Editorial
Fachkräftemangel: Lücke führt zu Lücke führt zu…
Landkreis Konstanz. „Fachkräfte gesucht!“ – Diese zwei Worte stehen über den folgenden Seiten und eigentlich ist damit schon das Wichtigste gesagt. So oft und an so vielen Stellen war schon und ist noch die Rede vom Fachkräftemangel, wie fatal er für die Wirtschaft ist, dass dem unbedingt entgegnet werden muss.
Aber was ist eigentlich eine „Fachkraft“?
Diese Definition spuckt dafür der Duden aus: „Jemand, der innerhalb seines Berufs, seines Fachgebiets über die entsprechenden Kenntnisse, Fähigkeiten verfügt.“ Etwas konkreter wird da schon die Version von karriereakademie.de: „Unter einer Fachkraft wird eine Arbeitskraft mit abgeschlossener Berufsausbildung ("Fachkompetenz") oder beendetem Hochschulstudium verstanden. Um im Berufsleben erfolgreich mitzuarbeiten, werden von Fachkräften zusätzlich berufsbezogene soziale und methodische Kompetenzen eingefordert ("Soft Skills").“
Und was heißt das jetzt? Kenntnisse, Fähigkeiten, Ausbildung, Kompetenz. So betrachtet könnte man sagen, eine Fachkraft ist jemand, der oder die sich explizit für die Ausübung seines oder ihres Berufs weitergebildet hat. Typischerweise umfasst das mindestens eine Ausbildung, sehr häufig im Verlauf des Berufslebens noch zusätzliche Weiterbildungen. Eine Fachkraft ist eine Person, die sich ein oft sehr spezielles und spezialisiertes Wissen angeeignet hat, um das wiederum in dem entsprechenden Beruf umzusetzen. „Umsetzen“ heißt dabei, die eigenen Kenntnisse, Fähigkeiten, die Ausbildung und die Kompetenz dem Arbeitgeber zur Bewältigung bestimmter Aufgaben zur Verfügung zu stellen.
Das nutzt wiederum im kleineren wie im ganz Großen: Eine Maschine, die betrieben werden kann, die grundlegende frühkindliche Bildung für die Kleinsten, funktionierende Arbeitsprozesse in einem Betrieb, eingehaltene Liefertermine, eine florierende Wirtschaft. Damit all das gelingt, ist jede einzelne Fachkraft unverzichtbar, wirkt sozusagen von unten bis ganz nach oben. Als ein Zahnrad im Getriebe. Als Teil eines Puzzles. Als Glied einer Kette. Aber keinesfalls als ein Tropfen auf den heißen Stein. Sonst wäre das Fehlen von qualifizierten Fachkräften nicht das große Problem, das es heute ist.
Aus der Lücke wird ein Loch
Denn während ein fehlendes Teil noch vom System aufgefangen werden kann, ist das ja fernab von den Schwierigkeiten, die wir heute haben. Es fehlen so viele Zahnräder, Puzzleteile, Kettenglieder und nicht selten führt dabei eins zum anderen. Weil Fachkräfte fehlen, muss der Hersteller von Maschinenbauteilen die Produktion herunterfahren. Weil Fachkräfte fehlen, kann die Spedition Abhol- und Lieferzeiten nicht einhalten. Weil Fachkräfte fehlen, sind die Betreuungszeiten der Kita eingeschränkt, der Vater ist bei seiner Firma unabkömmlich (weil Fachkräfte fehlen), also muss die Mutter einspringen. Sie fehlt dann wiederum bei ihrer Schicht in Krankenhaus, wodurch vielleicht OPs verschoben werden müssen, Menschen länger krankgeschrieben sind und bei der eigenen Arbeit ausfallen.
Das Fehlen von Fachkräften ist längst nicht mehr die Ausnahme, sondern Normalität geworden. Eine einzelne Schraube, an der gedreht werden kann, eine einfache Lösung mit Schritt-für-Schritt-Anleitung, gibt es nicht. Aber viele dieser Berufe haben keinen sonderlich guten Ruf: Sie sind nicht en vogue, nicht cool genug, nicht ausreichend bezahlt, nicht erstrebenswert. Was es also vielleicht braucht, ist eine bessere Wertschätzung für diese Berufe. Damit der mögliche Nachwuchs, der gerade noch zur Schule geht, nicht nur lernt, welche Auswirkungen der Fachkräftemangel hat. Sondern auch, wie schön es ist, selbst mitzuwirken, als ein Teil um diese Auswirkungen zu dämpfen.
Autor:Anja Kurz aus Engen |
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