MIT diskutiert über kreative Wohnbaupolitik
Prozesse zum Umsetzung vor Bauprojekten sind zu lang

Im Bild Achim Maier (Firma Goldbeck), Bauträger Daniel Lindenmayer, der Allensbacher Bürgermeister Stefan Friedrich und der Architekt Thomas Krämer zusammen mit Moderator Jürgen Beirer von der Mittelstandsvereinigung der CDU zum Thema "Kreative Baupolitik für bezahlbaren Wohnraum" im Radolfzeller Innovationszentrum "RIZ". | Foto: Fiedler
  • Im Bild Achim Maier (Firma Goldbeck), Bauträger Daniel Lindenmayer, der Allensbacher Bürgermeister Stefan Friedrich und der Architekt Thomas Krämer zusammen mit Moderator Jürgen Beirer von der Mittelstandsvereinigung der CDU zum Thema "Kreative Baupolitik für bezahlbaren Wohnraum" im Radolfzeller Innovationszentrum "RIZ".
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Radolfzell. Eine Frage stellte sich auf dem vom MIT-Kreisvorsitzenden Jürgen Beirer geleiteten Podium immer wieder mit "Ist das machbar?" zum Thema kreativer Baupolitik für bezahlbaren Wohnraum. Die Antworten mit "ja, aber" zeigten freilich auf, dass wirklich viele Ideen, die aber einen anderen Rahmen bräuchten, oder weniger davon.

Auf das Podium im Radolfzeller Innovationszentrum (RIZ) hatte Jürgen Beirer Vertreter aus ganz ungewöhnlichen Blickwinkeln geladen: Architekt Thomas Krämer, Daniel Lindenmayer vom gleichnamigen Bauunternehmen, Achim Maier von der Industriebaufirma Firma Goldbeck Süd wie Bürgermeister Stefan Friedrich aus Allensbach.

Der Industriebauer Goldbeck macht auch Wohnbau, sagte Achim Maier, freilich nur im großen Stil ab 20 Wohneinheiten, dafür schnell durch die Vorfertigung in den eigenen Fabriken. Bisher auch noch nicht hier in der Region südlich von Stuttgart. Aber man wäre auf eine Nachfrage vorbereitet. Allerdings räumte er ein, dass solche Projekte auch schnell umsetzbar sein müssten. Seine Erfahrung aus den letzten Jahren ist, dass die Genehmigungsverfahren inzwischen so lange gehen, dass selbst die Regeln nicht mehr dieselben seien, die Finanzierung nachjustiert werden müsse und eine Kalkulation schlichtweg nicht mehr möglich sei.

Er plädiert dafür, die Förderung von Wohnbau wieder in die Kommunen zu bekommen, die Gemeinden dafür zu entlasten, ohne den Umweg durch Landes- oder Bundesbehörden. Man könnte auch ganz viel machen, wenn man alte Bebauungspläne für den neuen Bedarf fit mache. Erinnert wurde an das Desaster mit dem Paragraf 13 für kleine Baugebiete als "Abrundung" von Ortslagen, wo es durch Umweltauflagen doppelte Arbeit gab, für alle daran Beteiligten.

Klare Linie fehlt

Daniel Lindenmaier hat den Fuß derzeit unfreiwillig auf der Bremse. Private Kunden wollen derzeit nicht mehr investieren, das seien nicht die Preise allein, auch die fehlende klare Linie der Politik fehle eindeutig. Und: in seiner Heimatgemeinde Bodman-Ludwigshafen wurden schon 2018 die "Wohnungspolitischen Grundsätze" verabschiedet, die auch die Schaffung von gefördertem Wohnungsbau ab bestimmten Gebäudegrenzen fordern. Als Unternehmer wolle er hier eine klare Linie sehen, es gehe ihm da nicht anders als dem Großunternehmen. Ideen gäbe es schon viele.

Mit eigener Baugesellschaft

Stefan Friedrich als Bürgermeister aus Allensbach gestand, dass er es in den neun Jahren seiner Amtszeit noch nicht geschafft habe, einen Bauplatz zu verkaufen, denn ein neues Baugebiet habe im Konstanzer Speckgürtel und dazu noch am Bodanrück kaum noch eine Chance. Trotzdem sieht er die Gemeinde im Wachstum. Man habe eine kommunale Baugesellschaft gegründet, die gerade erste Projekte vollendete und daran wachsen soll, und das funktioniere auch mit Mietspiegel in einer Lage, die eigentlich als teuer gilt, indem man quer im Haus subventioniere: teure Wohnungen würden damit günstige Wohnungen möglich machen, ist das Prinzip, dass er erfolgreich nennt.

Aber er erlebt auch Alpträume: mit einer Photovoltaikanlage am Lärmschutzwall der B33, die viele Jahre und unnötig Geld gekostet hatte. Denn obwohl das "Unland" ist, sei das nur als "Interkommunales Gewerbegebiet" gegangen, weil dort eine kleine Exklave "Reichenauer Wiesen" liegt. Wegen möglicher Blendgefahren auf der Kreisstraße davor, wurde eine dauergrüne Hecke heimischen Gehölzes gefordert, was hier einen sechsstelligen Betrag bei den Baukosten ausmachte.

Architekt Thomas Krämer hat es im Bereich "Betreutes Wohnen" geschafft, mit alternativen Wohnformen auch günstig bauen zu können, wie er meinte. Häuser ohne Keller war auch eine diskutierte Idee, die viele Kosten sparen würde. Vor allem Bauen mit weniger Vorschriften könne Platz für Kreativität geben, meinte der Architekt anhand der von ihm realisierten Projekte. Bedenkenträgern würde zuweilen mehr Gewicht gegeben als den Initiatoren.

So bliebt das aber erst mal stehen. Klar wurde, dass hier fast nur Einzelkämpfer an der Arbeit sind, die es in ihren Nischen schaffen. Der Hinweis zu mehr Freiheit im Gesamten wurde an "die Politik" weiter gegeben. Gut war zu hören, dass es die Kreativität gibt, dieser ein Schnippchen schlagen zu können.

Autor:

Oliver Fiedler aus Gottmadingen

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