SPD im Landkreis wählt Doppelspitze
Neues Selbstbewusstsein als die „Kanzlerpartei"

Nach den Wahlen und mit Blumen bedacht: der neue Kreis-Co-Vorsitzende Tim Strobel, der bisherige Kreisvorsitzende Tobias Volz, Co-Vorsitzende Lina Seitzl und Generalsekretär MdL Sascha Binder. | Foto: Oliver Fiedler
  • Nach den Wahlen und mit Blumen bedacht: der neue Kreis-Co-Vorsitzende Tim Strobel, der bisherige Kreisvorsitzende Tobias Volz, Co-Vorsitzende Lina Seitzl und Generalsekretär MdL Sascha Binder.
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Das war die eine Seite des Kreisparteitags der SPD am Mittwochabend letzter Woche im Tagungsraum des Radolfzeller Milchwerks: Mit einer Schweigeminute wurde die Versammlung angesichts des seit schon fast zwei Wochen wütenden Kriegs in der Ukraine eröffnet. Die andere Seite: mit einem kraftvollen Ergebnis wurden an diesem Abend Dr. Lina Seitzl (MdB) aus Konstanz und Tim Strobl aus Engen zur neuen Doppelspitze des SPD-Kreisverbands in der Nachfolge von Tobias Volz gewählt. Dafür musste auch die Satzung des Kreisverbands geändert werden. Insgesamt war diese Kreisversammlung ein großer Umbruch im Führungsteam gewesen. Freilich wird nun entschlossen nach vorne geblickt, um als die „Kanzlerpartei“ nun auch wieder „Volkspartei“ werden zu können. Rund 900 Mitglieder hat die SPD im Landkreis derzeit. Schon wegen der Altersstruktur wurden in den letzten Jahren vermehrt Ortsverbände zu Regionalverbänden zusammengelegt.

Tobias Volz blickte auf die letzten zehn Jahre zurück. Es sei eine große Ehre für ihn gewesen, dieses Amt auszuführen. Er sei damals in der Nachfolge von Peter Friedrich in das Amt eingetreten und habe viele Krisen erleben müssen. 2011 haben man mit einer grün-roten Landesregierung noch eine sehr erfolgreiche Phase eröffnet. 2016 habe es trotzdem eine Zäsur gegeben, bei der damals Hans-Peter Storz wie Peter Friedrich nicht in den Landtag einziehen konnten. „Wir haben da bis zur Bundestagswahl im letzten Herbst eine große Durststrecke durchmachen müssen“, bekannte Volz in seinem bewegten Rückblick. Auch in den Ortsvereinen Radolfzell, Gottmadingen wie Engen habe es große Strukturprobleme gegeben, die einer Lösung bedurften, so Volz. „Es hat geklappt“, so Volz in seiner kurzen Bilanz, in der er sich auch bei allen bedankte, die ihn da unterstützt hätten. Die schwerste Zeit für ihn sei die OB-Wahl in Stuttgart gewesen, in der er sich sogar mit dem Gedanken getragen hätte auszutreten, nachdem die Landes-SPD den Tengener Bürgermeister Marian Schreier nicht zum Zuge kommen ließ, und der dann im Alleingang seinen Wahlkampf durchziehen musste.

Mit den Neujahrsempfängen in Engen wie in Konstanz habe man gute Marken gesetzt. Auch den Heckerhut habe man wiederbeleben können, wenn auch die Verleihung in den letzten beiden Jahren ausgesetzt werden musste. Bei den letzten Wahlen habe man ein „besser gehts nicht“ erreicht, zeigte sich Volz zufrieden. Das Fehlen des persönlichen politischen Austausches habe ihm in den letzten zwei Jahren freilich schon sehr weh getan. Und schöner sei es, diesen Abend in Präsenz zu verbringen.

Die folgenden Wahlen bedeuten einen großen Umbruch: Tim Strobel stellte sich als einer vor, der die Weichen mit in Richtung Zukunft der Sozialdemokratie stellen will. Er ist bereits Polit-Profi als Mitarbeiter des Europaabgeordneten René Repasi in Karlsruhe und trotzdem sei er über den Ortsverband Engen und als Mitglied Kommunalpolitiker mit ganzen Herzen. Er erhielt in der geheimen Wahl 54 der 58 möglichen Stimmen. Dr. Lina Seitzl sieht sich als Teil des Aufbruchs junger Politiker bei dieser Wahl – immerhin 206 Abgeordnete seien neu im Bundestag. Ihre Vision wäre, stärkste Partei im Landkreis zu werden und sie wolle auch als „Kanzlerpartei“ in den Kommunalwahlkampf gehen. Sie bekam 53 Stimmen. Zu neuen StellvertreterInnen wurden Anne Messmer (SPD-Co-Vorsitzende in Radolfzell) und Marian Scheier (Bürgermeister Tengen) gewählt. Verabschiedet wurde die bisherige Stellvertreterin Melanie Geiggen (OV Volkertshausen), die als „Maschinenraum“ des Kreisverbands gewürdigt wurde. Ursel Hanser wird weiter die Kasse führen, auch Schriftführer Gunter Roos ist nochmals eine Amtsperiode dabei. Weil Politik immer vielfältiger wird, wurde der Beirat des Vorstands auf 14 Mitglieder erhöht, wo sich Senioren, Jusos, Richter oder auch Klinikmitarbeiter finden. Verabschiedet wurde auch der langjährige Pressesprecher Winfried Kropp, der immer noch viel mehr gewesen war als dies, wie in der ausführlichen Würdigung betont wurde. Kropp ist auch aktives Vorstandsmitglied des Mieterbunds und Mitarbeiter des Abgeordnetenbüros von MdL Hans-Peter Storz.

Autor:

Oliver Fiedler aus Gottmadingen

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