Ein Berufsfeld mit Zukunft
Wie eine duale Ausbildung in der Landwirtschaft funktioniert

Die Landwirtschaftsklasse des BSZ Radolfzell zeigt, dass auch die duale Ausbildung zum/zur LandwirtIn viel Spaß bereiten kann.  | Foto: Philipp Findling
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Nicht zuletzt ist aufgrund der bundesweiten Proteste ist das Berufsfeld Landwirtschaft stärker in den Fokus gerückt, zudem gibt es auch immer weniger Leute, die einen über Generationen hinweg bestehenden Hof weiterführen möchten. Warum sich viele Jugendliche schließlich dazu entscheiden, habe ich bei einem Besuch der Landwirtschaftsklasse des Berufsschulzentrums Radolfzell (BSZ) erfahren.

Einige SchülerInnen sind dabei mit dem eigenen Hof aufgewachsen, wie uns Jonas Hager aus Oberteuring bei Friedrichshafen erzählt, der nach seinem Realschulabschluss in seiner Ausbildung am BSZ sowie den praktischen Teil auf dem Straub Negelhof in Überlingen-Bonndorf begann. „Den Beruf des Landwirts üben immer weniger junge Leute aus, daher möchte ich das auch auf unserem Hof weiterführen.“ Auf einem Landwirtschaftshof ist man ihm zufolge sein eigener Chef. „Jeder Tag, jedes Jahr ist anders“, erzählt Jonas Hager. Generell sei man in diesem Berufsfeld sehr breit aufgestellt. Ähnlich sieht es auch Pius Keine aus Wangen im Allgäu, der sein erstes Lehrjahr in seiner Heimat absolvierte. „Für mich ist es vor allem auch die Abwechslung, man ist sozusagen vom Tiefbau bis zum Gartenbau sowie von der Tierhaltung bis hin zur Elektrik überall mit dabei.“ Zudem könne man in diesem Beruf seine Arbeitszeiten flexibel einteilen, sofern das Personal vorhanden sei.

Der Traum vom eigenen Hof

Jedoch gibt es in der Landwirtschaftsklasse am BSZ auch SchülerInnen, die keinen landwirtschaftlichen Hintergrund haben. So auch Sascha Hoffmann aus dem Stockacher Stadtteil Mahlspüren im Hegau. „Ich wollte von Anfang an Landwirt lernen, da es ein Beruf ist, der Zukunft hat und der auch sehr schön ist.“ Für ihn ist unter anderem das Besondere, dass man an den Dingen arbeite, die man auch zum Leben braucht. „Wir haben bei uns in Mahlspüren im Hegau sehr viele, kleine Betriebe, die vor dem Aussterben bedroht sind, daher habe ich mich dann für die Landwirtschaft entschieden.“ Nach der Ausbildung werde er jedoch erst einmal ein Jahr im Ausland verbringen, um dort bei anderen Betrieben Erfahrungen zu sammeln. Aus einer ganz anderen Richtung kommt Jonas Rauser aus Markelfingen, der zuvor eine Ausbildung als Industriemechaniker absolvierte, sich nach einem Jahr Berufserfahrung in diesem Feld jedoch für die Landwirtschaft entschied. „Landwirtschaft“, so Rauser, „war schon immer ein Traum von mir.“ Vor allem aufgrund dessen, dass ihm seine Großeltern ihre Streuobstwiesen übergaben, habe er sich am Ende dafür entschieden. „Ich finde es schön an dem Beruf, dass man viel draußen ist und mit Tieren und Pflanzen arbeiten kann“, sagt Jonas Rauser. Sowohl er als auch Sascha Hoffmann möchten später selbst einmal einen eigenen Hof führen.

Spannender Schulalltag

Doch nicht nur die Praxis bringt spannende Inhalte mit sich, sondern auch die theoretische Ausbildung am BSZ, wie mir Lehrerin Tina Geiser erläuterte. „Hier lernen die SchülerInnen alles vom Pflanzenschutz über Bodenarten bis hin zur Tierhaltung.“ Die Theorie wird mit schriftlichen Prüfungen in Pflanzen- sowie Tierproduktion, Fachrechnen, Wirtschafts- und Gemeinschaftskunde sowie Deutsch beschlossen. Darüber hinaus sind die SchülerInnen in der schuleigenen Werkstatt tätig, um dort den Umgang mit Holz, Metall sowie das Schweißen und praktische Dinge zur Fahrzeugtechnik zu erlernen. In der Praxis habe man laut Tina Geiser einen Hoftag, bei dem vier bis fünf Gruppen verschiedene Betriebe in den Bereichen Milchvieh bis zum Ackerbau besuchen. Sowohl im ersten als auch im zweiten Lehrjahr ist ein Tag vorgesehen, an dem die SchülerInnen in der Berufsschule sind - zudem gibt es im zweiten Jahr innerhalb von zehn Wochen jeweils einen Zusatztag im Winter. „Insgesamt haben die SchülerInnen 24 Monate Praxis“, erzählt Geiser. Diese endet wiederum mit einer praktischen Prüfung, wonach die Absolventen einen GesellInnenbrief erhalten. Dass der Beruf der/des Landwirts/Landwirtin auch hier in der Region beliebt ist, zeige sich laut Tina Geiser auch in den Zahlen, die sie für das nächste Schuljahr erwarte. „Hierfür haben wir schon 30 Anmeldungen vorliegen“, worauf sich selbst die (beim Gespräch) anwesenden Azubis erstaunt zeigten.

Autor:

Philipp Findling aus Singen

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