Die Ausbildung als Lokführer
Von Lummerland bis zum Nordpol und auf der Schwarzwaldbahn

Foto: traveldia - stock.adobe.com

„Eine Insel mit zwei Bergen und dem tiefen, weiten Meer, mit viel Tunnels und Geleisen und dem Eisenbahnverkehr …“ Ja, wer wollte nicht schon selbst mit Jim Knopf und Lukas dem Lokomotivführer ins Lummerland fahren. Oder lieber mit dem Polarexpress an den Nordpol? Für viele war das der Anlass fabelhafter Träume in der Kindheit. Und noch heute zeigen diverse Studien, dass der Beruf des Lokführers, gerade bei den Jungen im Alter von 6 – 12 Jahren, unter den Top 10 der Berufswünsche ist.
Der Einstieg in diesen Beruf kann auf zwei Wegen erfolgen: Entweder als reguläre Berufsausbildung, die sich „Eisenbahner im Betriebsdienst, Fachrichtung Lokführer und Transport“ – Voraussetzung ist ein Hauptschulabschluss - nennt, oder über die Funktionsausbildung, also einen Quereinstieg. Dieser setzt eine abgeschlossene, möglichst technische Berufsausbildung voraus und dauert 10 bis 12 Monate. Eines ist aber bei beiden Ausbildungswegen unerlässlich: Damit die Sicherheit des Eisenbahnbetriebs gewährleistet ist, müssen sich Lokführer bei ihrer Einstellung einer Tauglichkeitsuntersuchung unterziehen. Denn die Arbeit als Lokführer stellt besondere Anforderungen an die mentale und psycho-physische Leistungsfähigkeit.
Und die Verdienstmöglichkeiten – auch bereits während der Ausbildung - in diesem Beruf sind fair: Ein Lokführer verdient im Jahr, je nach Berufserfahrung und Einsätzen im internationalen Verkehr, zwischen 44.500 und 53.400 Euro. Ein Azubi, je nach Lehrjahr, zwischen 1.019 Euro und 1.226 Euro im Monat. Dazu kommen Weihnachtsgeld und Zulagen. In der Funktionsausbildung verdient ein zukünftiger Lokführer rund 2.650 Euro im Monat sowie Zulagen. Zulagen entstehen durch Arbeit in der Nacht, am Wochenende und an Feiertagen. Insgesamt arbeiten aktuell bei der Deutschen Bahn etwa 19.400 Lokführer.

Auch Thomas Bauschke ist einer derjenigen, der fast täglich hinterm Steuer sitzt und die PS-Giganten in Bewegung hält. Er gibt einen kleinen Einblick in seine tägliche Arbeit.
Wochenblatt:Was hat Sie persönlich dazu bewogen, diesen Beruf zu ergreifen? Vielleicht war ja auch Jim Knopf eine Inspiration?
Bauschke: Nein, ich hatte eine Modelleisenbahn im Zimmer. Wie wahrscheinlich viele Jungs früher. Ich wollte aber eigentlich nicht Lokführer werden, sondern hatte mich als Lokschlosser beworben. Doch auch damals schon wurden Lokführer dringender benötigt und so hat man mich gefragt, ob ich nicht lieber Loks fahren möchte, statt diese zu reparieren. Naja, und so entschied ich mich um. Hab’s nicht bereut.

Wochenblatt: Was muss man wissen, wenn man diesen Beruf erlernen möchte, also „worauf lasse ich mich ein“?
Bauschke: Was mir viele Berufseinsteiger sagen, ist, dass sie diesen Beruf völlig unterschätzt haben. Insbesondere die Unmenge an Wissen, welches man sich aneignen muss. Da hatten einige anfangs große Augen, als sie den Stapel an Vorschriften, Richtlinien und Regularien sahen. Darüber hinaus muss man sich im Klaren sein, dass die Bahn 24 Std am Tag, 7 Tage die Woche an 365 Tage im Jahr fährt. Auch an Weihnachten, Silvester, Fasnacht und Geburtstagen. Und dann noch zu unterschiedlichen Zeiten. Du fängst mal um 3 Uhr morgens an und ein anderes Mal um 17 oder 18 Uhr. Der Wechseldienst ist schon ein großer Faktor. Aber dafür habe ich dann den Vorteil, unter der Woche frei zu haben – dann, wenn alle anderen arbeiten.

Wochenblatt: Was bereitet Ihnen heute noch - nach so vielen Jahren der Praxis - Freude an diesem Beruf?
Bauschke:
Das Fahren als Solches macht mir immer noch Spaß. Dem Sonnenauf- oder -untergang mit 7.000 PS entgegen und das noch auf der Schwarzwaldbahn, einer der schönsten Strecken Deutschlands. Das ist schon toll.

Autor:

Kathrin Reihs aus Singen

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