Mitarbeitersuche über Social Media
Den „richtigen“ Job bestimmt der Algorithmus

Die Jobsuche verlagert sich immer mehr ins Internet. Während die Übersendung von Bewerbungsunterlagen per E-Mail inzwischen gängige Praxis ist, nehmen mittlerweile auch Soziale Medien eine immer größere Rolle ein. | Foto: stock.adobe.com - sebra
  • Die Jobsuche verlagert sich immer mehr ins Internet. Während die Übersendung von Bewerbungsunterlagen per E-Mail inzwischen gängige Praxis ist, nehmen mittlerweile auch Soziale Medien eine immer größere Rolle ein.
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Landkreis Konstanz. Alle Wege führen nach Rom: Lange sind die Zeiten vorbei, in denen Arbeitgeber sich auf ein oder zwei Medien beschränken konnten, um Arbeitskräfte zu finden. Besonders durch den weiterwachsenden Mangel an Fachkräften sind Unternehmen heute darauf angewiesen, alle ihre Möglichkeiten zu nutzen: Audio, Video oder Text, Radioansager, Jobportale, Social Media-Posts, Stellenanzeigen online oder in der Zeitung, das Anwerben von Familienangehörigen der Mitarbeiter, andere interne Maßnahmen und so weiter und so fort. Auch umgekehrt stehen Arbeitsuchende vor unzähligen Möglichkeiten, sich über freie Stellen zu informieren und mit Betrieben in Kontakt zu kommen. Die klassische Bewerbungsmappe mit Lebenslauf, Anschreiben, Zeugnissen und Bescheinigungen, die im Briefkasten des Unternehmens und auf dem Schreibtisch der Personalverantwortlichen landet, sieht man heute nur noch selten.

Kultur der Jobsuche im Wandel

Abgelöst wurde sie vom Austausch per E-Mail und immer mehr auch durch andere Wege zur Bewerbung. Zwar fällt der Anteil an Personen, die über das Internet Arbeit suchen oder sich bewerben, hierzulande mit acht Prozent noch relativ gering aus: Laut Statista belegte Deutschland im Vergleich unter den 27 EU-Staaten damit im Jahr 2021 gerademal Platz 23. Dennoch haben die Unternehmen die Mitarbeitersuche über die Sozialen Medien längst für sich entdeckt, von Auftritten in Business-Netzwerken wie LinkedIn bis zu Fun-Plattformen wie TikTok.

Entsprechend vielfältig sieht dort auch die Bewerberansprache aus: Ernste Fotos, bunte Bilder, witzige Video und vieles mehr dienen mittlerweile dazu, Arbeitskräfte zu finden. Das lässt sich für die Unternehmen relativ einfach und fast schon unterschwellig umsetzen: „Hey du! So sieht der Alltag bei uns aus! Willst du auch so arbeiten? Dann bewirb dich doch gleich hier!“ Doch was für die private Verwendung von Social Media gilt, hat hier ebenso Bedeutung: Es ist nicht alles Gold was glänzt. Die Unternehmen zeigen sich durch Einblicke hinter die Kulissen oder Erfahrungen von Mitarbeitenden natürlich nur von ihrer besten Seite. Weil sich zugleich aber immer mehr Firmen online zeigen, Menschen anwerben wollen, entstehen auch immer mehr Inhalte, die die diverseren Plattformen fluten. Im hoch getakteten und hart umkämpften Ringen um die Aufmerksamkeit der Menschen bleibt unsicher, ob die Inhalte sich behaupten können. Die so entstandenen Bilder und Videos gehen schnell unter und werden weggescrollt.

Kein „Think outside the box“

Viel bleibt dabei undurchsichtig: An wen wird diese Anzeige, dieses Video, dieser Post am Ende ausgespielt? Und warum sieht ein Nutzer oder eine Nutzerin bestimmte Inhalte und andere wiederum nicht? Die Antwort liegt in Datenanalysen und Algorithmen. Die Plattform erstellt sich quasi im Hintergrund ein Profil des Users und spielt daran angepasste Inhalte aus. Dadurch entstehen auch Interessensblasen, was es schwerer macht, als Betrieb „andere“ Bewerber oder als Jobsuchende/r „andere“ Berufe zu finden. Für einen Quereinstieg ist die Suche über Soziale Medien sicher wenig erfolgreich. Auch abseits davon bleibt fraglich, ob die Inhalte am Ende wirklich die passenden Menschen erreichen. Das reicht von der Schulbildung über die berufliche Ausbildung bis zu weiteren Qualifikationen. Oder betrifft den Wohnort, die räumliche Nähe zum Unternehmen und wenn das nicht gegeben ist, die Bereitschaft umzuziehen.

Wenn auch die Bewerber- und Stellenfindung online zumindest in Teilen kostenlos ist, machen die dahintersteckenden Unternehmen das nicht umsonst. Mit jedem Klick sammeln sie Daten von den Unternehmen und Privatpersonen gleichermaßen, aus denen Interessen und Bedürfnisse abgeleitet und entsprechende Inhalte, aber auch personalisierte Werbung gefiltert werden. Bekommt ein Nutzer oder eine Nutzerin eine Stellenanzeige zugespielt, ist es denkbar einfach darauf zu reagieren: Einfach direkt auf derselben Plattform antworten. Aber auch hier wird jede Angabe und Information, die man dem potenziellen Arbeitgeber mitteilt, hinter den Kulissen durch die Plattformen ausgewertet und gespeichert. Sensible Daten, die im Bewerbungsprozess eine Rolle spielen, können so in die „Hände“ der sozialen Netzwerke gelangen. Und wer weiß, wohin diese von dort aus noch gelangen?

Autor:

Anja Kurz aus Engen

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