Festakt zum 60. Geburtstag des Mindelsees fand in Möggingen statt
Perle des Bodanrück feiert Naturschutzjubiläum
Möggingen. Der Badeplatz am Mindelsee sei für die einheimische Bevölkerung gedacht, sagt Ralf Stolz, Hauptgeschäftsführer des BUND Landesverbands Baden-Württemberg, beim Festakt in Möggingen zum 80-jährigen Jubiläum des Naturschutzgebiets Mindelsee, einem der ältesten Naturschutzgebiete Baden-Württembergs. Problematisch gestalte sich, dass der Badeplatz immer stärker frequentiert wird. Vorwiegend Auswärtige verhielten sich nicht Umwelt konform. Wilde Badeplätze entstünden. Nicht angeleinte Hunde störten die Vögel, auch während der Brut. Seit den 1960er Jahren betreut der BUND die Landschaftspflege des Naturschutzgebiets. Ein nicht kostendeckender Betreuungsvertrag mit dem Land Baden-Württemberg wurde 1973 geschlossen. Jährlich fehlten circa 10.000 Euro, sagt Stolz.
Die Bestrebungen aus dem Mindelsee ein Naturschutzgebiet zu machen, reichen bis ins 19. Jahrhundert zurück. Fachleute hätten damals die Bedeutung und teils auch Einzigartigkeit der Flora und Fauna der Perle auf dem Bodanrück erkannt. Eine Rechtsgrundlage für die Schaffung eines Naturschutzgebiets gab es erst in den 1930er Jahren mit dem Reichsnaturschutzgesetz. Doch auch beim erneuten Vorstoß hätten die Fachleute auf Granit gebissen. Im dritten Reich sollte das Mindelseegebiet trocken gelegt werden und dem Torfabbau und der Landwirtschaft dienen. Nur die immensen Kosten boten den Bestrebungen des Nazi-Regimes Einhalt. Damit war die Bahn frei für die südbadischen Initiatoren des Naturschutzgebiets Mindelsee. Heute umfasst das Schutzgebiet 459 Hektar, davon sind 411 Hektar Naturschutzgebiet und 48 Hektar Landschaftsschutzgebiet. Im Rahmen des »Natura2000«-Programms stehe das Gebiet zudem unter europäischem Schutz.
Entstanden durch Gletscher in der letzten Eiszeit, biete das Mindelseegebiet in seiner Vielfalt einen in unserer Zeit sehr seltenen Lebensraum, sagt Dr. Susanne Wolfert vom Regierungspräsidium Freiburg. Verlandete Torfstichgebiete und Niedermoore, naturbelassene Waldgebiete böten rund 2000 gezählten Tierarten eine Heimat. Rekordverdächtig sei die Zahl der rund 220 Vogelarten. Eine Vielzahl gefährdeter Tier- und Pflanzenarten wären im und um den Mindelsee heimisch und könnten sich teils sehr positiv entwickeln; darunter über 50 Pflanzenarten der »Roten Liste«. Damit sei der Mindelsee einer der hochrangigsten Tier- und Pflanzen-Biosphären in Baden-Württemberg. Das Schutzgebiet solle für die Freizeitnutzung erhalten bleiben, sagt Wolfert. Mit dem BUND teilt sie ihre Sorgen: der zunehmende Badebetrieb, frei laufende Hunde abseits der Wege gefährdeten die Rückzugsräume der Tiere und die Pflanzen, somit die Schutzziele des Sees. Die gute Tradition des Naturschutzgebietes, mit seinen Orchideen und Wollgraswiesen, solle erhalten bleiben, betont Wolfert.
Organisiert wurde das umfangreiche Festprogramm zum 80. Jubiläum des Mindelsee- Naturschutzgebiets vom BUND. Die Tourismus- und Stadtmarketing Radolfzell GmbH informierte am Jubiläumsfest über die »Radolfzeller Runden«. Vier neue beziehungsweise umgestaltete Rundwanderwege, die mit einer engmaschigen Beschilderung versehen wurden. Dazu gibt es eine speziell konzipierte Wanderkarte. Rundwanderwege lägen derzeit im Trend, sagt Sabine Hellner vom Tourismus- und Stadtmarketing. Die Gesamtkosten für den Neu- und Ausbau der vier Wanderrunden betrug 80.000 Euro, die im Rahmen des Infrastrukturprogramms des Landes bezuschusst wurden. Ein Rundweg führt über acht Kilometer um den Mindelsee. Anlässlich seiner Festansprache übergab Oberbürgermeister Martin Staab symbolisch den ersten Wegweiser der Mindelsee-Runde an Ralf Stolz und Kai Steffen Frank, BUND-Naturschutzgebiet-Betreuer Mindelsee.
- Matthias Güntert
Autor:Redaktion aus Singen |
Kommentare