Ausbildung im Klärwerk
Maike Adel über die Arbeit mit Schraubschlüssel, IPad und Reagenzglas
Die Arbeit in einem Klärwerk gehört nicht unbedingt zu dem, was einem unter „Traumberuf“ spontan einfällt. Dennoch gibt es junge Menschen, die sich hier für eine Ausbildung entscheiden. So auch die 24-jährige Maike Adel, die eine Ausbildung zur Fachkraft für Abwassertechnik in der Kläranlage Radolfzell absolviert. Sie erzählt, was zu ihrem Beruf gehört und warum sie ihn gewählt hat.
„Grob gesagt: Wir klären das Wasser, also wir reinigen das Wasser, bevor es wieder in die Umwelt kommt“, erklärt sie. „Dazu hat man natürlich einen Einblick in die verschiedenen Prozesse, das heißt die mechanischen, biologischen, chemischen.“ Zudem gehöre die Instandhaltung der Maschinen zu diesem vielfältigen Beruf. „Wir müssen die Maschinen kennen und werden also auch mechanisch ausgebildet. Aber auch elektrisch, damit wir die ganzen Motoren und Steuerungen anschließen können.“
Zudem ist die Wissenschaft ein wichtiger Faktor: „Die Biologie, die Verfahrenstechnik und die Chemie spielen auch eine große Rolle“, erläutert die Auszubildende. „Einfach, um diese ganzen Prozesse, den Faulungsprozesse oder Reinigungsprozesse, die da ablaufen, nachvollziehen zu können und auch eingreifen zu können, wenn etwas nicht stimmt.“
„Schweizer Taschenmesser“
Für Dominik Löhle, Betriebsleiter der Kläranlage, ist die Fachkraft für Abwassertechnik beziehungsweise der Umwelttechnologe für Abwasserbewirtschaftung, so die neue Bezeichnung für diesen Beruf, viele Vorteile. „Das Schöne für uns als Betreiber ist, dass wir hier das ‚Schweizer Taschenmesser‘ der Wasserwirtschaft ausbilden.“
Denn die Azubis lernen viel über Maschinentechnik, Mechanik, wie man einen Elektromotor anschließt, wie man eine Lampe und eine Sicherung wechselt. „Aber es geht dann natürlich auch in die ganze Prozessleittechnik und Automation rein, weil wir hier von hochkomplexen Anlagen sprechen, die über tausende von Parametern gesteuert werden, bei dem jeder Prozess miteinander verknüpft ist und jedes Zahnrad ineinandergreift.“
Keine Angst vor Vorurteilen
Und wie ist es, in einer Kläranlage zu arbeiten? „Natürlich gibt es immer noch viele Menschen, die denken: Kläranlage, da stinkt’s. Aber ich will das wirklich sagen: Nein, das stinkt nicht“, betont Maike Adel, die die Entscheidung nicht bereut. „Ich habe schon immer großes Interesse gehabt für Umweltschutz und die Arbeit im Labor. Und es gibt auch Weiterbildungsmöglichkeiten.“
Die beruflichen Möglichkeiten enden ohnehin nicht im Klärwerk, wie Dominik Löhle erklärt. „Es gibt den kommunalen Bereich, wie hier bei uns, oder den industriellen Bereich bei großen Chemie- oder Pharmazieherstellern, die eigene Klärwerke unterhalten. Dann gibt es auch viele Dienstleistungsfirmen, die sich mittlerweile auf die Wasserwirtschaft spezialisiert haben, die dann eben elektrotechnischen Anlagen und Maschinen liefern. Diese suchen ebenfalls Fachkräfte für Abwassertechnik, für den Einbau der Produkte, aber auch für die Produktentwicklung.“
Maike Adel bleibt dem Klärwerk Radolfzell aber zumindest in der näheren Zukunft erhalten: „Mittelfristiges Ziel ist es, dass, wenn unsere Laborleiterin in den Ruhestand geht, Maike in ihre Fußstapfen tritt und unser Labor leitet und die Stabsstelle Gewässerschutz übernimmt“, verrät Löhle.
Und welchen Rat gibt Maike Adel jungen Menschen, die sich überlegen, in diesen Beruf einzusteigen? „Bleibt neugierig. Probiert es aus.“ In Radolfzell gibt es beispielsweise immer wieder die Möglichkeit, ein Praktikum zu machen. „Dann sieht man, ob man zueinander passt.“
Bildunterschrift:
Maike Adel macht eine Ausbildung zur Fachkraft für Abwassertechnik in der Kläranlage Radolfzell. Dazu gehört auch die Arbeit im Labor. Swb-Bild: Tobias Lange
Autor:Tobias Lange aus Singen |
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