Zweite Führung durch das Radolfzeller Münster
Spazierengehen zwischen Dach und Decke

Bruno Siegelin (rechts) während der Führung durch das nördliche Seitenschiff des Münsters. | Foto: Anja Kurz
  • Bruno Siegelin (rechts) während der Führung durch das nördliche Seitenschiff des Münsters.
  • Foto: Anja Kurz
  • hochgeladen von Anja Kurz

Radolfzell. Bald öffnet das Radolfzeller Münster nach einer kurzen Schließzeit wieder seine Pforten: Ab Samstag, 23. März, finden dort wieder wie gewohnt Gottesdienste statt. Genau eine Woche zuvor bot sich rund 50 Interessierten nochmals die Möglichkeit, einen tieferen Einblick in das Gebäude und die Baustelle "Münster" zu erhalten. Anwesend waren zwischen 50 und 60 Personen.

Schon vor etwa vier Wochen gab es eine erste Besichtigung, bei der vertieft die Altäre und Gemälde betrachtet wurden. Mehr dazu hier im Beitrag:

Bald lässt das Münster seine Hüllen fallen

Bei dieser Führung jedoch zeigten Pfarrer Heinz Vogel und Architekt Bruno Siegelin vertieft das neue Beleuchtungskonzept und die Dachböden des Münsters. Gestartet wurde im Chorraum der Kirche, weil die Bänke im Kirchenschiff zum Teil noch ausgebaut waren. "Wir sind in der Endphase", verdeutlichte Pfarrer Vogel, was mit Blick auf den geplanten Gottesdienst am Samstag vor Palmsonntag auch mit zeitlichem Druck einhergehe. 

Einen großen Teil der Beleuchtung der Kirche machen laut Heinz Vogel die großen Fenster der Kirche aus – zumindest wenn die Sonne scheint, was an diesem Tag nur gelegentlich der Fall war. Die vielen Fenster waren allerdings zum Teil deutlich verschmutzt, wodurch deren Reinigung auch entsprechend viel Zeit einnahm.

Das Konzept hinter der künstlichen Beleuchtung wiederum stammt vom Schweizer Lichtdesigner Charles Keller. Hauptfokus dabei war es, die verschiedenen Kirchenbereiche nach Bedarf ausleuchten zu können. Das betrifft zum Beispiel Licht zum Lesen im Mittelschiff, ebenso Altar und Ambo als "Arbeitsplatz" des Pfarrers. Angebracht wurden LED-Lampen, die zwar zu Beginn ihres Betriebs teils kaputtgehen, so Pfarrer Vogel. Wenn sie allerdings den Anfang überstanden haben, zeichnet die LEDs eine lange Lebenszeit aus.

Es wurden die verschiedenen Beleuchtungen demonstriert, etwa farbige Strahler, die den Hochaltar auf unterschiedliche Weise untermalen sollen. Später wird das Licht vom Messner per Tablet steuerbar sein. Zum Thema Außenbeleuchtung des Münsters hatte Charles Keller laut Bruno Siegelin eine sehr eindeutige Meinung: "Nein. Die Kirche muss von Innen leuchten!"

Dachkonstruktion mit Notfallplan

Neues Licht bedeutet hinter den Mauern des Kirchenschiffs auch neue Kabel. Nach dem Hinweis der Denkmalschutzbehörde wurden bei dieser Gelegenheit auch Ausbesserungen am Dach vorgenommen, was die Sanierung insgesamt nochmals aufwendiger gestaltete. Für interessierte BesucherInnen folgte der Weg nach oben, um einen Blick auf die Dachkonstruktion zu werfen. Dabei erläuterte Bruno Siegelin, dass hier im nördlichen Seitenschiff deutliche Schäden festgestellt wurden. Teile der Dachbalken wurden ausgetauscht, sowie eine Parallelkonstruktion eingebaut, um das Dach bei großer Belastung zusätzlich zu entlasten.
Das Dach des südlichen Seitenschiffs wiederum wurde Großteils erhalten, allerdings dennoch ergänzt durch neue Balken als Unterkonstruktion. Sollten die Dachbalken in einigen Jahren doch ermüden, wird die Last darauf gestützt.

Auch im Bereich Brandschutz und Sicherheit wurden Anpassungen vorgenommen. Die Notwendigkeit dazu wurde beim Weg zum Dach über die Wendeltreppe deutlich: Für Feuerwehrleute mit ihrer Ausrüstung oder Rettungssanitäter mit einer Trage wäre die zu eng. Diesbezüglich und aufgrund weiterer Schutzmaßnahmen hatte es bei der Planung die Abwägung gegeben: Lohnt sich die teure Investition in die von der Versicherung geforderten Maßnahmen, um den Turm weiter öffentlich zugänglich zu lassen? Der Münsterbauverein beantwortete diese rund 60.000 Euro teure Frage mit einem klaren "Ja". Durch den Vereinsstatus war es dabei auch möglich, Zuschüsse für das Vorkommen zu erlangen.

Im Dach des Kirchenschiffs gibt es deshalb jetzt eine Luke, durch die über eine Drehleiter Personen hinein- und herauskommen können. Zudem wurden verschiedene Barrieren eingebaut, die das Münster brandschutztechnisch in einzelne Bereiche abtrennen. Sollte es zu einem Feuer kommen, würde sich das hierdurch nicht oder langsamer ausbreiten.

Letzte Station war dann noch die Orgel, die ebenfalls saniert wurde. Auch eine Wärmeplatte wurde hinter dem Organisten angebracht, sodass dieser auf der Empore künftig weniger frieren muss. Die Gelegenheit nutzte Pfarrer Heinz Vogel zudem für ein kleines Orgelkonzert.

Autor:

Anja Kurz aus Engen

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

3 folgen diesem Profil

Kommentare

Kommentare sind deaktiviert.
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.