-Worblingen. Vor genau 10 Jahren, am 12. Januar, 2010, wurde der Inselstaat Haiti vom verheerendsten Erdbeben seiner Geschichte mit rund 300.000 Todesopfern heimgesucht. Nachrichten darüber gibt es nach den großen Hilfsaktionen von damals kaum noch, obwohl die Not noch immer riesig ist und der Wiederaufbau kaum gelingt. Eine der Organisationen, die auch schon seit zehn Jahren als Helfer zur Selbsthilfe in Haiti tätig sind, ist die Organisation DIANO (Dental International Aid Network). Für den Singener Zahnarzt Tobias Bauer war die Naturkatastrophe der Anlass, mit einer Hilfsaktion zu starten. Im gleichen Jahr ging es zum ersten Mal nach Haiti, nach der bereits im Rahmen des ersten Besuchs im Jahr 2009 in der Dominikanischen Republik im Rahmen einer Fortbildung sich ein Bild von der Lage vor Ort machen konnte.

Die kleine Hilfsorganisation ist dankbar über viele besondere Helfer wie Wilma Rösel: Nach einem langen Berufsleben lassen es die meisten der Pensionäre im wohlverdienten Ruhestand eher etwas ruhiger angehen. Nicht So Wilma Rösel, gelernte Krankenschwester aus Rielasingen ist nach 40 Jahre im Dienste der Gesundheit immer noch aktiv und engagiert. Die Berichte der kleinen Hilfsorganisation DIANO aus der Region, die seit gut 10 Jahren in Haiti tätig ist, verfolgte sie mit großem Interesse. Selbst vom Fach kann sie gut einschätzen, welcher Aufwand hinter Hilfseinsätzen in Krisengebieten steckt. Deshalb genießen Freiwillige, die anderen Menschen in Not helfen, bei ihr ein hohes Ansehen. Entsprechend begeistert war sie, als sie die Möglichkeit bekam, an einem Hilfseinsatz in Haiti teilzunehmen. DIANO ist zwar in erster Linie auf zahnmedizinische Hilfe ausgerichtet, ein Fachbereich, der fast immer zu kurz kommt, doch diese Einschränkung auf das Fachgebiet gilt oft nicht. Durch die intensive Zusammenarbeit mit vielen Einrichtungen in Haiti, wo DIANO oftmals die einzigen Helfer aus dem Ausland sind, die Hilfe bringen, versucht man Hilfe zu leisten, wo es möglich ist.

Im Mittelpunkt des jetzt erfolgreich abgeschlossenen Einsatzes stand ein Waisenhaus in Cap Haitien im Norden von Haiti: das Institut Notre Dame de la Médaille Miraculeuse. Dieses Waisenhaus liegt im Einzugsbereich einer Kirchengemeinde, die auch ein kleines Krankenhaus betreibt. Die Zusammenarbeit hat sich über einige Jahre hinweg sehr positiv entwickelt und so entstanden im Laufe der Zeit enge Kontakte. Im Heim leben gut 80 Kinder, zusammen mit externen Schulkindern, die die zum Institut gehörende Schule besuchen, sind es insgesamt 400 Kinder, die einen Abschluss machen können. Dabei muss die Einrichtung jeden Monat aufs Neue sehen, wie sie über die Runden kommt. Es klemmt an allen Ecken und Enden und so war man froh, dass es die Gruppe aus Rielasingen und Umgebung trotz der unruhigen Lage im Land geschafft hatte, durchzukommen.

Besucher sind in Haiti derzeit eher rar, umso mehr freuten sich die Kinder um so mehr über die große Hilfe, aber auch viele kleine Mitbringsel. Die liebenswürdige Omi mit der ungewohnt hellen Haut wurde gleich ins Herz geschlossen - nein mehr: sie wurde regelrecht in Besitz genommen. Denn was bleibt einem noch zu tun, wenn ein dreijähriges Mädchen in regelmäßig ihren Armen einschläft? Die kleine Stanelle hatte die Geborgenheit gefunden, die ihr sonst nicht zuteil wurde.

Für den Leiter der Hilfsorganisation, Zahnarzt Tobias Bauer aus Singen, ist das Persönliche sehr wichtig, schließlich geht es in erster Linie um die Menschen dort. Allein aus diesem Grund war die Teilnahme von Wilma Rösel an dieser Mission ein Gewinn – zumal die Leistungen von erfahrenen Krankenschwestern bei Auslandseinsätzen nie hoch genug gewürdigt werden können.

Mit jeder Reise kommt eine große Menge an Spenden nach Haiti. Neben wichtigen medizinischen Geräten, und Medikamenten war dieses Mal viel technisches Gerät im Gepäck. Auch dringend benötigte Kleinteile für den Erweiterungsbau kamen so sicher ins Land. Denn die Verhältnisse sind extrem beengt: oftmals schlafen 10 Kinder in einem Zimmer nur auf am Boden liegenden Matratzen.

Doch damit nicht genug: in Wilma Rösels Bekanntenkreis kam so manche Spende zusammen und so konnte sie den Schwestern einen Umschlag mit 900 Euro überreichen. Auch diese Spende war hochwillkommen: konnte doch gleich dringend benötigte Kindernahrung gekauft werden, denn der Speisezettel ist nicht sehr üppig: außer Reis und Mais gibt es nicht sehr viel Abwechslung.

So wird sicherlich noch so manche Reise und so manche Spende notwendig sein, um dem Waisenhaus unter die Arme zu greifen, vor allem so lange die Schlafhäuser der Kinder nicht fertig gestellt sind, die endlich für Entlastung der drangvollen Enge in den völlig überbelegten Schlafsälen bringen sollen. Auch so mancher Urlaubstag wird noch geopfert werden, um die Spenden auf Reisen zu bringen. Dafür gibt es eine Fülle von unvergesslichen Eindrücken und so manchen nachdenklichen Moment! Und das kann Wilma Rösel nur bestätigen: “Es braucht schon etwas Zeit, um zu Hause wieder richtig angekommen zu sein!“
Um zu helfen muss man aber nicht selbst auf Reisen gehen. Spenden sind immer willkommen, etwas besonderes ist es, eine Patenschaft für ein Kind zu übernehmen und es somit bei der Ausbildung zu fördern.

Für weitere Information steht Petra Frank-Bauer unter haitihilfehegau(at)gmail.com zur Verfügung.

Das Spendenkonto DIANO: Deutsche Apotheker und Ärztebank, IBAN DE69 3006 0601 0103 9955 26

BIC DAAEDEDDXXX