Zukunftsprojekte in der Landwirtschaft
„Wir sind dabei – Sie als Verbraucher auch“
Radolfzell-Liggeringen. Im Rahmen einer Informationsveranstaltung des Landwirtschaftsamtes Stockach wurden den Mitarbeitern der Landwirtschaftsbehörde und vielen interessierten Landwirten im Rahmen der angebotenen Lehrfahrt auf die Höri und auf den Bodanrück verschiedene Zukunftsprojekte von ausgewählten landwirtschaftlichen Betrieben aufgezeigt. Ein Ziel der etwa sechzig Teilnehmer war unter anderem auch das Hofgut Röhrnang auf Liggeringer Gemarkung.
Kurt Muffler vom Referat 2, zuständig für Agrarstruktur und Betriebswirtschaft, des Landwirtschaftsamtes und Willi Fritschy als Vertreter der „Fritschy GbR“ und Hofbesitzer begrüßten die zahlreich erschienen Landwirte aus der Region direkt vor Ort im neu erstellten „Offenfrontstall“. Auch Ortsvorsteher Hermann Leiz ließ es sich als eingeladener Ortsvorsteher nicht nehmen, um den zahlreichen Gästen in kurzen Worten etwas zur Geschichte des Hofguts Röhrnang zu erzählen. Bis im Jahr 1924 waren die beiden Höfe der Familien Grundler und Fritschy eine eigene Gemarkung, die dann aber zusammen mit den ebenfalls eigenständigen Gemarkungen Mühlsberg und Hirtenhof vor fast 100 Jahren zur Gemarkung Liggeringen eingemeindet worden sind; heute ist die Gemarkung Liggeringen Teil der Gesamtgemarkung der Stadt Radolfzell.
Eine Idee wurde geboren
Die große Besuchergruppe wurde nach den einleitenden Worten vom Vertreter der Landwirtschaftsbehörde Kurt Muffler , danach über das Vorhaben auf dem Hof der Fritschy GbR informiert. Die Details des Neubauprojekts erläuterte danach Willi Fritschy, der zusammen mit seinem Sohn Markus Fritschy, den knapp 100 Hektar großen landwirtschaftlichen Betrieb bewirtschaftet. Die Idee des neuen „Offenfrontstalls“, oder auch als „Außenklimastall“ bekannt, von Markus Fritschy jun. wurde in einer Zeit geboren, in der sehr viel über das Tierwohl in der Gesellschaft diskutiert wird.
Alleinstellungsmerkmal im Landkreis
Mit den Worten „Wir sind dabei – Sie als Verbraucher auch“ , warb der Hofbesitzer für die neue Haltungsform von Schweinen in der Landwirtschaft. Der neu errichtete Offenstall der Fritschy GbR in der Schweinemast auf Gemarkung Radolfzell hat nach Auskunft von Willi Fristchy ein Alleinstellungsmerkmal im Landkreis Konstanz. Der Offenstall ist eine alternative Haltungsform , bei der sich die Stalluft mit der Außenluft auf natürlichen Wege austauscht. Der neue Schweinestall ist an mindestens einer Seite komplett offen und es gibt einen Auslaufbereich nach draußen. Die Tiere können selbständig zwischen den unterschiedlichen Klimazonen frei auswählen und sich nach Belieben hin und her bewegen. Die Schweine bekommen so immer frische Luft, ungefähr doppelt so viel Platz als gesetzlich vorgeschrieben, ein natürliches Tageslicht sowie tiergerechte Funktionsbereiche zum Liegen, Fressen, Bewegen, Koten und Harnen. Auch können die Schweine bei dieser Haltungsform die natürliche Witterungseinflüsse wie warm, kalt, feucht, windig und sonnig erleben. Eine Besonderheit ist auch ein Strohbereich in dem die Schweine ruhen und schlafen oder auch wühlen und spielen können.
Hohe Tiergerechtkeit
Laut Willi Fritschy sind solch belüftete Offenfrontställe im Kommen und Finden vermehrt Einzug in der Schweinehaltung. Im Hinblick auf entsprechende Förderprogramme von Land und Bund für eine tiergerechte Haltung stellen solche Stallungen immerhin eine Alternative dar. Laut Landesanstalt für Schweinezucht (LSZ) sind frei belüftete Offenfrontställe zukunftsweisend - auch hinsichtlich einer adäquaten Anpassung an den Klimawandel. Stallsysteme mit freier Lüftung zeichneten sich durch Energiesparsamkeit, geringe Emissionen und eine hohe Tiergerechtheit, insbesondere an heißen Tagen im Sommer, aus. Dieses relativ neue Stallsystem muß sich sicher noch in den kommenden Jahren weiterentwickeln.
Der Neubau des Offenfrontstalles umfasst insgesamt zwölf Boxen, in denen pro Box zwanzig Schweine sich in naher Zukunft wohlfühlen können. Der Neubau ist auch Teil eines Förderprogramms für Agrarumwelt, Klimaschutz und Tierwohl, auch FAKT genannt.
Ein Ziel des Förderprogramms ist die Förderung einer artgerechten Tierhaltung. So wird auch die Förderung einer tiergerechten Mastschweinehaltung unterstützt. Für die verschiedenen Förderstufen müssen verschiedene Voraussetzungen erfüllt werden, welche die Fritschy GbR sich auch zum Ziel gesetzt hat.
Nachhaltiger, ökologischer Umgang
Neben dem Hallenbau von einer Fachfirma aus dem Allgäu, die vorwiegend mit dem bedeutenden Rohstoff Holz von regionalen Lieferanten gearbeitet hat, wurden auch die heimische Wirtschaft gestärkt und ein nachhaltiger und ökologischer Umgang mit der Natur sichergestellt. Ein Großteil der übrigen Handwerkerleistungen wie Betonbau und Stahlbau wurde größtenteils von den Hofbesitzern in Zusammenarbeit mit einem heimischen Bauunternehmen selbst erbracht. Die künftige Versorgung der Mastschweine wird durch die eigene Getreideproduktion des Hofes sichergestellt. Das hochwertige Getreide geht in den Handel und das Futtergetreide verbleibt am Hof und wird zusammen mit genfreiem regionalem Soja an die Mastschweine im neuen Stall verfüttert. Der Hof der Familie Fritschy legt großen Wert darauf, dass die Höchstzahl der Tiere mit Rindern und Schweinen auf dem Hof auch der Größe des Betriebes entspricht. Durch die neue Art der Schweinehaltung entsteht auch keine Gülle, denn durch die Strohverwendung in den Boxen wird auf Grundlage der Festmistbasis die Kreislaufwirtschaft auf den Feldern sichergestellt.
Die Fritschy GbR möchte mit dieser neuen ökologischen Schweinemast auf dem heimischen Hofgut vitale, ausgeglichene und robuste Schweine für den bewußten Fleichverbraucher sicherstellen.
Autor:Presseinfo aus Singen |
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