Wahre Begebenheiten auf Dorffesten
Echte Geschichten sind wichtiger denn je

"Das gehört einfach dazu, etwas Echtes vor sich zu haben", beschreibt Michael Heinermann von der Musikkapelle Ehingen das Erlebbare an Dorffesten. Auch, wenn man dies wie hier beim Bieranstich zum diesjährigen Herbstfest auch als Redakteur knallhart zu spüren bekomme. | Foto: Philipp Findling
  • "Das gehört einfach dazu, etwas Echtes vor sich zu haben", beschreibt Michael Heinermann von der Musikkapelle Ehingen das Erlebbare an Dorffesten. Auch, wenn man dies wie hier beim Bieranstich zum diesjährigen Herbstfest auch als Redakteur knallhart zu spüren bekomme.
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In Zeiten von Facebook, Instagram und X gibt es sie heutzutage kaum noch, die echten, die wahren Geschichten, die man sich hier und da erzählt. Dorffeste oder ähnliche Veranstaltung jedoch bilden in diesen virtuellen Welten den idealen Gegenbeweis, wie mir Michael Heinermann, Vorsitzender der Musikkapelle Ehingen erzählt.

Wer kennt es nicht? An einem oder auch zwei Wochenenden trifft man sich im Dorf oder der Gemeinde in einem Festzelt, trinkt, lacht und hat Spaß miteinander. Doch spricht man auch hin und wieder mal mit Menschen über Dinge, die im Ort abgehen oder der fragenden Person unter den Nägeln brennen. So unter anderem auch auf dem Ehinger Herbstfest, einem der vielen, festlichen Highlights hier im Landkreis. „Das schöne ist im Generellen die Gemeinschaft“, so Heinermann. „Dadurch, dass das Herbstfest beispielsweise ein Traditionsfest ist, ist es für viele gesetzt, eine Schlachtplatte essen zu gehen, bekannte Leute zu sehen, ohne sich groß abzustimmen“, erklärt er den Reiz solcher Veranstaltungen. Dasselbe gelte Heinermann zufolge auch für Feste wie den Tengener Schätzelemarkt oder das Oktoberfest in Wiechs am Randen. „Das sind die Traditionsfeste, bei denen jeder weiß, dass immer jemand da ist, den man kennt.“

Unverfälschte Wahrheiten

Welche Bedeutung hat es aber nun, auf solchen Festen über wahre oder echte Dinge zu sprechen? „Es ist wichtiger denn je, sich über solche Geschichten auszutauschen“, verdeutlicht Michael Heinermann. Wenn man nämlich einen Blick auf die Gesellschaft werfe, merke man schnell, wie viel heutzutage mittlerweile digital abläuft. „Hierbei treffe ich aber keine Leute. Auf den Festen erfährt man noch wirklich, was in der Gesellschaft oder im Dorf los ist. Gerade wenn man nach der Arbeit noch Zeit mit der Familie verbringt, nimmt man das Umfeld im Dorf gar nicht mehr richtig wahr“, sagt Heinermann. Der Austausch dieser echten Geschichten finde ihm zufolge gerade auf Dorffesten viel stärker statt. „Man braucht sich hierbei nicht anlügen oder etwas vormachen.“ Oft habe man ihm zufolge auch Bekanntschaften aus anderen Orten, die einem dann wahre Geschichten von dort erzählen, wo man im eigenen Dorf nicht viel mitbekomme. Er selbst als Gemeinderat werde auch oft gefragt, ob die Dinge, die offenbar passieren, wirklich so passieren. „Solche Veranstaltungen bieten hierfür den idealen Gesprächsort. Man bekommt die Dinge direkt und unverfälscht und nicht über sechs Ecken mit.“

Das Dorffest als "Erlebbares"

Sind diese Feste aber wirklich der ideale Ort, um sich über solche Geschichten auszutauschen? Ja, sagt Michael Heinermann, denn gerade auch bei digitalen Sitzungen fehle für ihn stark das Zwischenmenschliche. „Auch die lockeren Floskeln, die man sich auf Dorffesten erzählt, gehen im Überregionalen meist verloren.“
Für ihn sind es vor allem die eigene Wahrnehmung, die Stimmung, die Geräusche und Gerüche sowie die Atmosphäre und das Umfeld, die ein Dorffest im Gegensatz zum Virtuellen auch wirklich erlebbar machen. Auch einen Bieranstich, den ich dieses Jahr in Ehingen knallhart zu spüren bekam, kriege man vor Ort ganz anders mit als nur medial. „Das gehört einfach dazu, auch etwas Echtes vor sich zu haben“, merkt der Vorsitzende der Musikkapelle Ehingen an. „Wenn man hingeht, sieht man die Dinge tatsächlich und empfindet diese eben noch stärker.“ Es sei was anderes, als wenn man nur ein Bild sehe, was dies nicht so stark beschreibe.
Bleibt zum Schluss dann noch die Frage, ob Dorf- und Gemeindefeste die sich stetig im Wandel befindenden Digitalisierung überdauern werden und ob diese ohne überhaupt noch denkbar sind? „Die Digitalisierung wird zwar Einzug halten, sich aber nie wirklich durchsetzen“, stellt Heinermann klar. Hier und da werde es digitalen Einfluss geben, jedoch wüsste er nicht, ob Dinge wie eine Liveübertragung überhaupt vorstellbar wären. Die Digitalisierung werde gerade für solchen Feste aber immer mehr gebraucht. „Wenn man zum Beispiel ein Fest über den eigenen WhatsApp-Status wirbt, wird das auch von vielen Leuten gesehen und deren Interesse geweckt“, so Michael Heinermann. „Das Dorffest als das Ursprüngliche und Grundsätzliche“, verdeutlicht er auch, „braucht man aber noch.“

Autor:

Philipp Findling aus Singen

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