Eine Sportlerkarriere mit Ursprung am Bodensee
„Mein Ziel ist, bei der Weltmeisterschaft zu klettern“
Seit vier Jahren lebt Sebastian Lucke in der Nähe von Düsseldorf, um dort als Leistungssportler im Speedklettern als Teil des Nationalkader dieser Disziplin zu trainieren. Seinen Start beim Klettern machte er jedoch hier in der Region. Er begleitete ab einem Alter von etwa acht Jahren seine große Schwester ins Kletterwerk Radolfzell. „Klettern ist fast so etwas wie eine Familientradition“, erzählt Lucke. Schon sein Großvater sei ein begeisterter Kletterer gewesen, was sich wiederum auf seine Mutter und dann deren Kinder übertragen habe.
Wenn seine große Schwester ins Kletterwerk Radolfzell ging, um zu trainieren, habe er sie oft dorthin begleitet. Während er dort anfangs nur auf sie gewartet habe, probierte er sich dann irgendwann selbst an der Kletterwand aus und fand schnell Spaß daran. Er begann regelmäßig im Kletterwerk zu trainieren und schaffte es dort bis zur Leistungsgruppe. Die Anforderungen für diese Gruppe seien nicht definiert, aber „es wird regelmäßig geklettert und auch anderweitig dafür trainiert“. Mit Trainer Ramon Patone, der heute das Kletterwerk Radolfzell leitet, habe er dann auch angefangen, einzeln zu trainieren.
2016 kam der Fernsehsender „RegioTV“ auf das Kletterwerk in Radolfzell zu, um ein Training dort zu begleiten. Sebastian Lucke vermutet, dass die Leistungsgruppe deshalb ein guter Ansprechpartner war, weil sie regelmäßig trainierten und dort „keine absoluten Anfänger“ waren. Verwendet wurden die Aufnahmen für eine Reihe, in der Freizeitaktivitäten in der Bodenseeregion vorgestellt wurden. Er selbst war 13 Jahre alt, als das Kamerateam dann kam, um während eines Trainings zu filmen.
Insbesondere im Gedächtnis geblieben ist ihm dabei sein Einzelinterview: „Schon damals habe ich ganz klar gesagt, dass ich irgendwann bei einer WM starten will.“ Insgesamt verbindet er mit dem Kletterwerk viele Erinnerungen: „Ich habe dort tausende Stunden im Training verbracht, mit Blut, Tränen und 'ich habe keinen Bock mehr'. Aber es gab auch unfassbar viele tolle Momente mit tollen Leuten.“
Seit ein paar Jahren startete Lucke da schon bei den ersten „Spaßwettkämpfen“ im Klettern, ab 2016 dann bei den ersten Turnieren auf Landesebene. „Dabei war Speedklettern eine von drei Disziplinen“, erklärt er. Nur ein Jahr später nahm er an seinem ersten Speed-Jugendcup auf Bundesebene teil. „Da habe ich dann quasi 'aus Versehen' gewonnen.“ Es kristallisierte sich heraus, dass er hier seine Stärke hat. Seit 2019 setzt der Sportler den Fokus nur noch aufs Speedklettern.
Heute ist sein Name auf der Liste des Olympia-Perspektivkaders in der Disziplin Speedklettern zu finden. „Das bedeutet, dass man mir das Potenzial anrechnet, mich für Olympia qualifizieren zu können.“ Durch die Nominierung bekommt er beispielsweise eine intensivere Trainingsbetreuung durch den Bundestrainer und Unterstützung außerhalb des Trainings, etwa in Form von Physiotherapie und Sportpsychologischer Betreuung. Abseits davon ändere sich für den 21-Jährigen dadurch nicht viel, er trainiere genauso intensiv wie vorher und rechne auch genauso mit Niederlagen und Siegen wie zuvor.
Seinen Traum bei einer Weltmeisterschaft zu starten, hat er sich inzwischen erfüllt: „Ich bin bereits bei zwei Jugend- und zwei Erwachsenen-Weltmeisterschaften gestartet. Meine erste Jugend-WM war 2019 in Arco, meine erste Herren-WM 2021 in Moskau.“
Ohne seine Zeit beim Kletterwerk in Radolfzell und die Leidenschaft, die er schon früh zeigte, wäre das nicht möglich gewesen: „Klettern ist mein Lebensinhalt geworden, den ich in der Region, beim Kletterwerk in Radolfzell, gefunden habe.“
Portrait:
Name: Sebastian Lucke
Alter: 21 Jahre
Wohnort: Wuppertal
Beruf: Leistungssportler (Speedklettern), Jura-Student
Mich verbindet mit der Region:
Seit ich ein Jahr alt war, haben wir in Gottmadingen gewohnt, bis ich mit 17 Jahren ausgezogen bin, um in Wuppertal besser trainieren zu können. Daher verbinde ich mit der Region 16 Jahre Kindheit.
Das treibt mich an:
Die Lust am Klettern und daran, mich selbst herauszufordern. Und auch die Suche nach Perfektion, was sich bei dieser Sportart gut an der Zeit messen lässt. Jahr für Jahr merke ich, dass ich besser werde und ich möchte austesten, wie weit ich es schaffen kann. Das sorgt immer wieder dafür, dass ich morgens aufstehe und ins Training gehe.
Der Ort:
Im Kletterwerk Radolfzell fand Sebastian Lucke den Spaß am Klettern und startete dort auch seine sportliche Karriere. Outdoor machte er in der Region ebenfalls seine ersten Erfahrungen: „Am Mädgeberg bin ich meine ersten Meter am Felsen geklettert.“
Autor:Anja Kurz aus Engen |
Kommentare