Amt für Umwelt des Kanton Thurgau stellt bei Informationsveranstaltung auch Fördermöglichkeiten vor
Bodensee soll stärker als Energielieferant genutzt werden
Thurgau. Im Bodensee schlummert ein riesiges Energiepotenzial. Dieses können Gemeinden mit thermischer Seewassernutzung ausschöpfen, um Gebäude und Industriebetriebe CO2-neutral zu heizen und zu kühlen. Der Informationsanlass «Der Bodensee – Energielieferant der Zukunft» vom 5. November in Romanshorn zeigt anhand konkreter Beispiele, unter welchen Bedingungen die Nutzung gelingen kann.
Der Bodensee speichert eine gewaltige Energiemenge, die wirtschaftlich, ökologisch und energieeffizient zu Heiz- und Kühlzwecken genutzt werden kann. Das Potenzial wird bei weitem nicht ausgeschöpft. Aufgrund von Modellrechnungen liegt das nutzbare Potenzial für die Schweizer Seite des Bodensees bei rund 2´800 Gigawattstunden (GWh) Wärmenutzung und 1´400 GWh Kältenutzung pro Jahr. Heute sind erst insgesamt 16 Anlagen mit einem Wärmeumsatz von rund 34 GWh pro Jahr am Schweizer Bodenseeufer in Betrieb. Der Wärmebedarf aller Gemeinden mit Seeanstoss in den Kantonen St. Gallen und Thurgau bewegt sich in der Grössenordnung von 1´200 GWh pro Jahr. Das berechnete Potenzial zeigt: Der gesamte Wärmebedarf liesse sich mit thermischer Seewassernutzung decken. Berücksichtigt werden muss dabei, dass sich das Ökosystem des Seewassers und der natürliche Temperaturhaushalt nicht nachteilig verändern dürfen. Weil sich die Wassertemperaturen durch die Klimaerwärmung bereits erhöhen, sollte dem See netto nicht mehr Wärme zugeführt als entzogen werden. Ein Wärmeentzug – wenn auch auf kleinem Niveau – wirkt der klimabedingten Erwärmung des Seewassers entgegen und ist positiv für die Wasserlebewesen.
CO2-neutrale Wärme- und Kältegewinnung
Für viele seenahe Gemeinden besteht die Chance, mit thermischer Seewassernutzung von der Energie des Bodensees zu profitieren, um Industrie, Privathaushalte und öffentliche Gebäude klimafreundlich, günstig und nachhaltig zu heizen und zu kühlen. Dadurch können sie veraltete Öl- und Gasheizungen ersetzen. Sie reduzieren nicht nur den CO2-Ausstoss, sondern erreichen auch ihre Energie- und Klimaziele schneller. Statt von internationalen Energiezulieferern abhängig zu sein, nutzen sie die lokale Umweltwärme. Die rund 50 erfolgreichen Projekte in der Schweiz belegen, wie langlebig und zuverlässig Anlagen zur thermischen Seewassernutzung sind.
Informationsanlass mit Besichtigung
Aus energie- und klimapolitischer Sicht hat der Kanton Thurgau ein Interesse, dass die thermische Nutzung des Bodensees weiter ausgebaut wird. Er bietet denn auch Fördergelder für Projekte mit thermischer Seewassernutzung an. In der Praxis zeigt sich aber oft, dass solche Projekte komplex sind. Es ist deshalb hilfreich, wenn sich anhand von konkreten Beispielen aufzeigen lässt, unter welchen Bedingungen eine erfolgreiche Umsetzung gelingen kann. Voraussetzung für das Gelingen ist aber auch, dass Behördenvertreter, Investoren und Planende gut informiert sind. Deshalb organisieren die Abteilung Energie und das Amt für Umwelt des Kantons Thurgau den Informationsanlass «Der Bodensee – Energielieferant der Zukunft» am 5. November 2019 ab 17 Uhr an der Kantonsschule Romanshorn. Er liefert den Interessierten Informationen zum Vorgehen, zu den Bewilligungsprozessen und zur Förderung und bietet die Möglichkeit des Austausches zwischen verschiedenen Partnern eines Seewasserprojekts.
Der Ort des Anlasses ist nicht zufällig gewählt. Denn seit bald 30 Jahren nutzt die Kantonsschule Romanshorn mit einer Wärmepumpe die Energie aus dem Bodensee. Initiiert wurde das Projekt bereits Mitte der 1980er Jahre und ist laufend erweitert worden. So ist heute nicht nur die Kantonsschule Romanshorn angeschlossen, sondern auch zehn Mehrfamilienhaeuser profitieren vom Bodensee als Wärmespeicher. Zudem gehören ein Industriebetrieb mit Kühlbedarf und die Sekundarschule Weitenzelg zu den Nutzern der Anlage. Im Anschluss an den Referatsteil wird an einer Führung dieses spannende Projekt vorgestellt.
Informationen zum Programm und Anmeldung unter: www.energie-agenda.ch
Autor:Oliver Fiedler aus Gottmadingen |
Kommentare