Viele Lacher für das Publikum im Pfarrheim
"Alles Werbung" und die Liebe als Dessert
Worblingen. Die lange Theaterpause hat die Schauspielgruppe der Mundartbühne Worblingen offensichtlich dazu genutzt, um richtig Anlauf zu nehmen. Denn mit ganz schön viel Schwung konnte am Wochenende die Kriminalkomödie »Alles Werbung, oder was?« in vier sehr gut besuchten Vorstellungen im Pfarrheim vorgeführt werden. Das Stück des Winterthurer Autors Atréju Diener wurde natürlich in den Hegauer Dialekt und ins Gewerbegebiet »Zwischen den Wegen« verlegt.
Und es beginnt in stockdunkler Nacht. »Kalle« (Thomas Bertsche), der große Bankräuber, hatte seinen Cousin Berti (Christian Kalyciok) im Schlepptau und beiden sind nach dem Banküberfall mächtig in Schwulitäten, weil Berti statt dem Türöffner den Alarmknopf in er Bank gedrückt hatte. Um sie herum Blaulicht und Martinshorn, doch in einem Gewerbebetrieb finden sie den rettenden Unterschlupf. Doch am nächsten Morgen müssen sie erkennen, dass sie hier bei »Werbe Wagner« (Theo Rüttinger) gelandet sind, und dass sie aus dieser Kiste so schnell nicht mehr rauskommen.
Theo Wagner ist geschäftlich in Schwulitäten und versucht sich, mit einer neuen Kampagne aus dem Sumpf zu ziehen, seine Frau (Angela Möhrle) will die Wohnung neu streichen lassen, von einer Designerin (Tanja Dehn) bepinseln, deshalb muss der Papagei Friedolin (Desiree Moser) ins Büro, der diesem Stück durch seine Nachplapperei auch von Geheimnissen eine besondere Würze gibt. Und dann hat auch noch die neue Sekretärin (Erika Weimer) hier ihren ersten Tag, um »Ordnung in den Laden« zu bringen.
Das sind die Zutaten für eine gut gestrickte Komödie, denn aus Versehen setzen die beiden Ganoven den Werbewagner Schachmatt und müssen deshalb ihn im »Büro« vertreten, in der Hoffnung, nicht doch aufzufliegen, während Wagner, seines Verstandes beraubt, in den verschiedensten Rollen aus der Abstellkammer auftaucht. Keine Frage: die Panzerknacker haben natürlich vom Metier keine Ahnung.
Sie wissen ja nicht mal, was eine »Influencerin« ist, als eine solche in Form von »Kathy Flowervalley« (Bettina Glaser-Spallek) auftaucht auf der Suche nach einem neuen Geschäftsmodell, und schließlich noch eine Nonne (Gabi Grünvogel), um für die Kirche eine neue Botschaft zu finden. Keine Frage, die Szenen sind natürlich grotesk, aber das ist der Spaß fürs Publikum, wie sich die beiden da immer mehr in die Bredouille bringen und keine andere Wahl haben, weil sie im Chaos des Archivs ihre Beutetasche nämlich nicht mehr finden. Und immer wieder dieser Papagei, der da aus seinem Käfig herauskräht.
Fast scheint die Flucht aber doch zu gelingen. Aber nur fast. Denn plötzlich zückt die neue Sekretärin ihre Pistole, denn sie ist eigentlich von der Polizei, den Bankräubern auf einer heißen Spur. Doch dann kommt es raus: Kalle, der hier zum »Rudi Karell« mutierte, hatte eigentlich noch per Internet ein »Date« mit einer bislang unbekannten Person ausgemacht - und das war dann die Polizistin. Und sein trotteliger Cousin kommt gar noch bei »Werbe-Wagner« als Buchhalter unter, denn das kann er ja besser als Banken zu überfallen. Und damit gibt nach so viel Lachen noch ein richtig rührendes Happy-End.
Die Dankesrunde nach der Aufführung war lang. Souffleuse Beate Billinger gehört auch schon seit Jahrzehnten zum Ensemble, mit einer wirklich tragenden Rolle.
Autor:Oliver Fiedler aus Gottmadingen |
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