Julien Catediano hat trotz einer körperlichen Behinderung seine Ausbildung zum Berufskraftfahrer erfolgreich beendet
Großes bewegen
Radolfzell. Julien Catediano hat seine Ausbildung zum Berufskraftfahrer erfolgreich abgeschlossen. Das klingt zunächst einmal nach einer unspektakulären Meldung. Betrachtet man aber die ganze Geschichte, so wird die Nachricht zu etwas besonderem, denn der 29-Jährige verlor infolge eines Autounfalls einen Unterschenkel. Dass er trotz dieser Behinderung nun am Steuer der großen LKWs des Radolfzeller Abbruch- und Transportunternehmens Joos sitzen darf ist die Folge eines, teilweise steinigen Ausbildungswegs, erinnert sich Catedianos Chef, Manfred Joos. Er erinnert sich auch noch daran, dass Catediano bis zu seinem tragischen Unfall als Bauhelfer im Unternehmen gearbeitet hat. Nach anderthalbjähriger Genesungsphase wollte er wieder zurück in den alten Job.
Doch mit der Unterschenkelprothese sah Joos schwarz für diese Pläne. Trotzdem wollte er seinen Mitarbeiter nicht hängen lassen und setzte deshalb viele hebel in Bewegung um dem jungen Familienvater die Ausbildung zum Berufskraftfahrer zu ermöglichen. Unterstützung gab es dafür von der IHK und der Bundesagentur für Arbeit wurden viele Hürden genommen. »Das Problem war, dass solch ein besonderer Fall nirgends geregelt ist. Das hat viele Diskussionen ausgelöst, teilweise hoch bis auf die Ebene der zuständigen Ministerien«, erklärt Elmar Häusler, der bei der IHK Hochrhein-Bodensee für den Bereich AUs- und Weiterbildung im Transportgewerbe zuständig ist.
Er freut sich, dass Catediano trotz der vielen Widrigkeiten durchgehalten hat. »Dieser Erfolg ist ein Hoffnungszeichen für Menschen mit Handycap und kurvenreicher Vita«, betont Häusler. Die Schwierigkeiten begannen schon damit, dass Catediano beim TÜV demonstrieren musste, dass er mit der Unterschenkelprothese überhaupt sicher in einen LKW einsteigen kann. »Ich musste unter Aufsicht eines Sachverständigen mehrmals ein- und wieder aussteigen um zu demonstrieren, dass das kein Problem ist«, erzählt Catediano mit einem grinsen.
Ganz ohne Auflagen ging es dann aber doch nicht. Die Berufsgenossenschaft erlaubt ihm nur das Fahren von LKWs mit Automatikgetriebe. Eine reine Vorsichtsmaßnahme, denn PKWs kann und darf er auch mit Schaltgetriebe fahren, erklärt er im Gespräch mit dem WOCHENBLATT. Gefragt nach der größten Schwierigkeit in der Ausbildung muss der 29-jährige nicht lang überlegen. »Das schwierigste war, nach zehn Jahren Pause wieder die Schulbank drücken zu müssen«, gesteht er. Denn die Ausbildung zum Berufskraftfahrer sei viel umfangreicher, als sich viele vorstellen können. Es gehört neben der Fahrpraxis auch viel Theorie dazu, wie Routenplanung, Transportrecht oder Fahrzeugtechnik. »Viele schauen blöd, wenn ich im Sommer mit kurzer Arbeitshose unterwegs bin und man die Prothese sieht. Dann kommt oft die Frage, wie das überhaupt geht. Ich sage dann immer, wo ein Wille ist, ist auch ein Weg«, erklärt Catediano.
- Dominique Hahn
Autor:Redaktion aus Singen |
Kommentare