Vertrag unterschrieben
Radolfzeller Spielezeit steht in den Startlöchern
Radolfzell/Möggingen. Im Monat September dieses Jahres läuft die Radolfzeller Spielezeit an, ein Projekt, das in Anlehnung an das Offenburger Modell eine Übergangslösung für die Ganztagesbetreuung von Kindern über drei Jahren in den städtischen KiTas bieten soll. Am Montag, 24. Juli, wurde hierfür im Rathaus der Vertrag unterzeichnet, durch den der Malteser Hilfsdienst als externer Träger der Spielezeit für das erste Jahr an Bord geholt wurde.
Die beiden Piloteinrichtungen sind dabei das Kinderhaus Bullerbü in Möggingen, sowie das Kinder- und Familienzentrum (KiFaZ) Werner Messmer in der Kernstadt, für die ein Bedarf als besonders hoch geschätzt wurde. Auch das Interesse unter den Eltern dort sei ausreichend ausgefallen. Im Falle Möggingens wird so die übergangsweise Betreuung durch Eltern abgelöst, das anlaufende Projekt ist nach aktuellem Stand auf zwei Jahre beschränkt. Weitere Einrichtungen könnten schon ab dem Kindergartenjahr 2024/2025 folgen, doch zunächst werden drei Gruppen mit jeweils mindestens zwölf bis maximal 22 Kindern betreut. Für das erste Betriebsjahr wurde ein Elternbeitrag über 44 Euro in Aussicht gestellt, im zweiten Jahr rechne man mit 60 Euro. Mit der Zeller Karte sei eine Vergünstigung um zehn Prozent möglich. Die Wochenstunden müssen unter zehn bleiben und werden auf jeweils 2,5 Stunden an vier Tagen, von Montag bis Donnerstag, aufgeteilt.
Malteser sehen sich als "geeigneten Partner"
Gewährleistet wird dies durch den Malteser Hilfsdienst, wobei Jürgen Raupp, Bezirksgeschäftsführer der Malteser Bodensee, betonte, dass die Betreuungspersonen jeweils regelmäßig dort sein würden, um Vertrauen zu den Kindern aufbauen zu können. Durch Angebote der Malteser in den Bereichen Medizin, mit Senioren, Jugendlichen und in der Schulbegleitung "haben wir viele Erfahrungen gesammelt", zeigte er sich überzeugt von dem Hilfsdienst als "geeignetem Partner". Unter pädagogischer Leitung und nach einer weiteren Qualifizierung mit 35 Unterrichtseinheiten wären "lebenserfahrene Menschen" als Betreuer geeignet. Zur Qualifizierung gehören Kenntnisse über Erste Hilfe am Kind und das Erkennen von Kindeswohlgefährdung oder sexualisierter Gewalt. Sechs von neun betreuenden Personen habe man bereits gefunden, merkte Bernhard Alder, Referent für Inklusion und Schulbegleitung der Malteser Bodensee, an. Interessenten könnten sich auch weiterhin melden, auch für die eventuelle Ausweitung der Radolfzeller Spielezeit auf andere Einrichtungen.
Durch das unabhängige Angebot werde man das Risiko von Ausfällen reduzieren, unterstrich Jürgen Raupp. Durch einen engen Austausch der Beteiligten könne man Missverständnisse vermeiden oder schnell auflösen. Zwischen dem pädagogischen Programm am Vormittag und der nachmittäglichen reinen Betreuung werde es dabei eine entsprechende Übergabe geben. Gerade hierbei könne man auf den Erfahrungen aus der bisherigen Notbetreuung durch Eltern aufbauen, ist die Leiterin des Kinderhaus Bullerbü, Sigrid Sturm, überzeugt.
Die Nach- und Vorbereitung der pädagogischen Kräfte und die Spielezeit könnten zusammen in der jeweiligen Tagesstätte stattfinden, so Sturm. Von ihren Mitarbeitenden berichtete sie, wie auch die Leiterin des KiFaZ, Julia Meißner, von einer Veränderung der Atmosphäre. In den Umstrukturierungen sähen diese eine Erleichterung, zum Beispiel durch geregelte Arbeitszeiten, und mehr Raum zum pädagogischen und fachlich qualitativen Arbeiten.
Änderungen ab Jahr zwei
Ab dem zweiten Betriebsjahr und bei einer Ausdehnung des Angebots könnten sich laut Bürgermeisterin Monika Laule auch andere Träger bewerben. Die diesbezügliche Ausschreibung würde über die Sommerpause erarbeitet, bei Interesse durch Träger, "könnten wir hier auch im Lauf des Jahres so schnell wie möglich ausweiten", betonte Laule. Das Defizit der Spielezeit werde durch die Stadt ausgeglichen, die Vorlage spricht dabei von geschätzten Gesamtkosten im ersten Betriebsjahr von 197.000 Euro, ab dann von etwa 187.000 Euro pro Jahr.
Für das zusammen ausgearbeitete Konzept waren die Beteiligten der Stadt, der Malteser, der Einrichtungen und auch die Vorsitzende des Gesamtelternbeirats KiTa, Pratyusha Potturi, voll des Lobes. So bestätigte diese den Eindruck von Sigrid Sturm, dass die Stadt sich seit jeher um Unterstützung und eine gute Lösung für alle Seiten bemüht habe, für einen ordnungsgemäßen Ablauf aber eben Zeit brauche. An Ende stehe nun eine "verlässliche, super Lösung". Positiv auf die kommende Zeit blickte auch Raupp: "Es ist schön, wenn man eine Zusammenarbeit begründet, die auch aus Sympathie besteht."
Autor:Anja Kurz aus Engen |
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