Barrierefreiheit lässt noch mehrere Jahre auf sich warten
Wie es jetzt mit dem Bahnhof weitergeht
Radolfzell. Der Bahnhof sollte eigentlich die Visitenkarte einer Stadt sein. »Für Radolfzell trifft das aber leider nicht optimal zu«, gestand Michael Groh, der Leiter Regionalbereich bei DB Station & Service AG, am Montag bei einem Ortstermin mit Matthias Gastel, dem bahnpolitischen Sprecher der Grünen Bundestagsfraktion. Mit dabei auf Bahnsteig Nr. 6 waren die Landtagsabgeordnete Nese Erikli, OB Martin Staab sowie Vertreterinnen und Vertreter des Radolfzeller Gemeinderats und von Fahrgastverbänden.
In der Tat ist der Handlungsbedarf am Radolfzeller Bahnhof groß, das ist nicht erst seit dem Ortstermin am Montag bekannt.
Vieles ist im Argen
Keine Barrierefreiheit, zu hohe Bahnsteige und eine abschreckende Unterführung. All das sollte im Zuge der Arbeiten für die Seetorquerung gelöst werden. Nachdem der Gemeinderat Anfang des Jahres die Notbremse bei dem Projekt gezogen hat, ist die Bahn alleine für den barrierefreien Umbau des Bahnhofs zuständig. Die Stadt muss sich lediglich finanziell beteiligen. Deshalb sei man bei der Bahn nun dabei nach zehn Jahren in denen die Seetorquerung Planungsgrundlage für die Bahnhofsmodernisierung war, die Planungen neu aufzusetzen, erklärte Groh.
Konkret geht es in erster Linie um die Modernisierung der Bahnsteige und die Herstellung von Barrierefreiheit. Aktuell haben die Bahnsteige in Radolfzell eine Höhe von 76 Zentimetern. Das ist zu hoch für die Fahrzeuge, die im Regionalverkehr eingesetzt werden. Im Gegensatz zu vielen anderen Bahnhöfen an der Strecke müssen die Radolfzeller Bahnsteige daher auf 55 Zentimeter abgesenkt werden.
Um die Bahnsteigebarrierefrei zugänglich zu machen, sollen in die bestehende Unterführung Aufzüge eingebaut werden. »Das kann man sich so ähnlich vorstellen wie im Konstanzer Bahnhof«, bestätigte Groh auf Nachfrage des WOCHENBLATTs.
Auf die Frage aus der Runde, ob man bei der Bahn die Erschließung der Bahnsteige mittels Rampen in Betracht gezogen hätte, antwortete Groh, dass dies problematisch sei, da die EU-Richtlinien bei den vorliegenden Höhen Rampen von über 100 Metern Länge erforderlich machen würden.
Projekt wird fünf bis sechs Jahre dauern
Bis der Bahnhof vollständig barrierefrei ist, wird es nach Aussage von Michael Groh noch eine Weile dauern. Zwar kann ein Teil der Vorentwurfsplanungen, die für die Seetorquerung erstellt wurden umgenutzt werden, aber dann müssen die Pläne noch ein Genehmigungsverfahren durchlaufen. Die eigentlichen Arbeiten werden im laufenden Betrieb durchgeführt und sollen circa anderthalb Jahre in Anspruch nehmen. »Insgesamt wird es also voraussichtlich fünf bis sechs Jahre dauern, bis wir alle Aufzüge in Betrieb nehmen können«, so Groh.
Eine Absage erteilte der Bahnverantwortliche an die Anfrage von Stadtrat Thilo Sindlinger (FGL), ob es möglich ist, den Zugang zur Unterführung so zu gestalten, dass man von der Innenstadt aus nicht erst einige Stufen nach oben gehen muss, bevor man nach unten kommt. Der Zugang zur Unterführung sei nicht Teil des Bahnhofsmodernisierungsprogramms. Wenn die Stadt hier etwas ändern wolle, sei sie selbst in der Zuständigkeit, so Groh.
An zweiter Stelle bei der Modernisierung steht das Empfangsgebäude. Auch hier soll eine Modernisierung durchgeführt werden. Wichtiger sei allerdings der Punkt Barrierefreiheit, machte Groh deutlich.
Matthias Gastel wies indes nochmals auf die Bedeutung von Radolfzell als regionaler Bahnknotenpunkt hin. »Hier treffen viele wichtige Bahnlinien in der Region zusammen«, betonte er. Rund 13.500 Fahrgäste nutzen den Bahnhof täglich.
- Dominique Hahn
Autor:Redaktion aus Singen |
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