Matthäus Kögel rechnet trotzdem mit einem verhaltenen Start für sein Reiseunternehmen
Verhalten optimistisch
Radolfzell. Eigentlich könnten die Busse des Radolfzeller Reiseunternehmens Kögel Touristik ab nächster Woche wieder rollen, allerdings werden sie trotz weiterer Lockerungen vorerst auf dem Hof bleiben, berichtet Geschäftsführer Matthäus Kögel im Gespräch mit dem WOCHENBLATT. »Zum einen wissen wir im Moment noch gar nicht, wie wir die Busse überhaupt besetzen dürfen, weil es dazu aktuell noch keine Regelungen gibt, zum anderen brauchen wir Planungssicherheit und deshalb einen Vorlauf von mindestens vier Wochen«, so Kögel. Das Hauptgeschäft des Unternehmens ist indes das Veranstalten von Reisen. Hier sei man optimistischer. »Im Juli wollen wir wieder durchstarten, auch wenn ich damit rechne, dass die Nachfrage zunächst eher verhalten sein wird«, erklärt Kögel. Die Vorbereitungen laufen auf Hochtouren, denn neben Reisen innerhalb Deutschlands seien dann auch schon wieder Reisen ins europäische Ausland, darunter überwiegend Flugreisen, im Programm.
Umsichtig gewirtschaftet
Die letzten Monate hingegen waren auch für das Radolfzeller Familienunternehmen hart. Die Corona-Krise hat genau die Hauptsaison getroffen. »Wir müssen im Grunde innerhalb von sieben Monaten den Hauptumsatz für das ganze Jahr erwirtschaften. Davon ist jetzt schon die Hälfte gelaufen und die andere Hälfte wird sehr verhalten ausfallen«, prognostiziert Matthäus Kögel. Unterkriegen lässt sich der Geschäftsmann davon allerdings nicht. »Wir haben das Glück, dass wir in den zurückliegenden Jahren sehr umsichtig gewirtschaftet haben. Deshalb mache ich mir keine Sorgen, dass wir die Krise überstehen werden«, betont er.
Trotzdem sei es kein schönes Gefühl, jeden Tag alle zwölf Reisebusse auf dem Hof stehen zu sehen. Für die Mitarbeiter ist Kurzarbeit angesagt, was insbesondere die Busfahrer treffe.
Konjunkturpaket greift zu kurz
Das Konjunkturpaket, das in der vergangenen Woche in Berlin ausgehandelt wurde, greife für die Reisebranche zu kurz, ist sich Kögel sicher. »Als Reiseveranstalter mit eigenen Bussen haben wir sehr hohe Fixkosten. Da wäre es notwendig, dass noch einmal nachgelegt wird. Ich habe zwar das Gefühl, dass die Politik unsere Sorgen durchaus ernst nimmt, trotzdem wäre es wichtig, die Hilfen nochmals auszuweiten.« Die geplante Mehrwertsteuersenkung etwa wird den Reiseveranstaltern kaum zugute kommen, da zum großen Teil Steuersätze aus den Ländern, in die gereist wird, zur Anwendung kommen müssen, erläutert Kögel.
Rückhalt durch die Kunden
Was ihm indes sehr viel Mut macht sei der Zuspruch der treuen Stammkundschaft. »80 Prozent der Kunden hat geleistete Anzahlungen nicht zurückgefordert. Wir haben das Glück, dass es viele Kunden gibt, die uns sehr eng verbunden sind und sich mit uns zusammen freuen, wenn es jetzt bald wieder losgeht. Darüber freue ich mich sehr«, erklärt Kögel. Für die nächsten Monate hofft er nun darauf, dass eine zweite Welle ausbleibt und dadurch in Sachen Corona auch eine Entspannung in den Köpfen der Menschen stattfinden kann.
- Dominique Hahn
Autor:Redaktion aus Singen |
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