Holzklötzle Zimmerholz
Vereinte Gemeinschaft

Im Häs der Holzklötzle: Sarah Buser (links) und Anja Kurz (rechts), in der Mitte Jonas Buser, stellvertretender Zunftmeister. | Foto: Anja Kurz
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Zimmerholz. Es war einmal ein Dorf am Rande eines unheimlichen Waldes. Durch diesen Wald führte ein Weg, auch »Teufelsküche« genannt, an dessen Ende ein Tal lag. Dort sollen Kobolde ihren Unterschlupf haben und manchmal, des Abends, wenn die Bewohner des Dorfes einst auf den Feldern am Waldrand arbeiteten, wurden sie von diesen Kobolden von dem Acker vertrieben, bis zurück in den Ort. Und doch schienen die Spukgestalten nicht bösartig zu sein, sie waren gekleidet in weiße Gewänder und hatten große Köpfe, vor ihren Gesichtern trugen sie eine Holzmaske. Wenn sie sich bewegten, klapperte es, als würde ein Stock an einen Baum geschlagen.

So – oder so ähnlich – lautet die Legende um die Waldgeister in der Nähe des Ortes Zimmerholz, die bei der Gründung der dortigen Narrenzunft deren Zunftfigur, das »Holzklötzle«, inspiriert hat. Der Kopf zwei Holzklötze, mit einer langen Holzfeder daran, das Gewand ganz in Weiß, mit aufgestempelten bunten Würfeln. Das Meiste daran ist selbstgemacht, die Würfel beispielsweise werden von der Vorstandschaft aufgedruckt, die Masken von Karl Schwanz nach Vorlage per Hand bemalt. Über dem Gewand an einem Halter hängen noch tatsächliche Holzklötze, die zusammen mit der Pritsche in den Händen der Hästräger das Klappern der Legendengestalten symbolisieren. Dabei betont Jonas Buser, einer der zwei stellvertretenden Zunftmeister in Zimmerholz, dass auch sie, wie die Kobolde in der Legende, »gute Geister« seien und sie sich klar von übertriebenem Schabernack, der Manchen die Fasnet vermiese, distanzierten.

Gemeinsam und ausgelassen

Der Fastnachtsverein entstand, wie einige andere, im Jahr 1950. Dass es dabei nicht nur darum ging, die Dorflegende um die Kobolde wachzuhalten, legt insbesondere die zeitliche Nähe zum Zweiten Weltkrieg nahe. Was genau der Hintergrund war, lässt sich heute nur schwerlich sagen. »Vermutlich war die Sehnsucht danach, Fastnacht zu feiern und es bunt und laut zu haben, sehr groß in dieser Zeit«, äußert sich Jonas Buser im Gespräch mit dem WOCHENBLATT. Dieses Bedürfnis nach Ausgelassenheit werde auch heute noch durch den Verein abgedeckt, es gehe darum, »Blödsinn zu machen und zu feiern, ohne dass man sich verstecken muss.« Durch das vielfältige und vielzählige Programm zur Fasnet würde dabei auch dafür gesorgt, dass für jeden etwas dabei ist, egal ob beim Damenkaffee am "Schmotzigen", beim Kinderumzug am Dienstag oder beim Kartenspielen in der Zimmerholzer Halle am Rosenmontag.

Wie erfolgreich die Klötzle damit sind, wird auch durch die etwa 60 Maskenträger in dem Dorf mit nur etwa 300 Einwohnern deutlich. Doch wie wichtig die Zunft für den Ort insgesamt ist, lasse sich hierbei nicht so explizit sagen. Denn alle Vereine in Zimmerholz, von den Narren über den Musikverein bis hin zur Feuerwehrabteilung, seien in einer Vereinsgemeinschaft verbunden. »Darum kann man hier in Zimmerholz eigentlich keinen Verein auslassen, damit wir unter uns Feste und ähnliches gestemmt kriegen«, schildert Buser die gegenseitige Ergänzung und den Zusammenhalt in der gesamten Dorfgemeinschaft. Dabei unterstreicht er auch die Bedeutung von einzelnen Menschen, die hier die Initiative ergreifen, Ideen formen oder in die Tat umsetzen. Doch leider mangele es heutzutage an solchen Personen, die bereit sind, Verantwortung in Vereinsämtern zu übernehmen, beispielsweise als Schriftführer.

Familienbande

Jonas Buser selbst, der 2015 mit nur 16 Jahren in den Elferrat eingestiegen ist, ist hier ein Paradebeispiel für das Gegenteil. Wobei das wohl kaum anders geht, immerhin seien schon seine Eltern und auch seine Großeltern maßgeblich an der Dorffastnacht beteiligt gewesen – auf der Bühne an den Bunten Abenden einerseits, aber auch bei der Organisation hinter den Kulissen. Dasselbe gilt auch für seine Schwestern, Sarah Buser. Die ist nicht nur als Hästrägerin bei Umzügen dabei, sondern tanzt dazu noch in der Tanzgruppe der Zunft. Dass sich die Begeisterung an der fünften Jahreszeit vererbt, sei eher die Regel als Quereinsteiger, sich hier zu engagieren erfordere auch eine gewisse Leidenschaft. Das unterstreicht auch der stellvertretende Zunftmeister: »Das muss man leben und geht nicht nur so nebenher. In gewisser Weise muss das irgendwo in einem verankert sein.«
Dass die Freude an der Fasnet bei den Geschwistern da ist, wird jedenfalls deutlich. »Ich glaube, das ist wie bei einem Hobby. Das hat für den, der es macht, schon eine Bedeutung. Jemand anders versteht nicht unbedingt, warum oder wie sich das für einen selbst anfühlt«, unterstreicht auch seine Schwester. Vor und während einem Umzug seien für sie zum Beispiel der Zusammenhalt und die Gemeinschaft der Teilnehmer besonders spürbar: »Das ist eigentlich wie so eine große Familienfeier.«
Das bestärkt auch Jonas Buser: »Da muss man sich auch ein bisschen anstecken lassen. Das ist wie mit Yoga und allem anderen. Da muss man nicht dran glauben, da muss man einfach mitmachen!«

Alle Beiträge unserer Narrenzeitung 2023 und des närrischen Treibens in der Region finden Sie auf unserer Fasnets-Seite www.wochenblatt.net/tag/fastnacht

Autor:

Anja Kurz aus Engen

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