Im ersten ganzen Betriebsjahr sogar positiven Cash-Flow erwirtschaftet
Bürgerbus sieht sich als Sozialprojekt für die Gemeinde
Rielasingen-Worblingen (of). „Der Bürgerbus ist ein soziales Projekt der Gemeinde und nicht eines des Bürgerbusvereins“, unterstrich Udo Heggemann bei der Vorstellung des Jahresberichts des Vereins in der jüngsten Sitzung des Gemeinderat. Deshalb müsse es auch im Interesse aller sein, dieses Projekt positiv zu begleiten, um damit noch mehr Nutzer für das Projekt zu gewinnen. „Was wir derzeit vor allem brauchen sind neue Fahrer, denn wir sind zwar mit 40 FahrerInnen gestartet, durch Krankheiten oder aus Altersgründen ist die Zahl aber erst mal wieder auf 31 gesunken“, so Heggemann weiter.
In den ersten 20 Monaten des Projekts Bürgerbus habe man 17.000 Fahrgäste befördert. Diese Zahl werde immer wieder angezweifelt, aber die Registrierung der Fahrgäste werde auch durch die Gemeinde überprüft. Helmut Nahrgang als zweiter Vorsitzender des Vereins informierte, dass der Bus in 2018 rund 10.200 Personen transportierte. 20 Prozent der Fahrgäste kamen mit Personenbeförderungsschein und waren deshalb von der Gebühr von einem Euro befreit. Rund 10 Prozent der Fahrgäste hätten dabei beide Linien als Umsteiger genutzt. Wenn man die Zahlen des zweiten Halbjahrs vergleiche, dann sei die Zahl der Fahrgäste von August bis Dezember im Vergleich zu 2017 um über 51 Prozent gestiegen. Im letzten August wurde zudem der Fahrplan und Ablauf optimiert. Interessanterweise ist die Zahl der Fahrgäste in Arlen und Worblingen wesentlich höher als in Rielasingen selbst. Die FahrerInnen leisteten dafür rund 4.800 Stunden ehrenamtlicher Arbeit, so der Jahresbericht.
Angesichts oft zugeparkter Haltestellen hat der Verein die Bitte, dass die Haltstellen auch auf der Straße zusätzlich markiert werden, wie das auch bei herkömmlichen Bushaltestellen der Fall ist. Neu eingeführt wurde zum Jahreswechsel die „Bürgerbus App“, die man sich per QR-Code aufs Handy laden kann, und Informationen zum Fahrplan und Streckennetz enthält.
Wie schon auf der Hauptversammlung vor einigen Wochen angekündigt, will der Verein eine Umstellung auf E-Busse ins Auge fassen. Das Modell von „E-Go“, das in der Sitzung vorgestellt wurde, würde rund 60.000 Euro kosten und wäre damit sogar günstige als die bisher im Betrieb befindlichen Busse. Allerdings ist nach dem Zuschuss des Landes die Betriebszeit der aktuellen Busse auf acht Jahre festgelegt. "Doch auch in Stuttgart bewegt sich ja in Sachen Elektromobilität derzeit einiges", schöpft Udo Heggemann Hoffnung. Die E-Busse wären ja sogar günstiger als die aktuellen Dieselfahrzeuge in der Anschaffung.
Über die Gemeinde hinaus habe der Bürgerbus eine „Leuchtturm Wirkung“, sagte Bürgermeister Ralf Baumert. Denn tags zuvor war er auf einem Meeting der IHK’s Baden-Württemberg mit Udo Hegemann auf ein Podium geladen worden, um die Erfahrungen mit dem Projekt einem großen Publikum aus dem Verkehrsbereich vorzustellen.
Die Bilanz weist Einnahmen von Insgesamt 30.200 Euro durch Fahrkartenverkauf, Zuschüsse und Werbung auf. Die Ausgaben liegen in der Summe von 179.900 Euro, bei denen allerdings die Abschreibungen mit 148.000 Euro als stärksten zu Buche schlagen – sie werden auch nur in diesem Jahr so gerechnet und fallen in den Folgejahren bereits weg, so Kämmerin Verena Manuth in der Sitzung. Den Jahresfehlbetrag von knapp 150.000 Euro für dieses Jahr trägt die Gemeinde. Was den realen Zahlungsverkehr im letzten Jahr angeht, so habe sich sogar ein postiver Cash-Flow von rund 2.500 Euro ergeben, ergänzte Manuth. „Das hätten wir als Gemeinde so nicht hinbekommen“, lobte Gemeinderat Dr.Wieland Spur das Projekt Bürgerbus.
Autor:Oliver Fiedler aus Gottmadingen |
Kommentare