Abschließender Teil des Sommerinterviews mit dem Radolfzeller Rathauschef
OB Martin Staab will Radolfzeller Bauwillige bevorzugen
Radolfzell. »Ja, wir schaffen das!«. Im abschließenden Teil des Sommerinterviews lässt OB Martin Staab keine Zweifel aufkommen, ob Radolfzell die Anschlussunterbringung von Flüchtlingen in Radolfzell schaffen wird. Auch die Frage, ob der Rathauschef eine zweite Amtszeit anstrebt, beantwortet OB Staab mit einer klaren Antwort.
WOCHENBLATT: Kinderspielplatz oder Anschlussunterbringung: Weshalb haben Sie den Spielplatz in der Strandbadstraße aus der Diskussion genommen?
OB Staab: »Wir hatten schon immer Alternativen auf dem Schirm, die geprüft werden mussten. Wir sind nur mit dem Spielplatz mit einem Grundstück raus, weil wir die Hoffnung hatten, dort schnell etwas realisieren zu können. Ziel ist die Integration mitten in der Gesellschaft. Es war ein Fehler der Verwaltung, ein Spannungsfeld zwischen einem Kinderspielplatz und einer Anschlussunterbringung entstehen zu lassen. Diesen Fehler habe ich korrigiert.«
WOCHENBLATT: Wie viele Alternativen gibt es und existiert eine Priorisierungsliste?
OB Staab: »Über 50 Grundstücke wurden überprüft, 18 sind nun in der engeren Auswahl. Ein Großteil umfasst Neubaugebiete, in denen das soziale Wohnen inklusive der Anschlussunterbringung bereits vom Gemeinderat beschlossen ist. Diese werden allerdings nicht sehr schnell realisierbar sein, deswegen brauchen wir noch zwei oder drei weitere Grundstücke, die wir zeitnah angehen können. Denn wir sind noch dieses Jahr aufnahmepflichtig. In der Nähe des Frischemarktes »Schnee« oder im Quartier in Stahringen sind Wohnungen für soziales Wohnen denkbar. Auch der Parkplatz am Hecker-Gymnasium ist nicht aussichtslos. Wenn dort zehn Parkplätze verlorengehen, muss man das aushalten.«
WOCHENBLATT: Stattdessen ist in der Strandbadstraße nun eine Wohnbebauung geplant. Wie soll dafür gesorgt werden, dass dort keine Luxusbauten entstehen?
OB Staab: »Ich kann mir vorstellen, dass man dieses Grundstück auch veräußert und diese Finanzmittel in Sachen Anschlussunterbringung nutzt. Das ist aber noch nicht entschieden. Mit einem Mehrfamilienhaus - egal ob es die Stadt oder ein Investor baut - wird es immer so sein, dass die baulandpolitischen Grundsätze gelten. Das ist felsenfest gesichert.«
WOCHENBLATT: Rechnen Sie auch bei den Alternativstandorten mit Gegenstimmen aus der Bevölkerung ?
OB Staab: »Es gibt keinen Standort, der nicht in irgendeiner Form Kritik auslöst. Das ist ganz normal, denn wir leben in der Stadt auf beengtem Raum. Man muss bei dieser Thematik auf die Hinweise der Bürger so weit als möglich eingehen.«
WOCHENBLATT: Wird Radolfzell die Anschlussunterbringung von Flüchtlingen bewerkstelligen?
OB Staab: »Ja wir schaffen das! Wir werden nächstes Jahr rund 90 Flüchtlinge aufnehmen, wenn wir da mit 40 Nachziehenden rechnen, sind das 130 Menschen.«
WOCHENBLATT: Bei der Gestaltung der Wiese am Yachthafen sowie bei der Realisierung des Spielplatzes im »Hübschäcker« in Böhringen wurde die Bevölkerung stark miteinbezogen. Ein Model für die Zukunft?
OB Staab: »Das war eines meiner Wahlversprechen. Wir wollen mehr Bürgerbeteiligung, das ist heute unabdingbar. Wir haben auch mit viel Bürgerbeteiligung einen Stadtentwicklungsplan 2030 geschaffen, und das muss und wird sich bei der Umsetzung dieser Projekte widerspiegeln. Das wird nicht bei jedem Projekt machbar sein, aber die Wiese am Yachthafen ist für mich ein Vorzeigeprojekt der Bürgerbeteiligung.«
WOCHENBLATT: Wie heißt der Radolfzeller Oberbürgermeister, der 2022 im Milchwerk die Neujahrsrede halten wird?
OB Staab: »Das entscheiden die Bürger im Herbst 2021. Ich hoffe, das Vertrauen der Bürger noch einmal gewinnen und den Stadtentwicklungsplan 2030 abschließen zu können.«
- Simone Weiß
Autor:Redaktion aus Singen |
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